Schönbrunn zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Österreichs: 2018 wurden knapp vier Millionen Eintritte ins Schloss verzeichnet.

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Menschenmassen, die sich über den Stephansplatz wälzen. Warteschlangen vor traditionellen Innenstadt-Cafés, Museen oder allerhand anderen Sehenswürdigkeiten. Volle Einkaufsstraßen und Shoppingmalls. Dass Wien mehr und mehr Besucher aus dem In- und Ausland anzieht, lässt sich bei einem aufmerksamen Stadtbummel mit freiem Auge erkennen.

Untermauert wird das Ganze durch Zahlen des Wien Tourismus: Denn erneut wurde im Vorjahr eine Reihe von Tourismusrekorden in Wien erzielt. Mit 17,6 Millionen Gästenächtigungen wurde der Bestwert aus dem Vorjahr um 6,8 Prozent überboten. Insgesamt wurden 7,9 Millionen Ankünfte von Touristen gezählt. Und erstmals dürfte bei den Nächtigungen die Umsatzmilliarde geknackt worden sein, wie Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Tourismusdirektor Norbert Kettner am Mittwoch bekanntgaben.

Kampf gegen negative Begleiterscheinungen von Overtourism

Die Rekordjagd ist aber auch mit großen Herausforderungen und Problemen verbunden. Um Einheimische wie Besucher nicht mit negativen Begleiterscheinungen von Overtourism wie Warteschlangen bei Hotspots zu verärgern, versuchen Betriebe auch aktiv gegenzusteuern.

Schloss Schönbrunn ist laut Eigenangaben Österreichs meistbesuchte Sehenswürdigkeit. Im Jahr 2018 wurden fast vier Millionen Eintritte ins Schloss sowie in andere Angebote der Betriebsgesellschaft am Areal verzeichnet. Um des Besucheranstroms besser Herr zu werden, ist bei Hochbetrieb der Eintritt etwa ins Schloss nur noch zu fix vorgegebenen Zeiten möglich. Das begrenzt die Personenzahl zu einer gewissen Zeit im Gebäude und macht es für Besucher angenehmer.

Touristen, die erst vor Ort ein Ticket erwerben, müssen also neben einer möglichen Warteschlange beim Kartenkauf auch Verzögerungen beim Eintritt ins Schloss hinnehmen. Sie können sich die Zeit im Areal vertreiben, ehe sie rechtzeitig zu ihrer angegebenen Eintrittszeit (zum Beispiel 15.15 bis 15.30 Uhr) beim Eingang sein müssen. Bei Verspätung wird das Ticket ungültig.

Vorteile bei Online-Tickets

Um lästige Wartezeiten zu vermeiden, sollen Tickets auch von Individualbesuchern online im Voraus gekauft werden. Zwar wird der Großteil der Tickets noch vor Ort an der Kassa gekauft. Die Online-Individualbuchungen machen aber bereits zwölf Prozent aus, sagt Petra Reiner von der Schloss Schönbrunn Kultur- u. Betriebsges.m.b.H. (SKB). "Und die Tendenz steigt." Gruppenbuchungen würden seit längerem vorrangig im Voraus erfolgen.

Ein weiteres Anreizsystem, Touristen zu lenken, stellt neben der Online-Vorabbuchung der Eintrittspreis dar. Soll heißen: Preise, die sich flexibel an der Nachfrage orientieren. Frühbucher könnten in der Nebensaison und zu Randzeiten bei Ticketschnäppchen zuschlagen, während es für Besucher zu touristischen Stoßzeiten teurer wird.

Tatsächlich ist Dynamic Pricing "ein Steuerungselement, das in Schönbrunn zukünftig auch angedacht ist", bestätigt Reiner dem STANDARD. Ähnlich wie bei Hotels oder Fluglinien längst üblich, könnte dieses Modell der Auslastungssteuerung also auch bald Einzug bei Online-Buchungen für Sehenswürdigkeiten finden. In Zukunft könnten also Besucher zur gleichen Zeit in Schönbrunn unterwegs sein, die unterschiedlich viel Geld für ihre jeweiligen Tickets bezahlt haben. Eine dynamische Preisgestaltung gibt es etwa auch für Lifttickets in mehreren Schweizer Skigebieten – angepasst nach Wetter, Tag und Auslastung.

Viele internationale Gäste

Dass es weitere Maßnahmen zur Steuerung auch in Wien braucht, ist angesichts der jüngsten Tourismusrekorde in der Hauptstadt durchaus realistisch. Im Vorjahr betrafen 83 Prozent der Nächtigungen in Wien übrigens internationale Besucher. Die stärksten drei Nationen bei den Nächtigungen waren Deutschland (3,36 Millionen), Österreich (3,05) und die USA: Erstmals wurden knapp mehr als eine Million Nächtigungen von US-Amerikanern registriert. Bei den Top-Ten-Herkunftsländern stach Spanien mit einer 25-prozentigen Steigerungsrate bei den Nächtigungen im Vergleich zum Jahr 2018 heraus. (David Krutzler, 22.1.2020)