Polizist, Minister, Landesrat, Landeshauptmann: Hans Peter Doskozil.

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Hans Peter Doskozil ist keiner, der mit sich selber hinterm Berg hält. Deshalb darf man schon sehr genau über sein nächstes halbes Jahr Mitteilung machen: Jetzt wird er einmal zum burgenländischen Landeshauptmann angelobt werden, dann muss er wegen seiner maroden Stimmbänder ein drittes Mal unters Messer, im Mai heiratet er Julia Jurtschak, die dem geschiedenen Vater zweier Kinder seit längerem schon zur Seite steht.

Und dann? Ja, das frägt sich die SPÖ teils ängstlich, teils zuversichtlich. Aber das tut sie schon seit längerem. Seit zumindest 2015.

Hans Peter Doskozil war damals Polizeidirektor des Burgenlands, managte die Migrationskrise mit einer Unaufgeregtheit, die manchem Politiker, mancher Politikerin zu wünschen gewesen wäre. Aber schon damals war dem einstigen Büroleiter von Hans Niessl anzumerken, dass ihm der Sinn – und die Fähigkeit – nach einem höheren politischen Amt stand.

Polizei, Landesverteidigung, Burgenland

Hans Niessl, einer der ganz wenigen Roten mit einem guten Nachwuchsriecher, hat Doskozil zur Brust genommen. Es war der Polizeidirektor, der im Juni 2015 die rot-blauen Koalitionsverhandlungen finalisiert hatte. Ein halbes Jahr später holte ihn Werner Faymann als Verteidigungsminister nach Wien, ein Jahr später wechselte er als Landesrat retour ins Burgenland. Vor nicht ganz einem Jahr wurde er Landeshauptmann. Und alle – wohl auch er selbst – fragen sich: War’s das jetzt?

Im heurigen Juni, das sei den Doskozil’schen Fährnissen im nächsten halben Jahr noch hinzugefügt, wird er fünfzig. Für den kleinen Buben aus dem kleinen Kroisegg, dem immerhin 260 Einwohner zählenden Ortsteil von Grafenschachen, könnte damit wohl ein Lebentraum erfüllt sein. Er ist der erste rote Landeshauptmann aus dem Landessüden und der überhaupt erst zweite frei gewählte nach dem Stegersbacher Johann Wagner von der ÖVP Ende der 1950er-Jahre. Eine Lebenserfüllung wäre das, nachdem es eh schon nichts geworden ist aus dem Präsidentenamt beim SK Rapid. Ihm stünden beschauliche Jahre ins Haus, in denen er bis zu einer Art rotem Erwin Pröll wachsen könnte; zu einem Einsager, Rat-, zur Not Rutenschläger.

Dem innerparteilich durchaus autokratisch agierenden Hans Peter Doskozil, der am Sonntag seine erste Wahl geschlagen hat, werden allerdings Ambitionen nachgesagt. Und wenn nicht ihm, so doch einem Parteiflügel. Oder zumindest einem, seinem Beraterstab.(Wolfgang Weisgram, 26.1.2020)