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Der mittlerweile verstorbene Apple-CEO Steve Jobs präsentierte am 27. Jänner 2010 das erste iPad.

Foto: AP Photo/Paul Sakuma

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Sorgte früher für Spott, findest sich aber mittlerweile auch im Apple-Angebot beim iPad Pro wieder: die Bedienung mittels Stift.

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Das iPhone war nicht das erste Smartphone und das iPad nicht der erste Tabletcomputer. Dennoch wird beides Apple zugeschrieben. Am 27. Jänner 2010 zauberte CEO Steve Jobs bei einem Event ein "magisches und revolutionäres" neues Produkt hervor. Seine Worte. Wir blicken auf zehn Jahre Apple-Tablet und Herausforderer zurück.

Nischenmarkt

Tablets waren zum damaligen Zeitpunkt ein Nischenmarkt und wurden vor allem mit Stiften bedient. Eigentlich hatte Microsoft hier die Nase vorne. Schon 2001 führte das Unternehmen eine Produktkategorie namens Tablet PC ein. Diese waren jedoch vorrangig als Businessgeräte gedacht. Dass ein Tablet mit Touchscreen auch Privatnutzer interessieren könnte, war in den frühen 2000ern kein Thema.

Und dann kam Apple und zeigte mit viel Marketinggeschick, wie man Konsumenten etwas schmackhaft macht, von dem sie bis dahin gar nicht wussten, dass sie es haben wollen. Ein einfaches Gerät zum Surfen, E-Mail-Schreiben, Spielen – mehr Bildschirm als ein Smartphone, weniger komplex als ein Computer. Schick, sleek und simpel zu bedienen.

Der Youtube-Kanal Apple Explained zeigt die Evolution der iPads.
Apple Explained

Überrascht waren damals die an hohe Apple-Preise gewöhnten Branchenbeobachter vom Preis des neuen Geräts. Apple bot das erste iPad ab 499 Dollar an. Die Skepsis war im Vergleich zu iPod und iPhone zum Start des iPads zwar nicht ganz so groß. Dennoch rätselten viele, was das Tablet für Vorteile brächte. Wer braucht noch ein Gerät, wenn man ohnehin schon Computer und Smartphone hat? Noch dazu gab es mehrere Kritikpunkte: Das Betriebssystem war damals noch nicht multitaskingfähig, es hatte keine Kamera, eingeschränkte Anschlussmöglichkeiten und unterstützte die damals noch weit verbreitete Flash-Technologie nicht. Auch der STANDARD war skeptisch und verortete "Elf Dinge, die dem iPad das Genick brechen". Wir haben uns geirrt.

Apple blieb Marktführer

Dass Konsumenten aber doch recht schnell ein Nutzungsszenario für sich finden sollten, zeigte sich bald. Die einfache Bedienung machte das iPad zu einem idealen Gerät für Personen, die mit Computern sonst weniger am Hut hatten. Fehlende Features wie eine Kamera wurden nachgereicht, Flash starb praktisch aus.

Die Konkurrenz bemerkte den Erfolg des iPads ebenfalls. Hersteller wie Samsung, Motorola, Lenovo, Amazon oder Huawei brachten in den Folgejahren eigene Tablets auf den Markt – teilweise zu wesentlich niedrigeren Preisen und mit Android als Softwarebasis. Auch Microsoft stieg mit seinen Surface-Modellen wieder ein. Apple legte in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche neue Modelle und Formate nach – Air, Mini und Pro mit unterschiedlichen Display-Größen – und blieb damit bis jetzt Marktführer unter den Hardwareherstellern.

Entwicklung des Tablet-Marktes.

Der Tablet-Markt sah schon bessere Zeit als jetzt, vor allem 2013 und 2014 wurden laut einer Auswertung von Statista mehr Geräte verkauft. Zuletzt legte er aber wieder leicht zu. Im dritten Quartal 2019 wurden laut Zahlen von Digitimes Research 44,32 Millionen Tablets ausgeliefert, ein Zuwachs von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Marktforscher gingen Ende des Jahres davon aus, dass die Verkaufszahlen im Schlussquartal weiter wachsen werden.

Tablets haben niemals die Relevanz von Smartphones erreicht, dennoch konnte sich die Gerätekategorie etablieren und ist mittlerweile in vielen Haushalten zu finden. Zwischen Computer und Smartphones haben Tablets eine Lücke geschlossen, die zuvor gar nicht existiert hatte. Und das kann man durchaus als Zauberei bezeichnen. (Birgit Riegler, 27.1.2020)