Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil freuten sich am burgenländischen Wahlabend gemeinsam und im Zentrum des Jubels.

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Einen Tag wie diesen hatte die Sozialdemokratie schon sehr lange nicht mehr. Dass es Hans Peter Doskozil im Burgenland geschafft hat, für die SPÖ die Absolute zu holen, gibt seiner Partei wieder ein bisschen Rückenwind für die anstehenden Urnengänge. Auch über die Tatsache, dass Volkspartei wie auch Grüne in dem rot regierten Bundesland unter den Erwartungen geblieben sind, dürfen sich die Sozialdemokraten freuen. Doskozil hat dem Bundestrend Einhalt geboten. Sein Erfolg wird quer durch die Parteienlandschaft aber vor allem einem Umstand zugeschrieben: dem Landeshauptmannbonus.

Genau auf diesen wird auch sein Genosse Michael Ludwig setzen. Der Parteivorsitzende in Wien steht nach zwei Jahren als Bürgermeister kurz vor seiner ersten Gemeinderatswahl als Spitzenkandidat. Aber Wien ist bekanntlich nicht das Burgenland. Und die Absolute für die SPÖ ist in der Bundeshauptstadt nicht nur unrealistisch, der Gedanke daran ist beinahe weltfremd. Auch Zugewinne für die SPÖ scheinen laut derzeitigen Umfragen schwer vorstellbar. In Wien geht es vor allem um Schadensbegrenzung, auch wenn Ludwig davon ausgeht, das Ergebnis von 2015 – damals waren es knapp 40 Prozent – halten zu können.

Denn Ludwig hat ein großes Manko gegenüber seinem Parteifreund aus dem Burgenland. Wie auch Doskozil setzt man in Wien auf als "klassisch sozialdemokratisch" geltende Themen. Etwa auf die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit oder auf den sozialen Zusammenhalt.

Themenherrschaft

Doch Doskozils Lebenslauf und das Faktum, dass das Burgenland eben im Gegensatz zu Wien eine Außengrenze hat, bringen ihm einen Vorteil, von dem Ludwig nur träumen kann: Das Thema Sicherheit wird dem ehemaligen Verteidigungsminister und Landespolizeidirektor Doskozil von Wählern zugeschrieben, ohne dass er besonderes Augenmerk darauf legen muss.

Dadurch konnte der Burgenländer die roten Stimmen sowohl links vor den Grünen wie auch rechts vor der FPÖ und besonders der ÖVP verteidigen und deren Anzahl ausbauen. Ludwig hingegen muss sich um das Thema Sicherheit aktiv bemühen.

Dieses ist in der Bundeshauptstadt von Türkis und Blau besetzt, und das werden diese beiden Oppositionsparteien nutzen – ebenso wie eine Partei von Heinz-Christian Strache, der voraussichtlich antreten wird. Das Thema für sich zu nutzen ist für den Stadtchef ein schier unmögliches Unterfangen.

Schließlich schaut ihm sein grüner Koalitionspartner ganz genau auf die Finger. Jede Abweichung nach rechts ist für Ludwigs Stellvertreterin Birgit Hebein ein gefundenes Fressen, um linke SPÖ-Wähler abzuwerben – sofern ihre eigene Bundespartei ihr dabei nicht in die Quere kommt.

Bundeseinfluss

Der Bund ist auch für die SPÖ ein Problem. Doskozil hat es geschafft, Pamela Rendi-Wagner im Wahlkampf, so gut es ging, außen vor zu lassen. Ludwig jedoch kann die SPÖ-Chefin schon der räumlichen Nähe wegen kaum verstecken. Und während Rendi-Wagner in der Sozialdemokratie derzeit eher als Malus denn als Bonus gesehen wird, strahlt die Beliebtheit von Bundeskanzler Sebastian Kurz und dessen Vize Werner Kogler vom Parlament noch deutlich heller ins Wiener Rathaus als in den südlicheren Landtag.

Für Ludwig ist die Ausgangslage für eine Wahl weit schwieriger, als sie für Doskozil war. Dafür liegt die Latte für ihn deutlich niedriger: Ein nur kleines Minus am Wahlabend wäre da schon fast so viel wert wie die Absolute im Burgenland. (Oona Kroisleitner,21.1.2020)