In Äthiopien leiden viele an einem Trachom, eine Augenkrankheit, die zur Erblindung führt und mit Medikamenten verhindert werden könnte.

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Rund 1,5 Milliarden Menschen in 149 Staaten werden von tropischen Krankheiten bedroht, deren Existenz in der Öffentlichkeit kaum mehr bekannt ist. An diese von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "vernachlässigte tropische Krankheiten" (Neglected Tropical Diseases, NTDs) definierten Leiden wird erstmals in einem Gedenktag erinnert, den 280 Organisationen gemeinsam ausrufen.

Das von der WHO vorgegebene Ziel ist es, diese Krankheiten bis 2030 auszurotten. Laut der Fachorganisation für Menschen mit Behinderungen, "Licht für die Welt", zählen dazu zum Beispiel Lepra, Flussblindheit, die Schlafkrankheit, Bilharziose, Leishmaniose oder die bakterielle Augeninfektion Trachom. Bei diesen Krankheiten geht es oft um Parasiten wie Würmer oder Bakterien, die durch Mücken, Fliegen, verunreinigtes Wasser oder direkten Kontakt übertragen werden.

Gegen Erblindung

Dass es im Kampf gegen diese Krankheiten auch Erfolge gibt, zeigt die Entwicklung der Zahl der dadurch bedrohten Menschen insgesamt: 2017 waren es "Licht für die Welt" zufolge noch 1,6 Milliarden durch diese Leiden bedrohte Menschen, dieser Wert ist immerhin um etwa 100 Millionen Betroffene zurückgegangen.

Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Krankheiten sind Entwicklungsländer: Besonders in ländlichen Regionen ist der Zugang zu Trinkwasser, sanitären Anlagen und medizinischer Versorgung erschwert, die Ausbreitung dieser Krankheiten leichter. Ein gutes Beispiel ist die Augenkrankheit Trachom, die eigentlich leicht mit Antibiotika zu behandeln ist, wenn sie rechtzeitig entdeckt wird. Sie wird über Chlamydien-Bakterien übertragen.

Unbehandelt vernarbt das Augenlid, die Wimpern drehen sich nach innen und zerkratzen die Hornhaut. Der Patient wird unter großen Schmerzen blind. Weltweit leiden "Licht für die Welt" zufolge etwa 40 Millionen Menschen unter dem Trachom. Die Kosten für die Ausrottung der vor mehreren hundert Jahren auch in Österreich vorkommenden Krankheit werden auf etwa eine Milliarde US-Dollar (907,03 Mio. Euro) geschätzt.

Teilsiege erreicht

Der Fachorganisation wurden in den vergangenen Jahren auch einige Erfolge erzielt: So sind Nepal, Marokko, Mexiko und Kambodscha Trachom-frei. "Licht für die Welt" legt einen Schwerpunkt seines Kampfes gegen das Trachom zum Beispiel auf Äthiopien. 2018 wurden in der Region Tigray im Norden des ostafrikanischen Landes mehr als vier Millionen Medikamente oder 16 Millionen Dosen verteilt, die Zahl der Krankheitsfälle in der Region damit halbiert. Im selben Jahr führte die Hilfsorganisation weltweit 22.000 Trachom-Operationen durch und war damit für jede siebente derartige Behandlung weltweit verantwortlich. Diese Operation kann zwar nicht das Augenlicht retten, wenn es bereits beeinträchtigt ist, sie kann aber zumindest dem Patienten die Schmerzen nehmen, weil die Wimpern nicht mehr an der Hornhaut kratzen.

Darüber hinaus will "Licht für die Welt" die Bevölkerung aufklären, wie sie zum Beispiel ein Trachom vermeiden kann, wie der medizinische Direktor der Organisation, Geoffrey Wabulembo erläuterte. Das geschieht durch die WASH-Strategie. WASH steht für – sauberes – Wasser, Sanitation (also sanitäre Einrichtungen) und Hygiene im Allgemeinen. Doch auch bei anderen Krankheiten gibt es Fortschritte: Bei der Lepra gab es zwischen 2011 und 2015 eine Reduktion um 15.000 Fälle weltweit. Aber noch immer sind rund 200.000 Menschen in 20 Ländern von Lepra betroffen.

Jeder einzelne zählt

Bei der Leishmaniose wurde in Bangladesch, Indien und Nepal zwischen 2007 und 2015 die Zahl der Fälle um 82 Prozent reduziert. Aber noch immer sind etwa 350 Millionen vor allem in Afrika und Asien von der potenziell tödlichen Krankheit bedroht. Deutlich ist auch der Rückgang der Fälle von Schlafkrankheit (Human African Trypanosomiasis). 2015 wurden weltweit nur mehr 3.000 Fälle registriert, 2009 waren es noch 10.000 Fälle und knapp 40.000 im Jahr 1998. Die Krankheit verläuft tödlich. (APA, 30.1.2020)