Chrome mag mittlerweile das Web dominieren, trotzdem gibt es zahlreiche gute Alternativen.

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Eines muss man den Google-Entwicklern lassen: Innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt haben sie es geschafft, Chrome zum klar dominierenden Browser aufzubauen. Selbst am klassischen Desktop, wo der Google-Browser praktisch nirgendwo vorinstalliert ist, nutzen mittlerweile rund zwei Drittel aller User den Chrome. Vor allem die hohe Geschwindigkeit und das schlanke Interface waren es, die anfangs die Nutzer anlockten. Zudem ist es Google über die Jahre gelungen, immer an der Spitze der Weiterentwicklung von Webtechnologien zu bleiben – oder diese zunehmend auch selbst voranzutreiben.

Doch in jüngerer Zeit hat sich der Blickwinkel vieler Nutzer darauf, was sie von einem Browser erwarten, gedreht. Themen wie der Schutz der Privatsphäre nehmen in der öffentlichen Diskussion eine immer größere Rolle ein. Und das eröffnet für Chrome-Konkurrenten neue Chancen. Immerhin ist Google selbst einer der größten Datensammler der Welt, womit man nicht ähnlich schnell und offensiv gegen seitenübergreifendes Tracking und andere unerfreuliche Web-Phänomene vorgehen kann. Immerhin würde man damit potenziell das eigene Geschäft beeinträchtigen – und zudem noch viele langjährige Partner verärgern.

Da haben es andere Firmen leichter. Von Brave über Apple bis zu Mozilla setzen mittlerweile die meisten Google-Konkurrenten auf einen stärkeren Schutz der Privatsphäre, um Nutzer für sich zu gewinnen. Doch auch über andere Funktionen versuchen sich andere Browserhersteller zunehmend von Chrome abzusetzen. Alles in allem ein guter Zeitpunkt, um sich wieder einmal umzusehen, was es denn so an Alternativen zur Google-Software gibt und was diese zu leisten vermögen.

Firefox

Mozilla Firefox beim ersten Start.
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Den Anfang in so einer Geschichte muss eigentlich der Firefox machen. Dies nicht nur, weil er noch immer der von den Lesern und Leserinnen auf derStandard.at am meisten genutzte Browser ist, sondern auch, weil ihm eine entscheidende Rolle in der Browsergeschichte zukommt. Aus den Trümmern von Netscape als "Phoenix" auferstanden, konnte der Mozilla-Browser die einstige Allmacht des Internet Explorer brechen. Weltweit betrachtet, wurde dies den Firefox-Machern allerdings nicht sonderlich gedankt, die Marktanteile sind in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.

Features: Ein Punkt, warum viele Nutzer den Firefox hinter sich gelassen haben, waren Performance-Defizite. Chrome war im direkten Vergleich einfach oft merklich flotter. Mittlerweile hat Mozilla in dieser Hinsicht aber massive Fortschritte gemacht, ein aktueller Firefox muss sich kaum mehr hinter der Google-Konkurrent verstecken. Zudem gibt es einige optionale Funktionen wie einen Passwort-Manager namens Firefox Lockwise oder auch ein Tool, um vor durchgesickerten Login-Daten zu warnen (Firefox Monitor). Mit Firefox Send hat Mozilla des Weiteren ein einfaches Tool zum sicheren Transfer von Daten im Angebot. Und nicht zu vergessen, die Lese-App Pocket ist ein fixer Teil von Firefox, gehört sie doch mittlerweile zu Mozilla. Das wahre Alleinstellungsmerkmal ist aber ein anderes: Firefox verwendet mit Gecko nämlich eine eigene Rendering-Engine zum Anzeigen von Webinhalten – etwas, das mittlerweile zu einer Seltenheit geworden ist.

Bei jeder Seite kann der Tracking-Schutz individuell eingestellt werden.
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Privacy: Firefox blockiert von Haus aus einen Großteil all jener "Third Party Cookies", die für seitenübergreifendes Tracking eingesetzt werden. Zudem versucht man auch sonst das Sammeln "digitaler Fingerabdrücke" durch Webseiten und Werbenetzwerke zu unterbinden. All diese Einstellungen sind bequem zu erreichen und können in ihrer Schärfe individuell angepasst werden, wenn eine Webseite Probleme macht. Eine weitere aktuelle Neuerung ist ein eigener Firefox VPN zur zusätzlichen Absicherung der Datenverbindung. Und mit DNS over HTTPS unterstützt man auch aktuelle Ansätze, um zu verhindern, dass Dritte auf der Datenleitung – etwa der eigene Provider – mitlesen können, welche Seiten man ansurft. Dabei unterstützt man mittlerweile mehrere Anbieter, nachdem zunächst die exklusive Partnerschaft mit Cloudflare für einige Kritik gesorgt hatte. Immerhin bekam damit dann erst recht wieder ein großes Unternehmen Einblick in die Tätigkeiten der Nutzer – auch wenn dieses versichert, nicht mitzuloggen.

