Wien – Vor 25 Jahren, am 2. Februar 1995, ging DER STANDARD online – als erste deutschsprachige Tageszeitung. Mittlerweile besuchen rund 2.500.000 Unique User im Monat den Onlineauftritt des STANDARD, lesen und diskutieren im Forum mit und leisten so ihren unverzichtbaren Beitrag zum öffentlichen Diskurs. Wir haben unsere Userinnen und User Mitte Jänner gefragt: Was wollen Sie über den STANDARD wissen? Hier beantworten STANDARD-Chefredakteur Martin Kotynek, stellvertretende STANDARD-Chefredakteurin Nana Siebert und Christian Burger, er leitet das Community-Management, Ihre Fragen zu Berichterstattung, Postings und Forenregeln.

STANDARD-Chefredakteur Martin Kotynek: Beim STANDARD sind Anzeigenverkauf und Redaktion streng getrennt. Online sieht die Redaktion gebuchte Inserate erst dann, wenn ein Artikel bereits erschienen ist; in Print wegen des Layouts kurz vorher. Einfluss auf unsere Berichterstattung haben Inserate keinen. Bei Rückmeldungen aller Art suche ich das Gespräch – und erkläre gerne, was unabhängiger, kritischer Journalismus bedeutet.

Nana Siebert, stellvertretende STANDARD-Chefredakteurin: Grundsätzlich: Wir haben immer zu wenig Zeit. Wir versuchen sie aber so einzuteilen, dass wir trotzdem Qualitätsjournalismus auf hohem Niveau bieten können. Dafür arbeiten wir in drei Geschwindigkeiten: schnell, mittel und langsam. Schnell bedeutet, dass wir uns auf aktuelle Nachrichten konzentrieren. Bei der mittleren Geschwindigkeit fokussieren wir auf die Einordnung und bei langsam auf Investigativrecherche oder den nächsten Gedanken. Unsere Beiträge stammen mehrheitlich von der STANDARD-Redaktion, wir übernehmen aber auch Artikel von Nachrichtenagenturen. Deren Anteil variiert: Während es etwa in der Außenpolitik für die internationale Abdeckung notwendig ist, mehr Agenturartikel zu übernehmen, gibt es diese beispielsweise im Wissenschaftsressort kaum.

Nana Siebert: Unsere Dexte brauchn doch keine Kohrektur! Im Ernst: Die meisten Texte werden im Redaktionssystem erstellt. Vor Veröffentlichung erfolgt eine genaue Überprüfung über mehrere Stufen der Redaktion und des Korrektorats. Breaking News oder Liveticker-Einträge müssen sehr schnell online gehen. Diese werden in Echtzeit auf Fehler gecheckt. Das Korrektorat, das bei der hohen Menge an veröffentlichten Artikeln einen großartigen Job macht, kann jedoch nicht rund um die Uhr im Einsatz sein. In Randzeiten erhöht sich also die Fehlerwahrscheinlichkeit. Glücklicherweise macht uns unsere Community sehr schnell auf Fehler aufmerksam. Es ist also oft nur eine Frage eines kurzen Refreshs, bis ein Vertipper entfernt ist.

Christian Burger, Leiter Community-Management: Die oben angepinnten "Stimmen aus dem Forum" werden immer von Moderatoren per Hand ausgewählt. Es gibt eine Software mit künstlicher Intelligenz, die in großen Foren für eine Vorauswahl herangezogen wird, aber es sind immer Menschen, die Postings aktiv anpinnen.

Martin Kotynek: Seit zwei Jahren fassen unsere Moderatoren am Ende jedes Tages die interessantesten Debatten aus unserer Community zusammen und schicken diese per Rundmail an die ganze Redaktion; außerdem trägt die Chefredaktion Inputs aus Leserbriefen und Mails zusammen. In unserer Redaktionskonferenz diskutieren wir täglich über diese Argumente, Wünsche und Anregungen unserer Leserinnen und Leser. Daraus entstehen oft neue Recherchen und Beiträge.

Nana Siebert: Es hat sich in den letzten Jahren etwas geändert: Wurden früher Themen in die sozialen Medien hineingetragen, so entstehen mittlerweile viele Themen direkt dort. Politiker, Unternehmen, Institutionen äußern sich verstärkt zuerst über ihre eigenen Social-Media-Kanäle, teils nimmt die Debatte erst dadurch ihren Anfang. Es ist Aufgabe eines Mediums, die dort entstandenen Themen (so sie relevant sind) darzustellen – aber sie dann natürlich auch zu analysieren und einzuordnen. Bezüglich der Klarnamen: Wenn das Posting öffentlich und unter Klarnamen veröffentlicht wurde, spricht nichts dagegen, es auch so abzubilden.

