Wien – Die Mediaprint, der gemeinsame Verlag (Druck, Vertrieb, Anzeigen) von Österreichs größter Tageszeitung "Krone" und dem "Kurier", will nach STANDARD-Informationen Druckereipersonal auslagern. Dem Vernehmen nach sind mehr als 100 Mitarbeiter in den Druckereien – vor allem die Helfer – betroffen, die Mitarbeiter wurden nach STANDARD-Informationen am Mittwoch informiert. Geplant sind Einsparungen im Druckereibereich und die Auslagerung von Druckereipersonal.

Konzernbetriebsrat Alois Freitag bestätigt diese STANDARD-Infos. Das Übernahmeangebot würde eine "massive Verschlechterung für die Helfer" bedeuten. Am Donnerstag wird laut Freitag über einen Sozialplan verhandelt. Von den Änderungen betroffen sind dem Vernehmen nach 60 Drucker sowie 60 Druckhelfer an den Standorten Inzersdorf und Salzburg.

Die Mediaprint will Druckhelfer, die in der Druckerei Wien-Inzersdorf beschäftigt sind, im Rahmen eines Betriebsteilübergangs an eine externe Firma auslagern. Die Druckhelfer sollen dort ihre Jobs behalten, ab 24. Februar allerdings in den billigeren Metaller-Kollektivvertrag wechseln. Sollten die Druckhelfer dem Vorhaben, mit dem eine Reduktion der Löhne und Freizeitansprüche verbunden ist, nicht zustimmen, gibt es von der Mediaprint das Angebot einer Sozialplanzahlung inklusive Auflösung des Dienstverhältnisses, hieß es aus dem Unternehmen.

Drucker sollen Druckhelferarbeiten mitübernehmen

Die Drucker sollen zugleich Arbeiten, die die Produktion betreffen und die bisher zum Teil von den Druckhelfern erledigt wurden, mitübernehmen. Dieser Veränderung der Arbeitsanforderungen müssen die Drucker jedoch zustimmen oder ebenfalls in die von der Mediaprint offerierte Sozialplanzahlung optieren. Knapp die Hälfte der in Inzersdorf tätigen Drucker soll dem Ansinnen bisher zugestimmt haben.

Alle anderen Drucker und Druckhelfer wurden dem Vernehmen nach bis auf weiteres und bis zu einer Entscheidung bei vollen Bezügen freigestellt. Zu Kündigungen oder Änderungskündigungen soll es bisher noch nicht gekommen sein. Die aktuelle Zeitungsproduktion wird derzeit von einer Ersatzmannschaft durchgeführt. Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft führen derzeit Gespräche über die Pläne.

Bei der Firma, die die Druckhelfer künftig übernehmen soll, handelt es sich um einen Dienstleister im Druckereibereich, der für die Mediaprint, aber auch andere Unternehmen tätig ist. Die Verträge von Druckern und Druckhelfern im Medienbereich gelten in der Branche wegen ihrer Gehaltsstruktur seit Jahren als überdurchschnittlich hoch. Überlegungen von Verlagen, hier Änderungen vorzunehmen, gab es immer wieder.

Freigestellt

In der Gewerkschaft steht man solchen Ansinnen freilich kritisch gegenüber. "Wir haben gestern eine einzigartige Situation im negativen Sinne erlebt", kritisierte GPA-djp-Vorsitzende Barbara Teiber das aktuelle Mediaprint-Vorgehen. Die Mitarbeiter seien am Mittwoch mit Änderungskündigungen konfrontiert worden. Gleichzeitig seien sie freigestellt worden, berichtete Teiber. Den neuen Verträgen zu schlechteren Konditionen müssten die Betroffenen innerhalb einer Woche zustimmen.

Teiber zeigte sich "fassungslos" und hofft, dass nicht kommt, was derzeit am Tisch liegt, und die Freistellungen zurückgenommen werden. "Wir setzen alles daran, dass es heute zu einem Ergebnis kommt", so die GPA-Chefin.

Beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet

46 Arbeiter wurden am Mittwoch von der Mediaprint beim Arbeitsmarktservice angemeldet. Es handelt sich um das sogenannte Frühwarnsystem, das Unternehmen im Vorfeld größerer Restrukturierungen aktivieren müssen. Die Zahl der von den Maßnahmen betroffenen Beschäftigten entspricht einem Drittel der Belegschaft der Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co KG.

Die Mediaprint gehört nach dem ORF und dem Red Bull Media House zu den größten Medienhäusern Österreichs, die "Krone"/"Kurier"-Verlagstochter erwirtschaftete 2017/2018 mit rund 1.400 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 426 Millionen Euro.

"Keine Kündigungen", "umfangreiches Sozialplanangebot"

Update: Nach Gesprächen am Donnerstag gaben GPA-djp, Betriebsrat und Geschäftsführung der Mediaprint am Donnerstagabend eine gemeinsame Erklärung ab. "Das von allen Seiten akzeptierte Ergebnis sieht vor, dass keine Kündigungen ausgesprochen werden. All jene, die mit dem Betriebsteilübergang oder geänderten Arbeitsbedingungen nicht einverstanden sind, wird ein umfangreiches Sozialplanangebot zur Verfügung gestellt. Dieses sieht vor, dass neben erhöhten Abfindungen eine Arbeitsstiftung eingerichtet wird", heißt es darin.

Am Freitag sollen in Betriebsversammlungen an allen drei Standorten die Mitarbeiter im Detail informiert werden, "das Erscheinen der Tageszeitungen ist an allen Produktionsstandorten damit sichergestellt".

"Wir freuen uns, dass durch das Verhandlungsergebnis weitere betriebliche Auseinandersetzungen verhindert werden können und wir als Gewerkschaft einen Beitrag zur innerbetrieblichen Konfliktlösung, zum Wohl der Mitarbeiter leisten konnten", sagt Karl Dürtscher, Bundesgeschäftsführer, GPA-djp.

Mediaprint-Geschäftsführer Christoph Niemöller: "Rahmenbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verändern ist nie einfach, doch ist dieser Schritt für die Zukunft des Unternehmens dennoch notwendig. Darüber hinaus sind wir froh im heutigen Gespräch eine dauerhafte Auseinandersetzung verhindert zu haben."

Und Michael Ritzinger, Betriebsratsvorsitzender Mediaprint Druckerei, wird in einer Aussendung so zitiert: "Die Herausforderungen, vor die wir als Belegschaftsvertretung gestellt wurden waren unerwartet und extrem unerfreulich. In intensiven Verhandlungen mit der Geschäftsführung konnten wir die Folgen dieser Maßnahmen deutlich abmildern." (red, APA, 23.1.2020)