Minuspunkte: Das größte Problem von Firefox ist nicht auf der technischen, sondern auf der geschäftlichen Seite angesiedelt. Bis dato finanziert sich Mozilla fast ausschließlich über Deals mit Suchmaschinenbetreibern, die dafür zahlen, dass ihr Angebot als Default-Wahl eingestellt wird. Selbst wenn man davon absieht, dass damit der Großteil des Geldes für die Entwicklung von Firefox erst recht wieder von Google und dessen Werbegeschäft kommt, machen sich damit auch die schwindenden Marktanteile zunehmend negativ bei den Einnahmen von Mozilla bemerkbar. Immerhin ist diese Platzierung weniger wert, wenn die Zahl der Nutzer zurückgeht. Angesichts dessen würde Mozilla gerne neue Geschäftsfelder erschließen. Ein Beispiel hierfür ist der erwähnte VPN, der um fünf Euro monatlich verkauft wird. Freilich muss sich erst zeigen, ob diese Strategie erfolgreich ist. Immerhin handelt es sich dabei um nichts anderes als eine mit anderem Branding versehene Variante von Mullvad – und zwar zum gleichen Preis. Auch sonst läuft der Aufbau neuer Geschäftsfelder bisher nicht so wie erhofft, was zur Folge hat, dass Mozilla gerade erst 70 Mitarbeiter entlassen musste. Ein weiteres Problem für Firefox: Die schwindenden Marktanteile in Kombination damit, dass fast alle anderen Anbieter mittlerweile die Chrome-Basis Chromium verwenden, führen dazu, dass sich Webentwickler immer weniger um den Mozilla-Browser scheren. Dies könnte in eine Abwärtsspirale münden. Denn wenn immer mehr Webseiten im Firefox Probleme machen, dürfte wohl so mancher Nutzer darüber nachdenken, ob es nicht an der Zeit ist, den Browser zu wechseln.

Plattformen: Windows, macOS, Linux, Android, iOS. An dieser Stelle eine kurze Randbemerkung, die für alle folgenden Programme gilt: Die iOS-Version ist ein Sonderfall. Apple untersagt die Nutzung eigener Rendering-Engines, womit hier alle Browserhersteller die gleiche Basis verwenden müssen.

Microsoft Edge

Microsoft Edge nutzt seit kurzem eine Google-Basis.
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Die Geschichte der Browserentwicklung bei Microsoft ist eine äußerst wechselhafte: Nach einer Frühphase, in der der Internet Explorer von vielen als durchaus willkommene Alternative zu Netscape begrüßt wurde, folgte eine Phase der kompletten Marktdominanz, auf die Microsoft wiederum mit der weitgehenden Einstellung der Browserentwicklung reagierte. Durch die neue Konkurrenz von zunächst Mozilla und dann Google kam neuer Schwung in die IE-Entwicklung, bis sich Microsoft irgendwann eingestand, dass es Zeit für einen Neuanfang war´– und es folgte der Microsoft Edge. Doch auch damit hatte man nur sehr begrenzten Erfolg, also folgte vor kurzem die nächste Volte: Statt einer eigenen Rendering- und Javascript-Engine, greift Microsoft nun kurzerhand zu Chromium und arbeitet im Rahmen dieses Projekts eng mit Google zusammen.

Features: Die einfachste Art, Edge zu beschreiben, ist: wie Chrome – nur mit Microsoft statt Google. Für Aufgaben wie die Synchronisation der Daten kommen hier also nun Dienste des Windows-Anbieters zum Einsatz. Ansonsten halten sich die Unterschiede noch in engen Grenzen. Ein zusätzliches Feature wären etwa die "Collections", mit denen die Nutzer Schnipsel wie Bilder oder Text aus dem Web sammeln können. Für Firmen aber wohl noch wichtiger: Auch hier gibt es wieder einen Kompatibilitätsmodus für Seiten, die nur mit dem Internet Explorer zusammenarbeiten – und ja, so etwas soll es in so manchem Firmennetzwerk auch im Jahr 2020 noch immer geben.

