Einen Vertrag oder ein Abo zu kündigen ist manchmal gar nicht so einfach.

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Jeder schließt im Lauf der Jahre Verträge und Abos ab. Das ist oft mit wenigen Klicks im Netz zu bewerkstelligen. Die Trennung kann allerdings schon etwas schwerer fallen, denn Unternehmen machen es einem nicht immer leicht. Seit fast acht Jahren verschafft die Seite online-kuendigen.at Abhilfe. Betrieben wird sie von einem Idealisten als privates Hobby.

Kündigen per Mausklick

Konsumenten können über das Portal verschiedenste Verträge kündigen, Versicherungen stornieren, Abos abbestellen, Konten auflösen, aus Verein oder Partei austreten oder sich auch von der GIS abmelden. Das Ganze funktioniert so: Aus einer Liste mit derzeit über 3.500 Einträgen wählt man das jeweilige Unternehmen beziehungsweise den jeweiligen Dienst aus, den man kündigen will. In ein Online-Formular gibt man alle benötigten Daten ein. Daraus wird automatisch ein Kündigungsschreiben erstellt. Gültig ist das natürlich nur mit Unterschrift. Diese kann entweder über einen Touchscreen in ein vorgesehenes Feld geschrieben werden oder als Datei per Foto beziehungsweise Scan hochgeladen werden. Alternativ kann man auch die Handysignatur verwenden.

Ist alles ausgefüllt, klickt man auf "Kündigung jetzt abschicken". Das Schreiben wird dann über die Seite per Mail automatisch an die zuständige Stelle geschickt. Sofern ein Unternehmen die Kündigung nicht akzeptiert, kann man sich auch direkt an eine Schlichtungsstelle wenden.

Private Initiative

Betrieben wird die Seite von dem Wiener Computertrainer und Statistikberater Thomas Landauer. Gegründet hat er online-kuendigen.at gemeinsam mit einem Kollegen und betreibt sie seitdem als privates Projekt. "Beim Start von Online kündigen im September 2012 war ich noch etwas naiv. Ich habe mir gedacht: Wie viele Firmen wird es in Österreich geben, bei denen man etwas kündigen kann? 100? 200? Als ich draufgekommen bin, dass es 500 eigenständige Raiffeisen-Banken gibt, habe ich zum ersten Mal geschluckt", sagt Landauer zum STANDARD.

Die Finanzierung der Arbeit erfolgt über Spenden – Gebühren oder Werbung gibt es auf der Seite nicht. Im Netz gibt es inzwischen mehrere Dienste, die das Kündigen von Verträgen anbieten. Viele davon würden aber "für minderwertige Dienstleistungen (das Abschicken eines einziges Faxes) unverschämte Kosten verrechnen", so Landauer.

Das Besondere an seiner Seite sei die Nachbetreuung: "Wenn die Firma nicht antwortet, können die Benutzer die Kündigung noch zweimal abschicken ('Erinnerung'), im Abstand von ein paar Tagen. Und wenn die Firma die Kündigung mit irgendeiner 'Ausrede' ablehnt (beziehungsweise nach den drei Kündigungen/Erinnerungen noch immer nicht reagiert), können die Benutzer den Fall mit einem Klick an die zuständige Schlichtungsstelle übergeben." Der meisten Aufwand im Betrieb der Seite steckt daher auch in der Datenaktualisierung – rund 3.500 Mailadressen müssen stets up to date sein.

Handyverträge am Spitzenplatz

Unbedingt notwendig ist die Seite natürlich nicht, um einen Dienst zu kündigen. Aber sie soll Kunden dabei unterstützen und klärt auch über Missverständnisse auf. Landauer kritisiert etwa, dass oft der Eindruck erweckt werde, dass Kündigen etwas Mühsames und Kompliziertes sei. Manche Unternehmen würden die Informationen gut verstecken oder viele Pflichtangaben bei Online-Formularen abfragen. Auch sei es falsch, dass man zur Kündigung einen eingeschriebenen Brief aufgeben muss. Mitunter empfehlen Firmen die Kündigung auch mittels Anruf bei einer Hotline. Bei solchen Gesprächen werde dann laut Landauer oft versucht, den Kunden noch einmal umzustimmen.

In erster Linie nehmen Nutzer das Portal in Anspruch, um Handy-, Internet- und TV-Verträge loszuwerden. Danach folgen Versicherungen und Fitnesscenter, Hilfsorganisationen sowie Zeitschriftenabos. Bei den einzelnen Unternehmen führt laut dem IT-Experten Mobilfunker "3", gefolgt von GIS und Paidwings, einem Betreiber von dutzenden Dating-Plattformen aus der Schweiz. Neue Firmen kommen laut Landauer laufend hinzu – Nutzer können auch selbst Vorschläge übermitteln.

Dass so einen Service nicht alle Firmen gut finden, ist vorprogrammiert. Landauer sind im Lauf der Jahre auch bereits einige Anwaltsschreiben ins Haus geflattert. "Sehr originell habe ich eine Firma gefunden, die mich aufgefordert hat, ihre Adresse zu löschen, weil es gegen das Datenschutzgesetz verstößt. Also quasi: Ich habe ihre offizielle Firmenanschrift verraten und dadurch ein Geheimnis ausgeplaudert."

Datenschutz

Bei den Kündigungsschreiben müssen Konsumenten personenbezogene Daten angeben, die an die Seite übermittelt werden. Auf der Seite wird erklärt, dass die Daten 36 Monate lang gespeichert werden, um sie bei Problemen mit dem Kündigungsempfänger später noch als Beweismittel heranziehen zu können. Landauer versichert in den Datenschutzerklärungen, dass die Daten an niemanden sonst weitergegeben werden und Nutzer jederzeit die Möglichkeit hätten, ihre Daten zu löschen. Auch weist er explizit darauf hin, dass mit den Daten kein Profiling betrieben werde und auf der Seite keine Tracking-Cookies zum Einsatz kommen.

Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) heißt es auf Nachfrage gegenüber dem STANDARD, dass man zwar keine explizite Empfehlung für die Seite aussprechen könne. Aus dem einfachen Grund, weil man die Angaben der Seite bisher nicht überprüft habe. Allerdings gab es bisher auch noch nie Beschwerden, und der Seiteninhaber betreibe das Projekt mit sehr großem Aufwand. Prinzipiell sei das Ganze eine gute Idee. Selbst bietet der VKI keinen solchen automatisierten Dienst an. Auf der VKI-Website biete man allerdings Musterbriefe an. (Birgit Riegler, 10.2.2020)