Künstlerische Darstellung des Solar Orbiters vor seinem Zielobjekt.

Illustration: Esa/ATG medialab

In den frühen Morgenstunden des 8. Februars ist es so weit. Wenn alles nach Plan verläuft, wird dann eine Atlas-5-Trägerrakete vom amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida starten und den Solar Orbiter, die neue Sonnensonde der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), ins All bringen. Knapp zwei Jahrzehnte nach der Konzipierung soll die Mission zur Erforschung des Sonnenwinds und von Eruptionen unseres Sterns auf die Reise gehen.

Nach dem Start muss die Raumsonde mehrmals an Erde und Venus Schwung holen, um rund dreieinhalb Jahre später ihre operative Umlaufbahn zu erreichen: einen elliptischen Orbit, auf dem sich der Orbiter in regelmäßigen Abständen der Sonne bis auf 42 Millionen Kilometer nähert. Während der geplanten Primärmissionsdauer von sieben Jahren wird die Sonde mehrmals an der Venus vorbeifliegen, um den Blickwinkel zu verändern. Die Anhebung der Bahnneigung von 0 auf 25 Grad ermöglicht eine bessere Sicht auf die Pole der Sonne und erste Nahaufnahmen dieser Region.

Heliosphäre im Visier

Der Solar Orbiter hat zehn wissenschaftlichen Geräte an Bord, drei davon wurden vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Graz mitentwickelt. Das IWF war für die Antennenkalibrierung verantwortlich, baute den Bordcomputer für das Radiowelleninstrument und ist auch am Magnetometer beteiligt.

"Wir wollen in erster Linie mehr über die Heliosphäre erfahren und verstehen, wie unser Stern die riesige Plasmablase, in der unser Sonnensystem eingebettet ist, erzeugt und moduliert", erläutert IWF-Direktor Wolfgang Baumjohann das Hauptziel der Mission. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen der Sonnenwind, das Magnetfeld der Sonne und ihre energiereichen Ausbrüche.

"Sogenannte Flares und koronale Massenauswürfe sind die Ursache für starke Störungen des Weltraumwetters in Erdnähe," sagte Astrid Veronig vom Institut für Physik und Leiterin des Observatoriums Kanzelhöhe der Universität Graz. Sie zeichnet für die wissenschaftliche Leitung der Software-Entwicklung für das Röntgenteleskop der Sonde verantwortlich. Zu den weiteren Zielen der Mission zählt die Erforschung des solaren Dynamos und die heliosphärische Variabilität. (red, 28.1.2020)