Edge bietet ähnliche Funktionen wie Chrome, nur dass hier eben Microsoft-Accounts verwendet werden.
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Privacy: Erfreulich hebt sich Edge aber auch beim Tracking-Schutz ab. Von Haus aus werden hier nämlich bereits einige Tracker blockiert, wie beim Firefox gibt es zudem die Möglichkeit, in dieser Hinsicht strikter vorzugehen – auf die Gefahr hin, sich Probleme mit einzelnen Seiten einzufangen.

Minuspunkte: Die zentrale Frage ist philosophischer Natur: Wenn jemand schon ein grundlegendes Problem mit einem Google-Browser hat, warum sollte er dann ausgerechnet auf ein Produkt aus dem Hause Microsoft wechseln? Dazu kommt, dass die Unterschiede zu Chrome derzeit noch sehr gering sind. Aber es gibt auch die umgekehrte Perspektive, die dem Hersteller wohl besser gefallen dürfte: Wer einfach nur einen modernen Browser nutzen will, für den gibt es unter Windows jetzt deutlich weniger Grund, sich Chrome nachträglich zu besorgen.

Plattformen: Windows, macOS, Android und iOS. Eine Linux-Version ist laut Microsoft in Entwicklung.

Safari

Safari gibt es nur unter macOS und iOS (plus iPadOS) – die Windows-Version wurde schon lange eingestellt.
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Eigentlich bildet Apples Safari in dieser Liste eine Ausnahme – ist er doch der am stärksten verbreitete Browser, den sich niemand aktiv heruntergeladen hat. Der Marktanteil wird nämlich vor allem durch die Vorinstallation auf macOS und iOS bestimmt. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass es deswegen ein schlechtes Stück Software wäre.

Features: Schon seit seinen Anfängen legt Apple beim Safari Wert auf ein schlankes Auftreten. Der zentrale Grund für viele, Safari zu nutzen, ist aber wohl die enge Verzahnung mit anderen Apple-Services und -Geräten – also etwa zwischen macOS am Desktop und iOS am Smartphone. Auch Apple Pay hat der Browser integriert. Dazu gibt es noch einige nette Features wie einen eigenen Lesemodus. Die Basis von Safari bildet übrigens die Rendering-Engine Webkit, die wiederum eine Weiterentwicklung von KHTML aus dem Linux-Desktop-Projekt KDE ist. Gleichzeitig war Webkit aber auch lange die Rendering-Engine für Chrome, bevor Google die Entwicklung in Form von Blink abspaltete. Das heißt auch, dass es hier weiter viele Gemeinsamkeiten gibt.

Der Apple-Browser weist einen eigenen Reader-Mode auf.
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Privacy: Apple hat sich in den vergangenen Jahren als Vorreiter in Sachen Privatsphäre positioniert, wohl nicht zuletzt deshalb, weil man hier die Achillesferse des Android-Herstellers ausgemacht hat. Also blockiert der Safari viele Tracker bereits von Haus aus, das Ganze nennt sich "Intelligent Tracking Prevention" und nutzt Maschinenlernen, um auszuwählen, welche Cookies blockiert und welche durchgelassen werden.

Minuspunkte: Im Vergleich zu anderen Browsern wirkt die Entwicklung von Safari manchmal etwas behäbig, was auch dazu geführt hat, dass die Apple-Software nicht unbedingt zu den Favoriten von Webentwicklern gehört. Apple verschließt sich immer wieder Neuerungen, auf die sich die anderen Anbieter geeinigt haben, oder lässt sich bei deren Auslieferung zumindest länger Zeit. Eine weitere Schwäche ist die geringere Anzahl von erhältlichen Browser-Erweiterungen.

Plattformen: macOS, iOS und iPadOS.

Brave

Brave ist von Anfang an mit einem Privacy-Fokus entstanden.
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Während viele der an dieser Stelle genannten Browser nachträglich Privacy-Verbesserungen vorgenommen haben, wurde Brave gleich mit diesem Fokus entwickelt. Vom ehemaligen Mozilla-Chef Brendan Eich 2015 initiiert, wurde vergangenen November endlich die Version 1.0 veröffentlicht. Als Basis kommt einmal mehr Googles Chromium-Projekt zum Einsatz.

