Je wärmer es wird, desto mehr zieht es Pflanzen nach oben.
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Neuenburg – Die Klimaerwärmung führt dazu, dass viele Pflanzen neue Regionen kolonisieren können oder auch müssen. Zwei Möglichkeiten stehen ihnen dafür offen: polwärts und aufwärts. Sie können nun auch in höheren Lagen zu keimen und wachsen. Allerdings ist dieses Neuland keine vollständige Entsprechung dessen, was sie weiter unten zurücklassen, berichtet die Universität Neuenburg.

Der Grund dafür sind die vielfältigen Symbiosen, die Pflanzen mit Bodenmikroben eingehen, Bakterien ebenso wie Pilzen. Diese Partner sind für die Gesundheit und das Wachstum von Pflanzen unerlässlich. Und in neubesiedelten Regionen sind sie nicht im gleichen Ausmaß oder Mischverhältnis vorhanden wie in der "alten Heimat" – das kann Folgen haben.

Gipfelsturm mit Hindernissen

Ludovico Formenti und Sergio Rasman von der Universität Neuenburg untersuchten dies am Beispiel des Breitwegerich (Plantago major), einem Verwandten des bekannteren Spitzwegerichs. Dabei stellte Formenti fest, dass die wurzelassoziierten Mikroorganismen das physische und chemische Erscheinungsbild des Krauts beeinflussen.

Der Breitwegerich kann aufgrund des Klimawandels bis fast 2.000 Meter über dem Meer wachsen. Die dortigen Bodenorganismen begünstigen zwar ebenfalls das Pflanzenwachstum. Allerdings scheinen die chemischen Abwehrkräfte der Pflanzen dort schwächer auszufallen als in Partnerschaft mit den Bodenmikroben in tieferen Lagen. Formenti spricht von einer "beunruhigenden Entkopplung". (red, APA, 22. 1. 2020)