So stellen sich die Grünen die Begegnungszone in der Gumpendorfer Straße vor.

Visualisierung: Grüne Mariahilf

Die Wiener Gumpendorfer Straße soll verkehrsberuhigt werden. Zumindest, wenn es nach den Grünen im sechsten Gemeindebezirk und in der Stadt geht. Die Durchzugsstraße sei "das Thema in Mariahilf" – und zwar schon seit Jahren, sagte der stellvertretende Bezirksvorsteher Michi Reichelt am Mittwoch. Die Bevölkerung wünsche sich mehr Grün, mehr Wasser, höhere Verkehrssicherheit und ganz besonders auch mehr Ruhe.

Denn gerade in den vergangenen Hitzesommern sei es den Bewohnern einfach nicht möglich, die Fenster zu öffnen. Zu stark sei der ständige Durchzugsverkehr. Die 30-km/h-Beschränkung würde selten eingehalten, berichtet Reichelt. Das soll sich ändern. Gemeinsam mit Harald Frey, Verkehrsexperte der TU Wien, präsentierten die Grünen Vorschläge, wie die Straße aussehen soll. "Es geht um die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Bezirk", so Reichelt.

Begegnungszone vor Kino

Im Plan vorgesehen sind etwa neue Einbahnen, breitere und Gehsteige, Fahrbahnanhebungen im Kreuzungsbereich wie auch Grünflächen, Baumpflanzungen und Busschleusen. Mehr als 50 Maßnahmen hat Frey für die Straße ausgearbeitet. Die größte Veränderung ist im Bereich Schadekgasse/Kaunitzgasse vorgesehen: An der Kreuzung zwischen Haus des Meeres und Apollo-Kino soll eine Begegnungszone entstehen.

Grafik: Der STandard

Im dortigen Kreuzungsbereich soll der Boden einen neuen Belag bekommen, die Niveaus von Gehsteig und Fahrbahn sollen – wie schon auf der Mariahilfer Straße – angepasst werden. Stadteinwärts soll hier zudem bis zur Stiegengasse eine Einbahn entstehen. Zusätzliche Bäume wie auch Wasseranlagen sollen das Bild abrunden und Entspannung in anstehenden Hitzesommern bieten.

Eine weitere Niveauanpassung soll es etwas weiter stadtauswärts geben. Der Kurt-Pint-Platz auf Höhe der Stumpergasse soll neu gestaltet werden.

3,5 Millionen Euro für Umgestaltung

Würden alle Maßnahmen umgesetzt, rechnet Frey mit Kosten von rund 3,5 Millionen Euro. Dafür könnte der Verkehr um mehr als 50 Prozent reduziert werden.

Frey hatte bereits im Jahr 2015 einen Umgestaltungsplan für die Grünen entwickelt. Allerdings konnten diese sich nicht durchsetzen. Was jetzt anders sei? Das Bewusstsein der Bevölkerung in puncto Auswirkungen der Klimakrise, sagt Reichelt. Das zeige sich auch in den Wahlergebnissen: Erreichten die Grünen mit 29,8 Prozent bei der Wien-Wahl 2015 noch Platz zwei hinter der SPÖ (33,9) im Bezirk, färbten sie bei der Nationalratswahl den Bezirk um: Mit 34,0 Prozent lagen sie deutlich vor den Roten mit 21,2 Prozent. Die Grünen hoffen nun auch auf Platz eins bei der Wien-Wahl im Herbst.

SPÖ nicht erfreut

"Bei uns in Mariahilf ist es gelebte Praxis, große Gestaltungsprojekte gemeinsam mit der Bezirksbevölkerung zu entwickeln", reagierte der Vorsitzende der Bezirksentwicklungs- und Mobilitätskommission Sandro Beer (SPÖ) in einer Aussendung. Die präsentierten Planungen seien laut der SPÖ eine "Mogelpackung". Einen solchen Plan "ohne Erhebung der Rahmenbedingungen und ohne Beteiligung der Mariahilferinnen und Mariahilfer zu präsentieren, ist bewusste Irreführung der Bevölkerung", erklärte die stellvertretende Klubvorsitzende der SPÖ Mariahilf, Julia Lessacher.

Die Wiener ÖVP begrüßte zwar die "Neugestaltung und Attraktivierung" der Gumpendorfer Straße, in der kommenden Legislaturperiode solle jedoch darüber unter breiter Einbindung der Anrainer und Geschäftsleute im Bezirk beraten und abgestimmt werden, hieß es in einer Reaktion. "Die realitätsfernen Pläne der Grünen, eine zentrale Verkehrsader zu kappen und einmal mehr Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen, lehnen wir aber entschieden ab", betonte ÖVP-Wien Verkehrssprecher Manfred Juraczka. Die Pläne der Grünen seien "einseitig gegen Autofahrer und den öffentlichen Verkehr" gerichtet.

In eine ähnliche Kerbe schlug die FPÖ. Der geschäftsführende Bezirksparteiobmann der FPÖ Mariahilf Leo Kohlbauer bezeichnete die Pläne der Grünen als "entlarvend" und als "regelrechte Hass-Orgie auf Autofahrer". Zudem bezeichnete Kohlbauer auch die "der aktuellen Klima-Hysterie geschuldeten Argumentationen der Grünen im Zusammenhang mit der Gumpendorfer Straße als absurd". (Oona Kroisleitner, 23.1.2020)