Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit hat am Montag eine kostenlose Infoline unter der Telefonnummer 0800-555 621 eingerichtet. In der Zeit von 9 bis 17 Uhr (Montag bis Freitag) geben Experten Informationen zu Übertragung, Symptomen und zur Vorbeugung. Ausführliche Informationen finden Interessierte auch auf der eigens eingerichteten Website der Ages.

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Wien – Beim Kärntner Coronavirus-Verdachtsfall wurde am Dienstagabend Entwarnung gegeben. Das Ergebnis der Untersuchung verlief negativ, wie die Presseabteilung des Klagenfurter Magistrats mitteilte. Ein Klagenfurter, der unter Schnupfen und Husten litt, hatte sich nach einer Chinareise in eine betroffene Region bei den Behörden gemeldet.

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In Deutschland gibt es unterdessen nach der ersten bestätigten Infektion mit dem Virus noch drei weitere Fälle – alle in Bayern. Den ersten Fall in Bayern bestätigte der Leiter der deutschen Taskforce Infektiologie bereits am Dienstagvormittag. Der Deutsche aus Starnberg, das etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt ist, habe sich bei einem Meeting des Autozulieferers Webasto am vergangenen Dienstag bei einer Mitarbeiterin aus Schanghai angesteckt. Die Frau war am 19. Jänner für eine Schulung nach Bayern gekommen, am 23. Jänner kehrte sie zurück nach China. Am Montag wurde sie dort positiv auf das Coronavirus getestet. In Deutschland werden weiterhin Kontaktpersonen ermittelt, 40 bekannte Personen derzeit geprüft. Die drei weiteren Infizierten seien Mitarbeiter des selben Autozulieferers.

Vor enormer Medienpräsenz wurde in Bayern über Neuigkeiten zum ersten bestätigten Fall in Deutschland berichtet.
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EU-Behörde rechnet mit begrenzten lokalen Übertragungen

Mit dem Auftreten des Coronavirus in Bayern, gibt es zum ersten Mal Ansteckungen außerhalb Asiens. Die EU-Präventionsbehörde ECDC geht von weiteren künftigen Funden in Europa aus. Es sei wahrscheinlich, dass es weitere importierte Fälle in Europa geben werde. Eine Folge davon dürfte sein, dass es zu einer begrenzten Zahl lokaler Übertragungen des Virus in Europa kommen werde. Derzeit sind sieben Fälle in Europa bekannt: Neben den vier deutschen Fällen wurden bei drei Menschen in Frankreich Infektionen nachgewiesen worden.

EU fliegt EU-Bürger aus

Zwei Flugzeuge sollen hunderte EU-Bürger aus der Region in China herausholen, die am stärksten vom Coronavirus betroffen ist. Die erste Maschine soll nach Angaben der EU-Kommission am Mittwoch in der Früh in Frankreich starten und etwa 250 Franzosen nach Hause fliegen. Das zweite Flugzeug solle im Laufe der Woche folgen und mehr als 100 Europäer aus anderen EU-Ländern heimbringen.

Innerhalb kürzester Zeit will China zwei Spitäler aus dem Boden stampfen.
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Verdachtsfälle in Österreich bisher ohne Bestätigung

In Wien gab es am Dienstagnachmittag indes einen neuen Verdachtsfall. Bei der betroffenen Person wurden eine milde Symptomatik festgestellt, wie es am Dienstagnachmittag aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hieß. Die chinesische Staatsbürgerin, eine Touristin, wurde erst an der Rudolfstiftung in der Notfallaufnahme behandelt und dann in der Medizinischen Abteilung des KFJ aufgenommen. Die beiden vorherigen Coronavirus-Verdachtsfälle in Wien haben sich indes als negativ herausgestellt.

Sicherheitsstufe 2 für ganz China

Das österreichische Außenministerium hat für China die Sicherheitsstufe erhöht. Seit Dienstag gilt ein erhöhtes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 2). Nicht notwendige Reisen nach China sollen verschoben werden, rät das Ministerium. Am Montag wurde bekannt, dass sich zwei Österreicher in der besonders betroffenen Provinz Hubei befinden. Die beiden Männer sind "nach wie vor in der Region. Es laufen die Bemühungen, ihnen die Ausreise zu ermöglichen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Für Hubei gilt weiterhin ein hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 3).

