Bildungsarbeit kann nur gelingen, wenn es ausreichend Pädagoginnen und Pädagogen gibt.

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Über die Grußnote des Bildungsministers, als Aussendung an die Austria Presse Agentur übermittelt, hat man sich besonders gefreut. Heinz Faßmann betont darin anlässlich des Tages der Elementarbildung den "enormen" Beitrag, den der Kindergarten als "erste Bildungseinrichtung" leiste, wenn es um die "Lern- und Persönlichkeitsentwicklung" von Kindern geht.

Raphaela Keller, die als Vorsitzende des Berufsverbands der Kindergarten- und Hortpädagoginnen den Aktionstag 2017 in Leben gerufen hat und seither organisiert, weiß die Worte des Bildungsministers zu schätzen. Jetzt müssten nur noch jene Taten folgen, die ÖVP und Grüne in ihrem Regierungsprogramm versprechen. Denn an dem haben die Berufsvertreterinnen eigentlich nur wenig auszusetzen.

Im Regierungsprogramm liegt die Hoffnung

Dort ist nämlich die Rede davon, dass Türkis-Grün künftig die Ausbildung der Pädagoginnen an Kollegs forcieren will – also nach der Matura, im Unterschied zu den berufsbildenden Schulen (BAfEP), für die sich überwiegend junge Mädchen bereits im Alter von 14 Jahren entscheiden. Das Problem bei den BAfEP: Viele der Absolventinnen landen nie im Beruf. Keller glaubt, das liege daran, dass junge Menschen mit einer so frühen Jobentscheidung schlicht "überfordert" seien. Das Resultat: Es gibt zu wenige Pädagoginnen – und vor allem zu wenige Pädagogen. Sinnstiftende Bildungsarbeit sei unter solchen Umständen in Gruppen, in denen oft weit mehr Kinder Platz finden, als sie laut Höchstgrenze sollten, kaum möglich. "Alleine der Lärmpegel", beschreibt Keller den Arbeitsalltag.

Positiv sei, dass Assistenzkräfte laut Regierungsplänen künftig in ganz Österreich die gleiche Ausbildung erhalten sollen. Bisher haben sie noch nicht einmal einen einheitlichen Namen – der variiert von "Helferin" über "Betreuerin" bis "pädagogische Assistenzkraft". Dem angekündigten Beirat für Elementarpädagogik sieht Keller ebenfalls hoffnungsfroh entgegen.

Offene Wünsche

Ein paar Wünsche bleiben trotzdem offen: jener nach multiprofessionellen Teams etwa, nicht nur für die soziale Arbeit, auch für die Sprachvermittlung in einer multinationalen Gesellschaft. Keller: "Wir sind eh fast Wunderwuzzis, können aber Unterstützung sehr gut gebrauchen."

Dass das türkis-grüne Vorhaben auch einen Bundesrahmenplan beinhaltet, irritiert die Praktikerinnen. Den gebe es nämlich bereits. Was fehlt, sei ein Strukturrahmenplan – damit von Osten bis Westen dieselben Regeln in Sachen Gruppengröße, Betreuungsrelation oder Öffnungszeiten herrschen. Aber diese Forderung hat Keller bereits vor Jahren erhoben, lange bevor der Tag der Elementarpädagogik geboren war. (Karin Riss, 24.1.2020)