Laut WKO-Präsident Harald Mahrer wären die österreichischen Exporte deutlich stärker gewachsen, würde es keine Unsicherheit in der Automobilbranche geben.

Foto: Andreas Urban

Wien – Inmitten des internationalen Handelsstreits und der Wirren um den Brexit sind die heimischen Warenausfuhren 2019 um 2,5 Prozent auf 153,9 Milliarden Euro weiter gestiegen, wie aus ersten Prognosen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) hervorgeht. Das Wachstum war damit aber deutlich gebremst, denn 2018 hatten die Exporte laut Statistik Austria noch um fast sechs Prozent auf 150,1 Milliarden Euro zugelegt.

"Seit Beginn der 2000er-Jahre haben wir 121 Prozent Exportwachstum – das muss uns mal jemand nachmachen", betonte WKO-Präsident Harald Mahrer am Mittwoch in einer Pressekonferenz. 50 Prozent aller Arbeitsplätze in Österreich hingen am Export. "Die Lage der österreichischen Exportwirtschaft ist sehr rosig", meinte Mahrer. "Wir sind eigentlich überall im Plus, es gibt keine großen Einbrüche."

Exporte nach Großbritannien zugelegt

Auch die Lieferungen an den EU-Austrittskandidaten Vereinigtes Königreich hätten 2019 noch einmal um rund zehn Prozent zugelegt – nach einem relativ schwachen Jahr 2018. "Es könnte besser sein, aber wir sind zufrieden, wie stabil es ist und glauben, dass es mit einem guten Abkommen (mit der EU) so weitergeht", sagte Mahrer im Hinblick auf den am Freitag anstehenden Brexit und die Übergangsphase bis Ende 2020 – in dieser ändert sich vorläufig nichts. "Ich glaube, dass wir dort relativ gut im Geschäft bleiben." Die Briten gehören zu wichtigsten Zielländern für heimische Waren – sie rangieren auf Platz neun und somit vor China.

Bremsspuren in Automobilbranche

Deutliche Bremsspuren bei den zahlreichen österreichischen Kfz-Zulieferbetrieben hinterlässt allerdings der Nachfrageeinbruch in der Automobilindustrie. "Wir haben ein Thema in der Automobilindustrie – die Frage ist, welche Antriebstechnologie wird sich in Zukunft durchsetzen, ob Elektro, Wasserstoff oder eine andere", räumte Mahrer ein. "Das weiß die Autoindustrie und die macht große Umbauarbeiten." Man müsse dem Zeit geben. "Da wir Zulieferer – speziell für Deutschland – sind, haben wir da einen gewissen Betroffenheitsgrad", so der WKÖ-Präsident. "Die Exporterfolge könnten größer sein, hätten wir dort bessere Zahlen."

Meiste Produkte blieben in Europa

Der Großteil der heimischen Ausfuhren geht nach Deutschland. Dorthin wurden im abgelaufenen Jahr rund viereinhalb Mal so viele österreichische Produkte geliefert wie in den auf Platz zwei folgenden Zielmarkt USA. Zu wichtigsten fünf Exportmärkten gehören weiters Italien, die Schweiz und Frankreich. Rang sechs, sieben und acht belegen die CEE-Länder Ungarn, Tschechien und Polen.

Ganze 79,3 Prozent der exportierten Güter blieben also in Europa, 8,9 Prozent gingen nach Asien und mit 8,4 Prozent ähnlich viele nach Nordamerika. Nur ein Bruchteil der österreichischen Exporte ging in den Rest der Welt.

Maschinenbau und Fahrzeuge

Die wichtigsten Exportgüter Österreichs sind Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge – die beiden Branchen machen zusammen 40 Prozent des österreichischen Exports aus. Bearbeitete Waren mit 21 Prozent und chemische Erzeugnisse mit 14 Prozent folgen.

Die vorliegende Exportstatistik bezieht sich nur auf Warenausfuhren. Zu dem Volumen von knapp 154 Milliarden Euro addierten sich 2019 noch Dienstleistungen im Wert von 65 Milliarden Euro – ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Das wichtigste Exportgut bei den Dienstleistungen war der Tourismus mit einem Anteil von 31 Prozent. Dahinter folgten Transportdienstleistungen, die fast ein Viertel der exportierten Dienstleistungen ausmachten, und mit 13-prozentigem Anteil technische Dienstleistungen. (APA, 29.1.2020)