Wellen sind für Surfer. The Base geben der Aufregung nur nach, wenn es notwendig ist.

Foto: Marija Kanizaj

Auf die Basis ist Verlass. Was in der Politik kaum jemand unterschreiben würde, in der heimischen Musik gilt das allemal. Zumindest im Falle der Grazer Band The Base. Die besteht seit 30 Jahren, veröffentlichte 1996 ihren ersten Tonträger, und seit 21 Jahren kommen in schöner Regelmäßigkeit neue Alben raus, ein schlechtes war nicht dabei.

Früh ergab sich Sänger Norbert Wally der Kunst des schönen Leids. Was junge Männer halt so tun, wenn sie während langer Stunden der Passivbalz erfahren wirken wollen. Aber er verfügte immerhin schon ebenso früh über eine Stimme, die dieser Rolle zumindest für die Dauer eines herzgebrochenen Songs Glaubwürdigkeit verlieh. Dieser Schmerz war lange das Zehrgebiet der Band: herrlich trübe Nabelschauen aus dem Kreislauf Durst, Korb und Kater. Diese wichen schließlich einer lebenserfahrenen Lakonie. Das Trio schlurfte nun schon länger nicht mehr nur durch seine Songs, es erhöhte das Tempo und gewann dadurch beträchtlich an Attraktivität.

Lässig satt

Das zeigt sich nun wieder auf dem eben erschienenen Album Tribal Instincts, das zu bewerben die Band nun durchs Land tourt, erste Station ist am Freitag das Livestage in Innsbruck.

Den gut abgehangenen Songs im Midtempo verpasst das Schlagzeugspiel des Karlheinz Miklin junior ein lässiges Sättigkeitsgefühl, ohne träge zu wirken. Dennoch ergibt man sich keiner Aufregung, wenn sie nicht notwendig erscheint. Nur keine Wellen, die sind für Surfer.

The Base - Topic

The Base schleichen öfter gemächlich in einen Song, um dann erst so richtig aufzudrehen. Das erinnert von der Haltung her an den Witz mit Vater Bulle, Sohn Bulle und der Herde Kühe im Tal aus Dennis Hoppers Film Colors, den man hier wegen des zu befürchtenden "Aber hallo!" nicht hinschreiben kann.

The Base - Topic

Die musikalische Orientierung der Band geht immer noch nach Übersee, was kann denn der Mississippi dafür, dass der Donald ein Trottel ist? Diese Vorliebe gipfelt im Lied River of Mercy, das klingt wie ein Traditional. Aber um seine Hände in einem sandigen Fluss zu waschen, reicht manchmal schon die Mur.

Die Themen sind Herzschmerz und lebenserfahrene Obskuritäten wie Right Wing Hippie. Hin und wieder kracht es, wie in Morons Like Me, bevor man sich wieder zurücknimmt. Alles natürlich in gepflegte Chronologie gesetzt. Denn bei allem Understatement sind The Base natürlich schon auch Stilisten. Ein schönes Album. (Karl Fluch, 23.1.2020)