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Ein Meer aus Menschen und den Nationalfarben im Zentrum von Bagdad.

Foto: REUTERS/THAIER AL-SUDANI

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Offenbar wünschen manche Demonstranten dem US-Präsidenten Donald Trump den Tod. Das Transparent mit dem Schuh erinnert an eine Pressekonferenz 2008, bei der ein Mann den damaligen Präsidenten George W. Bush mit Schuhen bewarf.

Foto: REUTERS/ALAA AL-MARJANI

Zehntausende Iraker haben sich am Freitag im Zentrum Bagdads versammelt, nachdem der prominente schiitische Kleriker Muqtada al-Sadr zu einem "Marsch der Millionen" aufgerufen hatte. Am Abend eröffneten Polizisten mit scharfer Munition das Feuer, zwei Demonstranten wurden getötet, 25 verletzt-

Videos zeigten dicht aneinandergedrängte Menschenmassen auf dem Al-Hurriya-Platz und in der Nähe der Hauptuniversität. Die Demonstranten mieden aber offenbar den Tahrir-Platz, der ein wichtiges Symbol der Protestbewegung gegen die politische Elite und den wachsenden iranischen Einfluss im Irak geworden ist.

Der "Marsch der Millionen" richtet sich vor allem gegen Washington. Nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani und des irakischen Milizenchefs Abu Mahdi al-Muhandis durch einen US-Angriff fordern al-Sadr und die Demonstranten den Rückzug der US-Truppen aus dem Irak.

Männer und Frauen schwenkten Flaggen in den Nationalfarben Rot-Weiß-Schwarz und riefen Parolen gegen die USA, Israel und den Westen – etwa "Nein, nein, Amerika, nein, nein, Israel, nein, nein, Kolonialismus". "Wir wollen sie alle raushaben – Amerika, Israel und die korrupten Politiker in der Regierung", sagte Raed Abu Zahra, ein Beamter im Gesundheitsministerium, einem Reuters-Journalisten. Er sei extra für die Proteste aus dem Süden des Irak angereist. Er unterstütze auch die andere Protestbewegung: Seit Oktober demonstrieren Irakerinnen und Iraker für eine Gesellschaftsordnung jenseits konfessioneller Linien – und gegen den wachsenden Einfluss des Iran.

US-Abzug gefordert

Al-Sadr forderte einen Zeitplan für den Abzug der "Besatzungskräfte", wie die staatliche irakische Agentur INA meldete. Der schiitische Kleriker lehnt nach eigenen Angaben jegliche ausländische Einmischung ab. Er hat sich laut Experten dennoch dem Iran angenähert, dessen Verbündete seit der US-Invasion im Jahr 2003 vermehrt Schlüsselpositionen in den irakischen Institutionen eingenommen haben.

Der Irak ist zudem auch einer der Schauplätze des Schlagabtausches zwischen Israel und dem Iran geworden: Nach etlichen israelischen Angriffen auf die Iraner und die Hisbollah in Syrien gab es 2019 auch Drohnenangriffe auf Iran-freundliche schiitische Milizen im Irak. (red, Reuters, 24.1.2020)