Während derzeit die Angst vor dem Coronavirus umgeht, hat die Grippewelle Österreich bereits fest im Griff.

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Wien/Vomp/Schönberg – Die Zahl der an Grippe erkrankten Menschen in Wien ist im Vergleich zur Vorwoche gestiegen. Aktuell sind laut am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Grippemeldediensts rund 11.100 Personen (Schwankungsbreite plus/minus 1.150) betroffen. Das sind 3.100 Fälle mehr als vor einer Woche.

Die Grippewelle hat die Hauptstadt damit zunehmend im Griff, die entsprechende Statistikkurve geht seit einigen Wochen deutlich nach oben. Anfang des Jahres wurden erst 4.200 Erkrankte verzeichnet.

Österreichweit dürften pro 100.000 Einwohner knapp 1.100 Menschen an Influenza und grippalen Infekten erkrankt sein. Die Entwicklung ist bisher ganz ähnlich jener in den vergangenen Jahren, teilte das Diagnostische Influenza-Netzwerk Österreich (Dinö) am Dienstag mit. Das Maximum wurde in den Vorjahren jeweils etwa in der siebenten und achten Kalenderwoche erreicht.

Geschlossene Schulen in Tirol

In Tirol mussten zwei Volksschulen vorübergehend geschlossen werden, weil jeweils mehr als ein Drittel der Schüler an Grippe erkrankt sind. In Vomperbach (Bezirk Schwaz) waren 24 von 49 Kindern betroffen, in Schönberg (Bezirk Innsbruck-Land) 20 von 58, teilte das Land am Dienstag mit. Die Schulen sollen bis zum Wochenende als Vorsichtsmaßnahme geschlossen bleiben.

Die Landessanitätsdirektion empfahl weiterhin eine Impfung gegen die Grippe. "Kinder sind seltener gegen Influenza geimpft, deshalb können sich die Viren in Schulen rascher verbreiten und in weiterer Folge auch innerhalb der Familie zu Ansteckungen von nicht geimpften Personen führen", so Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion.

Hygiene und "Husten-Nies-Schnäuzetikette" beugen Ansteckung vor

Durch eine entsprechende Händehygiene und "Husten-Nies-Schnäuzetikette" könne einer Ansteckung ebenfalls vorgebeugt werden. "Man sollte in die Ellenbeuge husten oder niesen und sich dabei von anderen Personen abwenden. Die Hände sollten mehrmals am Tag mindestens 20 Sekunden mit Seife unter laufendem Wasser gewaschen werden, denn über die Handflächen werden die Viren auch übertragen", informierte Luckner-Hornischer. Wer an Influenza erkrankt, sollte jedenfalls zuhause bleiben und sich auskurieren

Höheres Risiko, an Grippe zu erkranken, als an Coronavirus

Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) rief erneut zur Influenza-Impfung auf. "Bei der Grippe und vielen anderen Erkrankungen haben wir es in der Hand, uns selbst und unser Umfeld weitgehend zu schützen", sagte der Minister am Dienstag. Die "dramatisch geringe" Impfquote von unter zehn Prozent zeige "eindringlich den Bedarf einer umfassenden Erhöhung der Impfquote". Nach den ersten Coronavirus-Fällen in Europa ist die Nachfrage nach Grippeschutzmasken in den Apotheken in Österreich höher als sonst.

Worauf alle Experten in den vergangenen Tagen hingewiesen haben: Ohne einen "Reisehintergrund" nach China – besonders in die Region von Wuhan – ist bei Auftreten grippeähnlicher Symptome in Europa nicht von einem Coronavirus-Verdacht auszugehen. Es ist regelmäßig die Influenza oder ein banaler grippeähnlicher Infekt. (APA, red, 28.1.2020)