Achtzigtausend – zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Um achtzig Riesen ging jüngst bei einer Versteigerung in Traun ein Maserati Gran Cabrio an seinen neuen Besitzer. Der darf sich über ein Geschoß mit 460 Pferdestärken freuen. Der Maserati, den das Finanzamt Innsbruck beschlagnahmt hatte, ist allerdings ziemlich Old School. Garantien erwirbt der Käufer mit dem Edelschlitten, der gut 23.000 Kilometer auf dem Tacho hat, nicht. Im Lichte der Klimadebatte ist er mit einem Verbrauch von 15 Litern nicht zu unterschätzen – und die Kfz-Steuer schlägt mit gut 2710 Euro jährlich zu Buche.

Um diesen Preis gäbe es andere Gebrauchte, die zumindest in der Erhaltung weniger kostspielig sind – und bei vielen mit dem Coolnessfaktor punkten. Zum Beispiel ein E-Auto wie etwa einen Tesla S mit einer Leistung von 310 kW (421 PS) und keinen 2000 gefahrenen Kilometern. Das behauptet zumindest der Verkäufer auf der Plattform Willhaben.at. Die motorbezogene Versicherungssteuer fällt bei E-Autos weg. Auch wenn beim Erwerb eines gebrauchten Stromers die Ankaufsförderung von 3000 Euro und der Wegfall der Normverbrauchsabgabe (Nova) nicht schlagend werden, bleiben weitere Vorteile. Einen bewirbt der Tesla-Verkäufer offensiv: unbegrenzt Gratis-Superchargen.

Den "Gesundheitszustand" der Batterie kann man nicht so einfach mit "Fahren, fahren, fahren" testen. Dafür braucht es spezielle Diagnose-Werkzeuge.
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Ein schönes Goodie, wie Marcella Kral vom ÖAMTC sagt – für Neue gibt es das nicht mehr. Für die Expertin und ihren Kollegen Christian Klejna spricht viel für den Kauf eines gebrauchten E-Autos. Die Preise, die sich wie bei jedem anderen Fahrzeug nach dem Restwert richten, entwickeln sich nach unten. Der Wertverlust sei aber geringer als beim Benziner und im Vorjahr besonders beim Diesel. Im Schnitt verliert ein Auto nach drei Jahren 50 Prozent an Wert. Beim Renault Zoe, laut Eurotax das hierzulande am häufigsten verkaufte gebrauchte E-Auto, liegt er bei gut 48 Prozent. An zweiter Stelle der meistverkauften Secondhand-Stromer rangiert der BMW i3. Der Wertverlust macht knapp 44 Prozent. Der Nissan Leaf wurde auf der Verkaufsliste übrigens vom VW-Golf und vom Tesla Model S überholt.

Insgesamt steigt die Zahl der verfügbaren Gebrauchtmodelle naturgemäß mit zunehmender E-Mobilität. 30.000 E-Autos sind auf den Straßen unterwegs, Ende 2019 wurden laut Eurotax exakt 4107 gebraucht verkauft. Es sind nicht mehr als 0,5 Prozent am Gebrauchtwagenmarkt, der bei 800.000 Modellen liegt. Aber der Anteil steigt. Ein Jahr davor machten knapp 2330 Stromer 0,3 Prozent aus. Was geboten wird, variiert, wie ein Blick auf Willhaben zeigt. Der Renault Zoe mit 68 kW (92 PS) Leistung, Erstzulassung 2017, mit einem Kilometerstand von 44.000 ist um 17.000 Euro wohlfeil. Einen Nissan Leaf mit 110 kW (150 PS) fuhr jemand noch kürzer: Erstzulassung September 2018, 12.000 km. Der Verkäufer wirbt mit Annehmlichkeiten wie Sitzheizung oder beheizbarem Lenkrad. Dass die auch Stromfresser sind, hebt er nicht hervor. Kostenpunkt: 25.500 Euro. Für einen BMWi3 mit 125 kW (170 PS), Erstzulassung 2016 mit 59.000 Kilometern, will sein Besitzer noch rund die Hälfte vom Neupreis (ca. 51.000 Euro) lukrieren.

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Stromer der ersten Generation (Renault Zoe, Mitsubishi iMeav) verlieren stärker an Wert, weil Batteriegröße und damit Reichweite gering sind, sagt Sebastian Obrecht vom ARBÖ. Obrecht, der einen Ioniq Hyundai als Firmenauto fährt (was Unternehmen zusätzliche Vorteile wie Vorsteuerabzug oder Sachbezugentfall bringt), würde auch privat einen gebrauchten Stromer kaufen. Mit ca. 30.000 Euro wäre der Ioniq um 10.000 günstiger als neu. Die Vorteile könne man gar nicht hoch genug schätzen, schwärmt Obrecht: kein Keilriemen, der reißt, kein Auspuff, der rostet.

Wichtig beim Kauf sind Gewährleistung und Garantie. Auf ein lückenloses Serviceheft ist zu achten, betont ÖAMTC-Mann Klejna. Die Hersteller geben auf die Batterie sechs bis acht Jahre Garantie. Kniffliger ist die Prüfung des Zustands – mit einer Probefahrt ist es nicht getan. Es geht um Fragen wie: Wurden oft Schnellladungen durchgeführt? Bei welchen Temperaturen wurde geladen? All das wirkt sich auf den "Gesundheitszustand" aus. Die meisten Hersteller können das Auslesen, ÖAMTC (ca. 95 Euro) und ARBÖ bieten die Diagnose in Kürze an. Ein Thema ist auch das Laden. Wer künftig bei Hochleistungsladestationen mit 100 kW laden will, hat mit vielen aktuellen Gebrauchten kein Glück.

Wird ein mit staatlicher Förderung bedachtes E-Auto vor der Behaltefrist von 48 Monaten verkauft, muss die Förderung übrigens anteilig zurückgezahlt werden. In Einzelfällen kann ein neuer Käufer den Förderungsvertrag übernehmen. Details sind bei der Kommunalkredit Public Consulting zu erfragen. Bisher wurde laut Umwelt- und Verkehrsministerium die Förderung aber "sehr selten" zurückerstattet. (27.1.2020)