Maureen lebt seit mehreren Jahren in ihrem Geschlecht ...

Foto: Bianca Blei

... und hat auch einen eigenen Friseursalon in Nairobi aufgesperrt.

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Maureen Muia Mumyaka ist ein ehemaliges Slumkind, das es geschafft hat. Die 41-Jährige ist in der Siedlung Mukuru in einer der Wellblechhütten der kenianischen Hauptstadt Nairobi aufgewachsen. Eigentlich hätte sie nicht einmal die Grundschule absolviert, wäre da nicht ihre ältere Schwester gewesen. Nachdem der Vater die Familie verlassen hatte und die Mutter gestorben war, kümmerte sie sich um ihre Geschwister. Und sie brachte Maureen damals zu den katholischen Schwestern, um ihr eine Ausbildung zu ermöglichen und einen Weg aus der Armut zu zeigen.

Und Mumyaka ist ihn gegangen. Im Mukuru Promotion Centre machte sie ihre schulische Ausbildung und absolvierte einen Friseurlehrgang. Heute steht die Frau vor ihrem eigenen Salon und beschäftigt vier Mitarbeiterinnen, das Geschäft läuft gut, erzählt sie stolz.

Und doch ist es nicht nur ihr wirtschaftlicher Erfolg, der sie stolz sein lässt. Auch ihr persönlicher. Denn Maureen Muia Mumyaka wurde im Körper eines Buben geboren. Sie wusste schon von klein auf, dass die körperlichen Merkmale nicht zu ihren Empfindungen passen, erzählt sie: "Sie mobbten mich, gaben mir verächtliche Namen." In der konservativen Gesellschaft Kenias, wo gleichgeschlechtlicher Sex eine Straftat ist, war und ist es nicht leicht, anders zu sein.

"Ich habe aber irgendwann erkannt, dass es mehr gibt, die wie ich sind", erzählt Mumyaka, hält aber sogleich fest, dass sie nicht homosexuell ist. Sie nimmt seit 20 Jahren weibliche Hormone. Im Moment spart sie für ihren Traum von einer geschlechtsangleichenden Operation. Die kostet laut ihr rund 800.000 US-Dollar und soll in Malaysia oder Thailand stattfinden. Dort, wo man mehr Erfahrung mit solchen Eingriffen hat.

Junge Bewegung

Denn im ostafrikanischen Kenia gibt es noch immer nur wenige Ärzte, die sich mit Transpersonen befassen und ihnen helfen. Neela Ghoshal, Expertin von Human Rights Watch, erzählt von Transmenschen, die sich selbst mit Hormonen behandeln und aus Angst vor Diskriminierung keinen Arzt aufsuchen. Der Kampf um Gleichberechtigung von Transpersonen ist in Kenia noch jung. Erst 2007 formierte sich eine Schwulen- und Lesbenbewegung, rund drei Jahre danach folgten die Initiativen für Transmenschen.

Dabei taucht immer wieder ein Name auf: Audrey Mbugua. Die heute 36-Jährige zog vor kenianische Gerichte, um Gleichberechtigung einzuklagen. Im Jahr 2014 gab ihr das Höchstgericht recht. Sie konnte ihren Namen und ihr Geschlecht auf ihrem schulischen Abschlusszeugnis ändern lassen, was die Behörde abgelehnt hatte. Im Vorjahr wurde das Urteil von einem Berufungsgericht bestätigt. Zwar war bis jetzt jede Klage vor dem Höchstgericht in der Sache erfolgreich, doch prozessierte erst eine Handvoll Transpersonen, und es gibt noch immer keinen Automatismus, der eine Geschlechtsangleichung auch behördlich erleichtern würde.

Wie schwer die Gleichberechtigung für Angehörige sexueller und geschlechtlicher Minderheiten in Kenia ist, zeigt sich auch an Prozessen, die Schwulen- und Lesbenorganisationen vor dem Höchstgericht führen. Allein die Eintragung einer Interessenvertretung in das offizielle Register der NGOs Kenias ist ein Fall für Richter. Der National Gay & Lesbian Human Rights Commission wurde eine solche verwehrt. Die Begründung: Homosexualität sei illegal. Das Höchstgericht gab der Hilfsorganisation aber recht, da zwar homosexuelle Handlungen illegal seien, aber nicht homosexuelle Menschen, und es verpflichtete die Behörde zum Handeln.

Homosexualität bleibt verboten

Im anschließenden Einspruch im Jahr 2015 argumentierte die offizielle Stelle aber vor dem Berufungsgericht, dass es de facto keine Homosexuellenrechte gebe, da nicht bewiesen sei, dass man mit der sexuellen Orientierung geboren werde. Die Richter lehnten im März des Vorjahrs die Berufung ab. Der Vorsitzende forderte in seiner Urteilsbegründung aber eine breite gesellschaftliche und politische Debatte über die Rechte Homosexueller.

Doch die kam nicht. Eine hoffnungsvolle Klage vor dem Höchstgericht, die homosexuellen Sex legalisieren sollte, wurde im Vorjahr abgelehnt. Eine herbe Enttäuschung, doch keinesfalls das Ende aller Bemühungen. Denn kurz darauf entkriminalisierte Botswana gleichgeschlechtlichen Verkehr – ebenfalls eine ehemalige britische Kolonie. "Die Hoffnung lebt weiter", sagt Ghoshal. (Bianca Blei, 17.2.2020)