Christian Burger: Ja, wir melden Postings, die möglicherweise verhetzend sind oder gegen das Verbotsgesetz verstoßen, an die NS-Meldestelle des Innenministeriums. Manchmal werden wir nach weiteren Daten gefragt, aber über die folgenden Schritte wissen wir nichts. Postings, die wir als gefährliche Drohungen wahrnehmen, zeigen wir bei der Polizei an, und hier kam es schon zu Ermittlungen und Gerichtsprozessen.

Christian Burger: Postings werden anhand der Forenregeln in der Moderation geprüft – ein kleiner Teil vor deren Publikation, ein großer Teil nachträglich. Die Löschquote liegt mittlerweile bei drei Prozent, was im internationalen Vergleich mit anderen Medien sehr niedrig ist.

Die Moderation löscht Postings, wenn sie rechtlichen Bestimmungen zuwiderlaufen oder wenn sie schädlich für das Diskussionsklima sind. Wenn möglich, werden aber bevorzugt andere Moderationsmethoden gewählt, zum Beispiel eigene Wortmeldungen oder ein Verstärken konstruktiver Diskursstränge.

Christian Burger: Die Meldemöglichkeit ist eine sehr wichtige Funktion, damit Postings, die Rechte von Personen verletzen oder die Diskussion stark beeinträchtigen, rasch gelöscht werden. In der Regel bekommen wir auch sehr gute Meldungen. Das heißt, uns werden Postings gemeldet, die tatsächlich gelöscht werden müssen. Zu einer missbräuchlichen Verwendung, also zum Beispiel zur Löschung missliebiger Meinungen oder zur Störung einer Diskussion, kommt es selten. In der Moderation gibt es die Möglichkeit, solchen Missbrauchsversuchen im Detail nachzugehen.


Christian Burger: Postings werden anhand der Forenregeln bewertet, und diese gehen über die rechtlichen Bestimmungen hinaus. Beispielsweise werden Themenbezug, sachliche Argumentation und ein respektvoller Umgang miteinander gefordert, um ein konstruktives Diskussionsklima zu gewährleisten.

Rückmeldungen über jedes einzelne gelöschte Postings wären wünschenswert, können aber leider aus Ressourcengründen nicht erfolgen. Es ist aber geplant, künftig über das Userprofil darüber zu informieren, ob ein Posting wegen Verstoßes gegen die Forenregeln gelöscht wurde oder ob es bei der Löschung eines übergeordneten Beitrags mitgelöscht wurde.

Christian Burger: Es ist stark vom Thema abhängig, wie der STANDARD moderiert. In vielen Foren entwickelt sich die Diskussion gut, und die Moderation kann sich gänzlich auf das Verstärken der konstruktiven Beiträge konzentrieren. Bei einzelnen Themen kommt es aber zu destruktiven Postings, dann muss zusätzlich auf eine Vorabprüfung von Postings gesetzt werden. Außerdem ist es von der persönlichen Postinggeschichte abhängig, wie viele Beiträge vor der Publikation geprüft werden.

Christian Burger: Wie viele Postings gelöscht werden müssen, schwankt je nach vorherrschenden Themen. Der Durchschnitt liegt derzeit bei drei Prozent, das ist deutlich unter dem mittleren Wert bei internationalen Medien, der bei etwa zwölf Prozent liegt.

Christian Burger: Die oben angepinnten "Stimmen aus dem Forum" werden immer von Moderatoren per Hand ausgewählt. Es gibt eine Software mit künstlicher Intelligenz, die in großen Foren für eine Vorauswahl herangezogen wird, aber es sind immer Menschen, die Postings aktiv anpinnen.

Christian Burger: Wie oben schon erwähnt, es ist vom jeweiligen Thema und Diskussionsverlauf abhängig, welcher Anteil der Postings vorab geprüft werden muss. Unser Ziel ist, dass es möglichst wenige sind und dass sich die Moderation mit der Verstärkung konstruktiver Diskussionen beschäftigen kann. Wenn allerdings begründeter Verdacht besteht, dass es zu Rechtsverletzungen kommen kann oder zu anderem destruktivem Verhalten, ist eine sorgfältige Vorabprüfung erforderlich, die dann natürlich auch Postings betrifft, die in Ordnung sind und veröffentlicht werden.

Christian Burger: In den ersten Jahren hat es technische Umstellungen gegeben, die zum Teil Datenverluste nach sich gezogen haben. Von manchen Usern sind daher leider sehr frühe Postings verloren gegangen. Bei der letzten größeren Umstellung 2012 mussten sich alle, die zuvor mehrere Postingnamen verwendet hatten, für einen entscheiden. Alte Postings unter anderen Postingnamen sind zwar noch in den Foren vorhanden, werden aber nicht im gleichen Userprofil angezeigt.

Christian Burger: Die Forenregeln gelten, wie der Name schon sagt, für das Forum. Posterinnen und Postern steht es selbstverständlich frei, darauf hinzuweisen, wenn ihnen eine Formulierung in einem Kommentar missfällt, und die Gründe dafür anzuführen – für solche Diskussionen ist das Forum auch da. (red, 28.1.2020)

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