Josef Perndl kennt noch den Leru-Ring. Die Motorsportclubs aus St Leonhard am Forst und Ruprechtshofen gaben ihm dem Namen, der aus den Anfangsbuchstaben ihrer Heimatorte gebaut wurde. 1973 stampfte man die Rallyecross-Strecke aus dem Boden, und noch im Frühjahr fand der erste Europameisterschaftslauf statt. Der Vater nahm Josef Perndl schon als Kind mit zu Motocross-, Bergrennen und Autocross-Veranstaltungen am Leru-Ring – der heute als Wachauring bekannt ist. "Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo Motorisierung immer eine große Rolle gespielt hat. Im Alter von 14 oder 15 habe ich mit dem Fotografieren begonnen, ziemlich bald auch bei der Jänner-Rallye und beim Autocross", erzählt er. Später studierte er in Wien Grafik und Fotografie, legte dann die Kamera aber für viele Jahre auf die Seite, um sich auf Design zu konzentrieren. Und das schnelle Motorradfahren und Driften auf Rennstrecken.

"Crasher" und "Crosser" erschienen bei der Fotohof-Edition.

Crosser
Format: 27 x 20,3 cm
ISBN: 978-3-902993-88-5
Preis: 20.00 €

Crasher
Format: 36 x 27 cm
ISBN: 978-3-902993-87-8
Preis: 25.00 €
Foto: Josef Perndl

Untergehende Subkultur

Erst 2017 hat ihn die Kamera wieder gelockt, und schnell hat sich das Thema für seine aktuellen Fotobände aufgedrängt: "Motorsport im Dreck ist ein Sinnesrausch. Schnell, laut, archaisch, ein Brüllen und Rasen – und visuell ein Fest. Und natürlich zum Aussterben verurteilt", ist er überzeugt und fühlt sich irgendwie auch als Dokumentarist einer untergehenden Subkultur. Dazu kommt ein enormer Respekt vor den Motorsportlern. Seine Versuche auf Motocross-Maschinen werden nicht in die heimische Rennhistorie eingehen, die Weiten seiner Sprünge nicht ins Guinness-Buch der Rekorde.

Käfighaltung

Vom Autocrash hat er gleich ganz die Finger gelassen. "Man darf da nicht klaustrophob sein – die Autos sind Käfige, aus denen man kaum raussieht, und auch die Strecken sind ins Feld eingegraben, mit Wällen an den Seiten und scheinen – äh – wenig abwechslungsreich zu sein. Außerdem würden mir die Rempeleien und Crashes Angst machen", gibt Josef Perndl zu. Beeindruckt war er aber dennoch. So sehr, dass er einen Freund, der mit Motorenlärm so gar nichts am Hut hat und schon bei einem lauten Handyklingeln die Fassung zu verlieren droht, mitgenommen hat. Wolf Haas, für den er seit Jahren die Buchcovers gestaltet.

Motocrosser sind keine Schönwetterfahrer.
Foto: Josef Perndl

"Ich hab ihm zu einem sehr frühen Zeitpunkt meine Fotos gezeigt", erzählt er, und die Bilder sind bei Wolf Haas gut angekommen, "was mich ermutigt hat weiterzumachen." Er nahm ihn eben bald danach mit zu einem Autocrash-Rennen – und Wolf Haas war so begeistert, dass er einen Text für den Bildband schrieb.

Gegen das Niederbügeln

Weniger kurios als ein Text in einem Bildband, aber doch auffällig ist, dass in dem zweiten Werk, "Crosser", nur Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen sind, wo sich doch gerade die Motocrosser vor grellen Farben nicht fürchten. Josef Perndl erklärt das so: "Es war genau diese Buntheit, die Farben, die alles niederbügeln", die ihn hin zu den Graustufen wechseln ließen. "Die Orangenen und der Energy-Drink sind optisch in diesem Sport extrem dominant, und jedes Farbfoto droht zum Markenbotschafter zu werden", sagt er.

Im Buch "Crasher" schreibt Wolf Haas fasziniert "von diesem seltsamen Zirkus aus Dreck und Lärm und Rock 'n' Roll, von dem ich doch eigentlich finden sollte, dass er verboten gehört".
Foto: Josef Perndl

Der Irrsinn im Fahrerlager

Mehr als zweieinhalb Jahre lang hat Josef Perndl für die beiden Bücher so machen Sonntag auf diversen Rennstrecken verbracht. Er gibt auch zu, dass sich die Freude am Zuschauen im Laufe der Zeit etwas abnutzt. "Irgendwann hat man das Gefühl, selbst vom Irrsinn im Autocrash-Fahrerlager schon alles einmal gesehen zu haben", sagt er, und er meint es dabei nicht böse mit den Akteuren, denn "sowohl die Autocrasher als auch im ganzen Amateur-MX-Betrieb sind ausgesprochen freundliche Leute". So ähnlich fasst das auch Wolf Haas in seinem "Crasher"-Text zusammen. Aber das lesen Sie am besten selbst. (Guido Gluschitsch, 30.1.2020)

Anmerkung: Weil auch Josef Perndl die Bilder in seinen Büchern nicht näher erklärt, werden auch wir, bei der folgenden kleinen Auswahl, ausnahmsweise auf Bildunterschriften verzichten.

Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl
Foto: Josef Perndl