Infos per Telefon und online

Auf der Website des Sozialministeriums werden seit Dienstag die aktuellen Verdachtsfälle auf Coronavirus in Österreich publiziert, der Fall in Kärnten hat sich als negativ herausgestellt. Der Iststand wird täglich um 10.00 Uhr aktualisiert.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) äußerten sich am Montagnachmittag nach einer Einsatzstabssitzung im Innenministerium gemeinsam bezüglich der Lage. Sie erklärten erneut, dass die bisher drei zu diesem Zeitpunkt bestätigten Fälle europaweit kein Grund zur Panik, aber Grund zu Vorsicht und Vorbereitungen seien. Diese würden derzeit sehr professionell laufen, sagte Anschober.

Behörden betonen immer wieder, dass man im Fall eines Verdachts keinesfalls selbstständig ins Spital gehen, sondern die Rettung oder Gesundheitshotline (1450) rufen solle.

Influenza-Pandemie-Plan

Die bisher in Spitälern aufgenommenen Patienten befinden sich auf Isolierstationen, die hinter einer Unterdruckschleuse liegen, sodass keine Luft aus dem Raum dringt. Auf die Frage, wie viele derartige Betten zur Verfügung stehen, verweist die Stadt Wien auf den Influenza-Pandemie-Plan. Laut diesem sind in städtischen und privaten Krankenhäusern 688 Betten unter den entsprechenden Bedingungen für den Ernstfall vorgesehen. Zusätzlich könne man im Ernstfall ganze Pavillons isolieren.

Auf die Frage, wie viele solcher Betten bundesweit zur Verfügung stehen, konnte das Gesundheitsministerium keine Auskunft geben. Ein Sprecher der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) weist jedoch darauf hin, dass jedes Spital Stationen im Bedarfsfall entsprechend umfunktionieren könne. Theoretisch wäre es möglich, auch hierzulande Gebiete abzuriegeln. Von diesem Szenario ist Österreich aber mit null bestätigten Krankheitsfällen weit entfernt.

In einem Flugzeug in China wird die Temperatur der Passagiere gemessen.
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Weite Regionen abgeschottet

Nachdem die hauptbetroffene Provinz Hubei bereits seit dem Wochenende praktisch von der Außenwelt abgeschnitten ist, gibt es auch in der Provinz Hebei bei Peking Restriktionen. So wurde am Dienstag der öffentliche Verkehr in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Tangshan komplett eingestellt. Zudem wurde der Fernverkehr zwischen Peking und der Provinz Hebei weitgehend stillgelegt. Die chinesische Hauptstadt meldete am Montagabend den ersten Todesfall.

Carrie Lam (Mitte) verkündete, dass Hongkong die Grenzen zu China dichtmacht.
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Hongkong macht unterdessen seine Grenzen für Chinesen weitgehend dicht. Alle Zug- und Fährverbindungen werden von Donnerstagmitternacht an gekappt, sagte Regierungschefin Carrie Lam am Dienstag. Vier Grenzübergänge würden für den Personenverkehr geschlossen und ließen zum Teil nur noch Lastwagen mit Fracht für Hongkong durch.

In gut einem Dutzend chinesischen Städten wurden mehr als 40 Millionen Menschen als Vorsichtsmaßnahme isoliert, während die Zahl der Todesopfer laut offiziellen Angaben auf mindestens 106 stieg. Fast 4.515 chinesische Staatsbürger sollen infiziert sein – allein in 24 Stunden tauchten über 1.700 neue Fälle auf. In kürzester Zeit sollen zwei Spitäler aus dem Boden gestampft werden, fast 6.000 Ärzte und Pfleger aus ganz China wurden in die Provinz Hubei entsandt.

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in China könnte nach Angaben eines Experten in rund zehn Tagen ihren Höhepunkt erreichen. Er gehe davon aus, dass die Epidemie "in einer Woche oder rund zehn Tagen einen Höchststand" erreichen werde, sagte der renommierte Wissenschafter Zhong Nanshan am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

US-Forscher arbeiten an Impfstoff

US-Forscher haben mit der Entwicklung eines Impfstoffs gegen den neuartigen Coronavirus begonnen. Der Direktor des NIH-Instituts für Allergien und Infektionserkrankungen, Anthony Fauci, sagte am Dienstag, der Forschungsprozess werde voraussichtlich langwierig und ungewiss sein, "aber wir gehen vor, als müssten wir einen Impfstoff einsetzen".

Fauci fügte hinzu: "In anderen Worten: Wir gehen vom schlimmsten Szenario aus – dass es zu einem größeren Ausbruch kommt." (van, elas, red, APA, 28.1.2020)