STANDARD-Verlagsleiterin Gerlinde HInterleitner.

Foto: STANDARD, Corn

Wien – Vor 25 Jahren, am 2. Februar 1995, ging DER STANDARD online – als erste deutschsprachige Tageszeitung. Mittlerweile besuchen rund 2.500.000 Unique User im Monat den Onlineauftritt des STANDARD, lesen und diskutieren im Forum mit und leisten so ihren unverzichtbaren Beitrag zum öffentlichen Diskurs. Wir haben unsere Userinnen und User Mitte Jänner gefragt: Was wollen Sie über den STANDARD wissen? Hier beantwortet Verlagsleiterin Gerlinde Hinterleitner Fragen bezüglich Layout, Finanzierung, Werbung.

Gerlinde Hinterleitner (Verlagsleitung): Nein, dieser Meinung sind wir nicht, weil dann würden wir diese Werbung nicht annehmen. Als Verlag nehmen wir dabei keinen Einfluss auf Geschmacksfragen in der Werbung und sollten auch, soweit die gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllt sind, keinerlei Zensur ausüben. Auch wenn es von manchen gewünscht wird, ist ein Verlagshaus keine moralische Oberinstanz. Das wäre in unseren Augen eine Anmaßung.

Gerlinde Hinterleitner: Ich muss leider alle enttäuschen, die sich das wünschen, die "alte" Seite wird nicht mehr zurückkommen. Gleichzeitig möchte ich ihnen Hoffnung machen, dass wir diesen Wunsch nach einem schönen, praktischen, übersichtlichen und leichtbedienbaren Layout erfüllen werden, da wir intensiv an Verbesserung der Seite weiterarbeiten. Da wir auch sehen, dass es Anforderungen ans Layout gibt, die wir noch nicht optimal gelöst haben.

Gerlinde Hinterleitner: Nein, wir begreifen uns als Diskursmedium, das auf das perfekte Zusammenspiel seiner drei Säulen Qualitätsjournalismus und gesellschaftliche Relevanz und Community-Plattform fußt, die Diskussionen ermöglicht, die die Gesellschaft weiterbringt. Sowohl die journalistische Arbeit als auch das Community-Management kosten sehr viel Geld. Die Finanzierung schaffen wir unter anderem mit dem Verkauf von Werbeplätzen. Der STANDARD hat eine sehr große Reichweite im Internet, und daher werben bei uns viele unterschiedliche Kunden. Unser Anspruch lautet, keine reißerischen Artikel zu veröffentlichen. Daher bitten wir um Beispiele, wo wir diesem Anspruch möglicherweise nicht gerecht geworden sind.

Gerlinde Hinterleitner: Insgesamt sind 16 MitarbeiterInnen für "User Generated Content" zuständig. Von diesen sind zwölf Personen mit der Moderation beschäftigt, je nach Tageszeit sind ein bis vier ModeratorInnen gleichzeitig im Forum aktiv. An Einsparungen ist nicht gedacht, aber verbesserte Moderationsabläufe sollen es möglich machen, steigende Postingzahlen mit dem gleichen Moderationsteam zu bewältigen. Gemeinsam mit Forschungspartnern setzen wir laufend Verbesserungen in der Moderationspraxis um.

Gerlinde Hinterleitner: Der STANDARD hat auch – wie viele andere Qualitätsmedien – die große Herausforderung, den digitalen Transformationsprozess zu meistern. Die marktbeherrschenden Konkurrenten Google und Facebook stellen traditionelle Medienhäusern auch aufgrund des unfairen Wettbewerbs vor sehr schwierige Aufgaben. Und in diesem Umfeld werden wir uns auch verstärkt neuen Produkten für UserInnen wie PUR oder Supporter widmen. Bei der Einbindung der Werbung sind wir – wie seit Anbeginn – bemüht, das Lesevergnügen nicht zu beeinträchtigen. Wem unser Bemühen nicht ausreicht, dem sei ein werbefreies PUR-Abo ans Herz gelegt. Und nein, wir sind nicht in den "Miesen", wir wollen nicht dorthin kommen.

Gerlinde Hinterleitner: Es sind über 18 Prozent aller MitarbeiterInnen unter 30 Jahre und über zwei Prozent deutsche Staatsbürger.

Gerlinde Hinterleitner: Derzeit finanziert die Werbung zu mehr als 60 Prozent den STANDARD. Die Einnahmen aus den Print-Abos finanzieren zu einem Gutteil Druck und Vertrieb, und die Produkte PUR und Supporter sind erst im Aufbau begriffen. Jeder kann sich daher leicht ausrechnen, was es bedeuten würde, keine Werbung mehr zu verkaufen.

Gerlinde Hinterleitner: Im STANDARD arbeiten derzeit circa 500 MitarbeiterInnen, keine Katze und kein Hund, allerdings unzählige Software und Server sind Tag und Nacht im Einsatz. Inwiefern all unsere Leute vom Job leben können, weiß ich beim besten Willen nicht zu beantworten. Allerdings sind doch einige Teilzeit beschäftigt, in Verlag und Redaktion etwa 38 Prozent, im Vertrieb über 85 Prozent, da dort viele Studierende arbeiten. Der Jahresumsatz der STANDARD-Gruppe betrug 2018 55,1 Millionen Euro, für 2019 liegen noch keine Zahlen vor. (red, 28.1.2020)