Bike it like Köstinger! Die Tourismusministerin gelangte dank der misslungenen Werbekampagne zu zweifelhaftem Ruhm in der Bikeszene.

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Innsbruck – Die Tretlager-Schlagzeile "Bike it like Köstinger", mit der an dieser Stelle von der Mountainbike-Kampagne der Österreich Werbung berichtet wurde, hat es mittlerweile sogar schon auf T-Shirts geschafft. Die alte neue Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die als Politikerin die Verantwortung für die millionenteure und heftig umstrittene Werbekampagne trägt, dürfte diese Bekanntheit weniger freuen. Denn genau dieser Slogan ziert nun auch das Aufmacherbild eines ausführlichen Artikels über Österreich als Bikedestination auf der größten deutschen Mountainbike-Plattform "MTB-news.de".

Das einflussreiche Online-Magazin hat den juristischen Status quo in Sachen Wegefreiheit erhoben und fünf Persönlichkeiten aus der heimischen Bikeszene befragt, wie es um die Alpenrepublik als Urlaubsdestination für Bergradler bestellt ist. Das Fazit des Berichts fällt dementsprechend ernüchternd aus. Zwischen dem in der Werbung versprochenen Mountainbike-Paradies und der gelebten österreichischen Realität in Form des Forstgesetzes von 1975 klaffen Welten.

Imagekampagne vs. Realität

So attestiert man der Tourismuswerbung zwar durchaus Professionalität. Die Hochglanzbilder der Alpen machen schließlich jedem Mountainbiker Lust, sich sofort in den Sattel zu schwingen. Auch die beschriebenen, legalen Touren seien dazu geeignet, Urlauber anzulocken. Doch die Problematik offenbart sich im Zuge des Nachfragens bei den fünf Einheimischen. Denn abseits der Werbebroschüren hinkt Österreich hinterher. Die Erwartungen, die man weckt, werden keineswegs erfüllt.

Insgesamt, so hält der Bericht fest, werde Urlaubern, die Bikeparks wie Leogang oder Sölden suchen, einiges geboten. Enduristi werden wiederum in Nauders fündig. Doch wer den Bergradsport in der Natur auf schmalen, nicht ausgetretenen Pfaden genießen will, der solle sich besser Destinationen außerhalb Österreichs suchen.

Unschöne Erfahrungsberichte

Besonders spannend ist das User-Forum zum Bericht, wo sich die deutschsprachige Mountainbikeszene lebhaft zur Lage in Österreich austauscht. Dort kommt die heimische Tourismusindustrie deutlich schlechter weg als im Artikel selbst. Offenbar haben schon sehr viele Mountainbike-Urlauber Bekanntschaft mit dem Forstgesetz von 1975 machen müssen. Man kann den Verantwortlichen der "You like it? Bike it!"-Kampagne, die vom Erfolg ihrer Werbung überzeugt sind, nur nahelegen, sich diese Forumseinträge genau durchzulesen. Wer einmal im Tourismus tätig war, weiß, wie wertvoll so ausführliche und unverblümte Kritik zur Qualitätssteigerung ist.

An dieser Stelle, weil es thematisch passt und im deutschen Bericht erwähnt wird, ein kurzes Update zu den Fällen drangsalierter Radler, über die das Tretlager Ende 2019 berichtet hat. Die beiden Mountainbiker, die im Murtal auf einer Forststraße der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz erwischt wurden und bereits 200 Euro Schadenersatz leisten mussten, haben nun noch je 110 Euro Strafe wegen der Verwaltungsübertretung bei der Bezirkshauptmannschaft zahlen müssen. Im Fall des niederösterreichischen Radlers, der ebenfalls auf einer Forststraße von einem Jäger angehalten wurde, stehen im Februar zwei Verfahren an – eines wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung sowie eines wegen der Maßnahmenbeschwerde. (Steffen Arora, 28.1.2019)