Sollen sich Volksschulkinder mit Fluchtszenarien auseinandersetzen?

Foto: Heribert Corn

Wurde da eine "Grenze überschritten", wie Bildungsminister Faßmann meint?

An einer AHS in Wien wurden von einer Theatergruppe Rollenspiele veranstaltet – die Schüler sollten lernen, wie sich Flüchtlinge fühlen, indem man sie verschiedene Stationen (von Behörden befragt werden, warten etc.) durchlaufen ließ. Faßmann und die Bildungsdirektion Wien haben das Spiel abgedreht, nachdem sich die Mutter eines Buben beschwerte.

Grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, wenn Kinder und Jugendliche mit dem Problem der Migration konfrontiert werden (oft genug sind ja Altersgenossen die echten Betroffenen). Dass ein Minister einer türkis dominierten Regierung damit keine Freude hat, kann man sich ausrechnen. Es ist aber auch die Frage, wie das Rollenspiel wirklich ablief, obwohl die Organisatoren und die Schülervertreter sagen, es habe niemand einen (seelischen) Schaden genommen.

Konfrontation mit Flüchtlingsschicksalen

Das Problem dabei scheint zu sein, dass Kinder aus der Unterstufe (nicht aus der ersten Klasse) ohne Vorwarnung durch das Spiel gejagt wurden – und dass die Eltern nicht vorinformiert wurden.

Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, so etwas mit Schülern der Oberstufe zu unternehmen. Die Konfrontation mit Flüchtlingsschicksalen ist angesichts der Relevanz der aktuellen Entwicklungen vertretbar. Die Frage ist aber, ob Ältere das nicht besser verarbeiten. (RAU, 24.1.2020)