Kristoffersen führt noch im Slalomweltcup.

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Ski live: Nightrace in Schladming

Schladming – Erst Kitzbühel, nun Schladming – ein Höhepunkt jagt gewissermaßen den nächsten, und mit ihm die Artisten des Zirkus namens Skiweltcup. Mit dem sogenannten Nightrace am Dienstag (17.45 und 20.45 Uhr, ORF 1) ist kurz nach Halbzeit der Saison praktisch auch schon der Gipfel erreicht. Der Slalomhit auf der Planai wird an Zuschauerinteresse nicht mehr zu überbieten sein, auch wenn mit Marcel Hirscher, dem viermaligen Sieger in Schladming (inklusive WM 2013), ein Magnet abhandengekommen ist.

Österreichs Slalomtrainer Marko Pfeifer hat für Kitzbühel und Schladming eine inoffizielle Weltmeisterschaft ausgerufen. Mit spezieller Vorbereitung auf die großen Events will man wieder erfolgreicher werden, was auf dem Ganslern mit dem starken zweiten Platz von Marco Schwarz bereits fruchtete und den zweiten Podestplatz in der Saison nach Adelboden einbrachte.

FIS Alpine

So spannend wie lange nicht

Der Slalomweltcup gestaltet sich auch ohne die oder gerade wegen des Endes der Festspiele des Salzburgers so spannend wie lange nicht. Den Ton geben mit dem Norweger Henrik Kristoffersen (Sieg in Levi), den Franzosen Alexis Pinturault (Val d’Isère) und Clement Noel (Zagreb und Wengen) sowie dem Schweizer Daniel Yule (Madonna di Campiglio, Adelboden und Kitzbühel) die logischen Nachfolger an.

Doch auch hinter den Dominatoren spielt es sich ab. Man denke an den 19-jährigen Norweger Lucas Braathen, der auf dem Ganslern im ersten Lauf Bestzeit erzielt hatte, oder an den mit Startnummer 73 praktisch aus dem Nichts gekommenen 23-jährigen Kärntner Adrian Pertl, der mit Laufbestzeit in der Entscheidung Achter wurde. Oder an den 22-jährigen Fabio Gstrein, der in Adelboden Siebenter wurde. Oder an den 22-jährigen Belgier Armand Marchant, der in Zagreb auf Platz fünf fuhr. Oder an den 20-jährigen Italiener Alex Vinatzer, den Dritten in Zagreb.

Pistenentwicklungen

Der frühere Weltklassefahrer Mario Reiter, Verantwortlicher für Vermarktung im österreichischen Skiverband (ÖSV), ist vom Niveau des Feldes "extrem fasziniert". Hinter denen, die sich ein wenig abheben können, herrsche quasi "Kannibalismus". Reiter, 1997 Slalomsieger in Kitzbühel und Kombinationsolympiasieger 1998 in Nagano, führt die teils beachtlichen Ergebnisse mit hohen Startnummern aber auch auf die "sehr guten Pistenentwicklungen" zurück. Perfekte Bedingungen würden es ermöglichen, "dass sie teilweise bis zu Startnummer 60, 70 eine exzellente Performance abliefern konnten". Reiter erinnert daran, dass in Madonna ein Rückstand von nur 1,66 Sekunden nicht mehr für die Finalqualifikation reichte.

Auf dem Weg zurück

Der 49-jährige Vorarlberger findet es spannend, dass mit Gstrein und Pertl neue Namen auf dem Tableau aufscheinen. "Es ist nicht so, dass bei uns niemand nachkommen würde, aber man hätte gern, dass die Quelle jedes Jahr sprudelt. Aber da gibt es eben keine lineare Entwicklung."

Die Situation im aktuellen Slalomteam sei nicht einfach zu bewerten. Schwarz sei wie auch Michael Matt nach dem Zwischentief definitiv auf dem Weg zurück, der heuer zu Beginn so starke Christian Hirschbühl hat sich leider verletzt, und Manuel Feller sei nach seiner einmonatigen Pause wegen eines Bandscheibenvorfalls schwer einzuschätzen. "Bei ihm weiß man nie."

International schätzt Reiter Noel am stärksten ein. "Er gibt das Tempo vor." Yule sei der Konstanteste. "Er muss nicht so extrem an der Grenze fahren." Und bei Kristoffersen zeige sich, "dass man nicht automatisch der König wird, wenn man vorher der Kronprinz war". (Thomas Hirner, 27.1.2020)