Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (links) ärgert seinen Nacholger Norbert Hofer (rechts)

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Vor zwei Jahren durfte die FPÖ noch träumen: Norbert Hofer würde aus dem Verkehrsministerium ausziehen, wenn nach der Wahl im Burgenland ein blauer Landeshauptmannsessel warten würde, sagte im August 2018 der burgenländische FPÖ-Obmann Johann Tschürtz. Das war freilich lang vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos, das die blauen Hoffnungen auf Platz eins auch im Burgenland zunichtegemacht hat.

Ex-Parteichef und Ibiza-Hauptdarsteller Heinz-Christian Strache sieht das natürlich anders: "Unter Norbert Hofer und Co nimmt die FPÖ Kurs in Richtung Irrelevanz", schrieb er nach den ersten Hochrechnungen der Landtagswahl. "Was geht zuerst aus? Die Wähler oder die Ausreden?", so Strache. Wofür sich Norbert Hofer mit einem zynischen "Besten Dank" und einem Standbild des Ibiza-Clips revanchierte.

Blaue Luftschlösser

Mit der Wut auf Strache kann Hofer die restliche Führungsriege der FPÖ hinter sich vereinen. Das macht das Ergebnis von 9,8 Prozent im Burgenland, also den Verlust von fünf Prozentpunkten, für den Parteiobmann nicht weniger frustrierend: Noch bei der Nationalratswahl vergangenen Herbst konnte die FPÖ im kleinsten Bundesland 17,3 Prozent der Stimmen ergattern. Wobei natürlich naheliegend ist, dass SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner für blaue Wechselwähler nicht so anziehend ist wie Hans Peter Doskozil.

Aber den Traum vom Landeshauptmann pflegte Hofer nicht ohne Grund: Bei der Bundespräsidentschaftswahl 2016 hatte er im Burgenland den größten Vorsprung gegenüber Alexander Van der Bellen, Hofer gewann dort mit starken 61,43 Prozent. Bei der Nationalratswahl 2017 begeisterte die FPÖ ein Viertel der wählenden Burgenländer für sich. Potenzial war also vorhanden.

Wie schon im Herbst zeigen Wählerstromanalysen, dass viele einstige FPÖ-Wähler ihr Kreuz bei einem Kandidaten machen, der eine harte Kante bei den Themen Migration und Asyl zeigt – im Bund war das Sebastian Kurz (ÖVP), im Burgenland ist es Hans Peter Doskozil. Oder dass sie gleich daheim bleiben. Nur 51 Prozent kreuzten bei der letzten und bei der aktuellen Landtagswahl die FPÖ an.

"Weniger dramatisch als erwartet"

Dennoch erklären Parteikenner das Ergebnis für passabel. Die FPÖ war Juniorpartner in einer Koalition, der Verlust von Wählerstimmen sei da durchaus normal, heißt es etwa. Ein anderer Insider sieht die Resultate in Burgenland und bei den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich als "weniger dramatisch als erwartet". Allerdings befürchtet man, dass die Wien-Wahl "brutal" werde. Dort muss sich der blaue Spitzenkandidat Dominik Nepp dann wohl direkt mit Heinz-Christian Strache messen.

Dem will der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger übrigens einen Exorzisten schicken. "Eine Staatskrise mitverursachen. Auf Parteikosten leben wie Gott in Frankreich. Sich an anderen Personen abputzen. Reue, Einsicht, Fehlanzeige. Im Gegenteil", so Abwerzger auf Twitter. (Fabian Schmid, 27.1.2020)