Features: Dreh- und Angelpunkt von Brave ist der integrierte Adblocker. Soll dieser doch dafür sorgen, dass der Browser erheblich schneller als andere Browser ist – zumindest in deren Grundausstattung. Der Hersteller selbst spricht von einer Beschleunigung um den Faktor 3 bis 6. Im Alltag können diese Werte freilich nur selten erreicht werden, aber natürlich ist es nicht zu leugnen, dass eine Seite schneller geladen und dargestellt wird, wenn sich weniger Objekte darauf befinden. Auch der Stromverbrauch reduziert sich auf diese Weise. Der Adblocker ist auch der Kern des Geschäftsmodells von Brave. So will der Anbieter seine Nutzer dazu bringen, eigene, die "Privatsphäre respektierende" Werbungen zu akzeptieren. Diese werden von Brave selbst als Benachrichtigung an den Desktop geschickt. Im Gegenzug gibt es dafür dann eine Bezahlung in Form von sogenannten "Basic Attention Tokens" – ein Token basierend auf Ethereum. "Brave Rewards" wird dieses System genannt. Anschließend können die Nutzer diese Tokens gezielt oder automatisch anhand des Surfverhaltens den eigenen Lieblingsseiten zukommen lassen – minus jenen 30 Prozent, die Brave bei alldem mitschneidet. Auch als ein Art Trinkgeld für interessante Postings oder Tweets lassen sich die Tokens verwenden. Zu den weiteren Features von Brave gehören eine eigene Crypto Wallet sowie ein integrierter Bittorrent-Client. Chrome-Erweiterungen werden ebenfalls unterstützt.

Crypto Wallets unterstützt Brave ebenfalls.
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Privacy: Neben Werbung blockiert Brave schon von Haus aus die meisten Tracker, auch hier gibt es wieder Feineinstellungen im Falle etwaiger Probleme. Zudem nimmt Brave einige Anti-Fingerprinting-Maßnahmen vor und bietet die Möglichkeit, Einbettungen von Facebook oder Twitter auf Webseiten komplett zu blockieren.

Minuspunkte: Das gesamte Geschäftsmodell setzt voraus, dass sich alle Beteiligten darauf einlassen. Und gerade bei Seitenbetreibern scheint das Interesse daran bisher sehr begrenzt. Das hat mehrere Gründe: Einerseits gibt es gewisse grundlegende Animositäten gegenüber Firmen, die zuerst das eigene, bestehende Geschäft unterwandern, um dann ein Alternativangebot auf den Tisch zu legen – an dem sie noch dazu selbst kräftig mitverdienen. Gleichzeitig ist auch nicht klar, wie sich das Modell von Brave für alle Beteiligten finanziell ausgehen soll. Laut Brave werden pro Monat durch die Brave Rewards im Schnitt fünf Dollar kreiert – ein Betrag, der nicht ansatzweise ausreichend wäre, um den Betrieb all der Seiten zu finanzieren, die die Nutzer so im Schnitt besuchen. Gleichzeitig muss natürlich betont werden, dass den Nutzern all dies aus ihrer subjektiven Perspektive egal sein kann, zumal die Brave Rewards ein optionales Feature sind.

Plattformen: Windows, macOS, Linux, Android und iOS.

Opera

Beim Opera passiert vieles im Sidebar.
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Opera war lange so etwas wie eine Ausnahmeerscheinung im Web. Wo Mozilla und Microsoft den Preis für Browser schon früh auf "gratis" festlegten, versuchte sich der ursprünglich aus Norwegen stammende Softwarehersteller am Verkauf seiner Software. Schlanker und vor allem flotter sollte der Browser sein. Viel mehr als einen Achtungserfolg konnte man damit am Browsermarkt aber nie erzielen, und mit dem Auftauchen von Chrome wurde die Situation noch schwieriger. Also entschied sich Opera bereits im Jahr 2013, die Entwicklung einer eigenen Rendering-Engine aufzugeben und auf eine Chromium-Basis zu wechseln, um die Entwicklungskosten zu reduzieren und gleichzeitig die Kompatibilität mit Webseiten zu verbessern. Der ersehnte Aufschwung blieb trotzdem aus, also wurde das Unternehmen im Jahr 2016 an eine chinesische Investorengruppe verkauft.

Features: Bei Opera sind viele Funktionen bereits von Haus aus integriert, für die es bei anderen Browsern Erweiterungen braucht. Das reicht von einem "Speed Dial"-Menü zum raschen Aufruf der beliebtesten Webseiten über eine Lese-App bis zu einer globalen Suchfunktion. Dazu kommen dann noch ein eigener Werbeblocker und eine Crypto Wallet. Ein weiteres Highlight ist die Integration von Messengern wie Whatsapp oder Facebook Messenger als Sidebar im Hauptfenster des Browsers.

