Auch heuer wird ein großzügiges Platzverbot verhängt.

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Eine Aufnahme der Demonstration gegen den Akademikerball in Graz.

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Ein ganz normaler Ball, sagen die Organisatoren über ihn, ein Treffen der Rechts-außen-Kräfte Europas, sagen seine Gegner: Heute, Freitag, findet wieder der jährliche Wiener Akademikerball statt. Während in der Hofburg getanzt wird, wird auf der Straße demonstriert. Für die Polizei ist der von der Wiener FPÖ organisierte Ball ein Kraftakt.

Rund 1.600 Beamte werden am Abend in der Innenstadt im Einsatz sein. Erwartet werden etwa 700 Demonstranten, die gegen den Ball unter dem Motto "FPÖ-Burschiball blockieren" mobilmachen. Ab 17 Uhr tritt ein Platzverbot in Kraft. Es inkludiert neben dem Heldenplatz auch den Ring zwischen Bellariastraße und Goethegasse (siehe Grafik).

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Burschenschaftern "in den Weg stellen"

Organisiert wird der Demozug, der um 18 Uhr an der Hauptuniversität starten soll, vom Bündnis "Offensive gegen rechts". In der Ankündigung heißt es, man wolle sich der FPÖ und den Burschenschaftern "in den Weg stellen" und zeigen, was man von der "Ansammlung in einem der repräsentativsten Gebäude Österreichs" halte. Und weiter: "Lassen wir der FPÖ und ihren Burschenschaftern keine Atempause." Der Ballorganisator und blaue Gemeinderat in Wien, Udo Guggenbichler, erklärte im Gespräch mit dem STANDARD, er habe bereits eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht – gegen den Demoaufruf. Er rechnet mit Ausschreitungen.

Organisator Udo Guggenbichler über Gegendemos und einen möglichen Besuch von Heinz-Christian Strache
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Da es in der Vergangenheit rund um die Demonstrationen gegen den Ball immer wieder zu Sachbeschädigungen gekommen ist, hat die Wirtschaftskammer Wien wieder eine Notfallhotline für Betriebe eingerichtet. "Erfreulicherweise sind die Demos in den letzten Jahren friedlich abgelaufen", sagt Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer. Doch im "Ernstfall" werde betroffenen Unternehmern rasche Soforthilfe angeboten.

Protest schon vorab

Während die einen am Abend durch die Straßen ziehen, zeigte das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" schon tags zuvor, was es vom Ball hält. "Schande", war auf dem Transparent zu lesen, das die Vertreter am Donnerstag vor der Hofburg hochhielten. "Wenn es sich um einen normalen Ball handeln würde, hätten wir keine Platzsperren, keine Polizisten, die den Ball schützen, und keine Gäste, die Aussagen treffen, die alles andere als normal sind", sagte der Gemeinderat und grüne Sprecher für Erinnerungspolitik, Niki Kunrath, am Rande der Aktion.

Einige jener Aussagen, die Kunrath aufstoßen, wurden bei der Aktion plakativ auf Schildern präsentiert. Dort wurde etwa Andreas Mölzer, einst EU-Spitzenkandidat der FPÖ, zitiert: "Die EU ist eine Diktatur, dagegen ist das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal gewesen." Eine Aussage, die Mölzer laut einem Bericht der "Süddeutschen" im Jahr 2014 bei einer Veranstaltung getätigt hatte und kurz darauf relativierte.

Nach der Aktion zogen die Vertreter von "Jetzt Zeichen setzen" zum Hotel Sacher und zum Motto am Fluss, "dessen Eigentümer früher etwa den Life Ball unterstützte, aber nun diesen Ball zulässt".

Das Datum der Aktion war laut Kunrath bewusst auf den Tag vor dem Ball gelegt worden. Man wolle an das Lichtermeer am 23. Jänner 1993 erinnern – eine Aktion mit hunderttausenden Teilnehmern gegen das von der FPÖ unter Jörg Haider ins Leben gerufene Volksbegehren "Österreich zuerst", von Kritikern "Anti-Ausländer-Volksbegehren" genannt.

Kritik der IKG

Mit im Bündnis ist auch die Israelitische Kultusgemeinde (IKG). Bei dem Ball handle es sich "um ein Netzwerktreffen von Rechtsextremisten aus ganz Europa, darunter immer wieder auch Shoah-Leugner und -Relativierer", sagt Geschäftsführer Benjamin Nägele. Auch dass der Ball jedes Jahr rund um den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz stattfindet, erntet Kritik. "Der Toten zu gedenken und die Überlebenden zu ehren bedeutet auch, heute und in Zukunft gegen jegliche extremistische Ideologien aufzustehen", so Nägele.

Am Freitag müssen Autofahrer bereits am Nachmittag in der Innenstadt und der Zufahrt in die City mit Staus rechnen, warnt der ÖAMTC. Der Autofahrerklub rät daher, großräumig etwa über den Gürtel oder den Donaukanal auszuweichen. Auch bei den Öffis wird es zu Einschränkungen kommen. Während die U-Bahn planmäßig verkehren wird, werden die Ringlinien wie auch die Citybusse von der Demo beeinträchtigt.

Nach dem Zerwürfnis der FPÖ mit Multifunktionär Heinz-Christian Strache, der in der Vergangenheit den Ball eröffnet hat, sprechen heuer dessen Nachfolger: Bundeschef Norbert Hofer und der geschäftsführende Wien-Obmann Dominik Nepp. (Oona Kroisleitner, 24.1.2020)