Eine klare Reisewarnung des Außenministeriums, die es derzeit nicht gibt, würde fix als Rücktrittsgrund gelten, muss aber laut VKI nicht unbedingt vorliegen.

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Wien – Touristen, die wegen des neuartigen Coronavirus doch nicht nach China fliegen wollen, können von ihrer Reise womöglich kostenlos zurücktreten oder sie verschieben. "Außergewöhnliche Umstände" am Reiseziel berechtigen zu einem kostenlosen Rücktritt von einer Pauschalreise, informierte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) am Dienstag.

Ob diese Umstände vorliegen, ist aber letztlich eine Einzelfallfrage und vorab nicht sicher zu beantworten, so die Verbraucherschützer in einer Aussendung. Erhebliche Risiken für die menschliche Gesundheit wie der Ausbruch einer schweren Krankheit am Reiseziel sind jedenfalls ein außergewöhnlicher Umstand. "Reiseveranstalter müssen in diesem Fall alle vom Reisenden für die Pauschalreise geleisteten Zahlungen zurückzahlen", so der VKI. Muss der Reiseveranstalter wesentliche Teile einer Pauschalreise erheblich ändern, etwa eine ganz andere Route anbieten, können die Kunden der Änderung widersprechen und ebenfalls kostenfrei vom Vertrag zurücktreten.

Rücktritt möglich

Eine klare Reisewarnung des Außenministeriums, die es derzeit nicht gibt, würde fix als Rücktrittsgrund gelten, muss aber laut VKI nicht unbedingt vorliegen. Reisen in die von den chinesischen Behörden abgeriegelten Städte Wuhan und Huanggang können "aller Wahrscheinlichkeit nach" kostenlos gecancelt werden.

Gibt es (noch) keine Voraussetzungen für den kostenlosen Rücktritt, können die Urlauber gegen eine Entschädigung vom Pauschalreisevertrag zurücktreten, die Stornosätze stehen meist im Pauschalreisevertrag.

Individualreisende können, wenn sie Glück haben, ihren Flug kostenlos verschieben. Der Lufthansa-Konzern, zu dem auch die AUA gehört, bietet auf Anordnung der chinesischen Regierung eine kostenlose Umbuchungsmöglichkeit für China-Tickets an, die vor dem 23. Jänner ausgestellt wurden. Das ganze gilt für den Reisezeitraum 24. Jänner bis 23. Februar und nicht für Hongkong. Das letztmögliche Flugdatum ist der 30. September 2020.

Die AUA bietet nach wie vor neun Verbindungen pro Woche von Wien nach China an, davon fünf nach Peking und vier nach Schanghai.

Erste Stornierungen

Bei Gruppenreisen von Chinesen nach Europa merken die Austrian Airlines schon erste Stornierungen und Umbuchungen, wie eine AUA-Sprecherin sagte. Der Grund ist das Gruppenreiseverbot, das die chinesische Regierung vergangene Woche verhängt hat. Reisebüros in der Volksrepublik dürfen derzeit keine Pauschalreisen mehr ins In- und Ausland verkaufen.

Auch das Verkehrsbüro, Österreichs größter Tourismuskonzern, hat schon vereinzelte Stornierungen von Gruppenreisen aus China verzeichnet. Die Stadt Innsbruck musste überhaupt schon 50 Gruppen-Stornierungen hinnehmen, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" (TT) am Dienstag. Im bei Chinesen extrem beliebten Weltkulturerbeort Hallstatt im Salzkammergut haben ebenfalls schon einige chinesische Touristen ihre Aufenthalte storniert, weil sie ihre Heimat nicht verlassen dürfen. Betroffen sind hauptsächlich Ferienwohnungen. (APA, 28.1.2020)