Sogar eine integrierte Screenshot-Funktion gibt es.
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Privacy: Auch hier gibt es wieder einen Trackerblocker, dessen Intensität nach Belieben eingestellt werden kann. Zudem bietet Opera einen kostenlosen VPN an, mit dem die Nutzer ihre echte IP-Adresse verschleiern können.

Nachteile: Der VPN-Dienst von Opera mag zwar kostenlos sein, er wertet aber selbst wiederum Daten über das Surfverhalten aus. In jüngerer Vergangenheit wurde zudem gröbere Kritik am Geschäftsgebaren von Opera laut. Der Vorwurf: Opera mache sein Geld mittlerweile nicht zuletzt mit zweifelhaften Kredit-Apps. Das Unternehmen stritt diese Anschuldigungen zwar zunächst zumindest teilweise ab, nahm dann aber Änderungen an den betreffenden Apps vor, um nicht aus dem Play Store von Google geworfen zu werden.

Plattformen: Windows, Linux, macOS, Android, iOS und diverse klassische Mobiltelefone.

Vivaldi

Vivaldi setzt auf ein minimalistisches Äußeres – das aber individuell angepasst werden kann.
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Als eine Art spiritueller Nachfolger von Opera versteht sich Vivaldi. Und das nicht ganz zu Unrecht, steht dahinter doch mit Jon von Tetzchner der langjährige Chef des norwegischen Browserherstellers. Dieser hatte sich selbstständig gemacht, nachdem bei der Opera-Umstellung auf die Chromium-Basis allzu viele klassische Funktionen gestrichen wurden. Mit der grundlegenden technologischen Entscheidung hatte er hingegen weniger Probleme, auch Vivaldi verwendet nämlich den Code aus dem Chromium-Projekt als Grundlage.

Features: Vivaldi fällt zunächst mit einem minimalistischen User-Interface auf, das sich in weiten Teilen individuell anpassen lässt. Ebenfalls interessant ist das "Tab Tiling", mit dem zwei Seiten nebeneinander angezeigt werden können. Dazu kommen dann noch Mausgesten, die Möglichkeit, Tabs im Hintergrund einzufrieren, und ein Feature, um beliebige Seiten im Sidebar zu verankern. Auch eine Leseansicht, frei definierbare Tastaturkürzel und sogar einen Notizblock und ein Screenshot-Tool gibt es hier.

Wer will, kann bei Vivaldi beliebige Seiten in einem Seitenpanel unterbringen.
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Privacy: Vivaldi verspricht, die Nutzer selbst nicht zu tracken. Sonst sind die Funktionen zum Schutz der Privatsphäre eher dünn gesät, auf einen integrierten Tracker-Blocker verzichtet man etwa bisher – allerdings lässt sich so etwas natürlich auch hier über Erweiterungen nachrüsten. Von Haus aus nutzt der Browser Microsofts Bing als Suchmaschine, in "privaten" Fenstern kommt hingegen DuckDuckGo zum Einsatz.

Nachteile: Bisher ist die Verbreitung von Vivaldi sehr gering, womit sich natürlich auch die Frage nach den langfristigen Zukunftsaussichten stellt. Immerhin muss die Entwicklung auch irgendwie finanziert werden.

Plattformen: Windows, macOS, Linux, Android.

Andere Optionen

Am Rande seien auch noch einige kleinere Projekte für jene genannt, die besonders hohe Privacy-Ansprüche haben. Dazu zählt etwa der Tor-Browser, der nicht nur keinerlei Daten sammelt, sondern auch noch sämtliche Kommunikation über das Anonymisierungsnetzwerk Tor leitet. Ebenfalls sehr hohen Standards in Fragen der Privatsphäre haben sich Ungoogled Chromium – ein Chrome-Ableger, bei dem alle Google-Anbindungen entfernt wurden – sowie Icecat, eine Privacy-Abspaltung von Firefox, verschrieben.

Am anderen Ende des Spektrums gibt es natürlich auch bei Chrome selbst die Möglichkeit, die Datensammlungen zu minimieren – etwa indem externe Tracker-Blocker wie Privacy Badger verwendet werden oder indem man gleich generell Third-Party-Cookies in den Einstellungen des Browsers deaktiviert. Und wer auf diverse Komfortfunktionen verzichten kann, kann auch einen aktuellen Chrome noch immer komplett ohne Google-Account verwenden. (Andreas Proschofsky, 27.01.2020)