Richard Dünser ist "Schönheitsbewusstsein" wichtig, "ohne das würde ich keine Musik schreiben wollen."

Foto: Simon Dünser

Es ist beileibe nicht so, dass Komponist Richard Dünser zur Tradition strenge Distanz sucht. Kunst könne nämlich "nicht im ortlosen und geschichtslosen Raum" entstehen. "Meine Musik stellt sich einer historischen Kontinuität und ist dadurch geprägt, dass ich in Wien wichtige Einflüsse erfahren habe."

Deswegen setze sich der Vorarlberger (Jahrgang 1959) auch gerne "mit Werken der Vergangenheit bearbeitend, nachdichtend, ,rekomponierend‘ auseinander, zuletzt etwa mit Richard Strauss". Dessen Oper Elektra hat Dünser als orchestral reduzierte Version für kleine und mittlere Häuser neu instrumentiert.

Sein Doppelkonzert

Trotz aller Traditionsnähe: Ein Beethoven-Jahr sei "ein völliger Unsinn! Einem Komponisten, der ohnedies zu Recht ständig präsent ist, ein ,Jahr‘ zu widmen, ist eine absolut unnötige Übung. Wie wäre es z. B. mit einem Zemlinsky-Jahr oder einem Ligeti-Jahr?" Oder vielleicht mit einer Uraufführung von Dünser, die im Wiener Musikverein am Mittwoch vom Ensemble Kontrapunkte absolviert wird: Für dieses Doppelkonzert für Violine, Klavier und Kammerorchester dürfte dabei gelten, was Dünser allgemein zu seiner Ästhetik feststellt: "Wichtig erscheint mir, Musik zu schreiben, die gesellschaftliche Resonanz erzielt. Was ich nicht will, ist der reine elfenbeinerne Turm, Kunst im Ghetto."

Schönes erreichen

Dies soll keinesfalls als Anbiederung missverstanden werden: "Die formalen, grundlegenden Ideen und Prozesse müssen in idealer Weise gelöst sein. Viele Dinge, von denen wir wissen, dass sie bei Beethoven oder Bach in der Partitur stehen, weiß das Publikum nicht – aber es bemerkt sie. Das erhoffe ich mir eben auch bezüglich zeitgenössischer Kunst." Es solle sich der Geist, der dahinter steckt, "übertragen, wodurch vielleicht so etwas wie Schönheit erreicht wird".

Natürlich müsse Musik, die heute produziert wird, authentisch sein und "auf unsere Zeit eingehen. Aber ein Schönheitsbewusstsein darf nicht ausgeschlossen werden, auch wenn es teilweise gebrochen oder reflektiert wird. Ohne das würde ich keine Musik schreiben wollen", so Dünser, der, gefragt nach seinen Ideen für die Kulturpolitik des Bundes, also für Ulrike Lunacek, durchaus Vorschläge bereithält.

Wünsche an Politik

"Von der Kulturstaatssekretärin wünsche ich mir ein Bekenntnis zur zeitgenössischen österreichischen Kunst in ihrer gesamten Bandbreite." Das bedeute mehr Heutiges an der Staatsoper, bei Festspielen, Orchestern und anderen Kulturinstitutionen, "die Subventionen bekommen. Förderung sollte mit strengen Auflagen verbunden werden." Und noch etwas: "In Brüssel brauchen die KomponistInnen Unterstützung bezüglich der Stärkung des Urheberrechts." (Ljubiša Tošic, 27.1.2020)