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Sind die kleinsten Kupferlinge bald Geschichte?

Foto: REUTERS/Regis Duvignau/File Photo

PRO: Zeit zum Ausmisten

von Verena Kainrath

Keiner soll sagen, dass kleinste Cent-Münzen keinen Sinn haben. Sparschweine wollen gefüttert werden, Götter sollen einem mit in Brunnen versenkten Kupferlingen wohlgesinnt sein. Doch bei aller Wertschätzung jener, die mit jedem Cent rechnen: Kostet dieser mehr, als er wert ist, wird es Zeit dafür, im Börsel auszumisten. Denn die miserable Bilanz der Ein- und Zwei-Cent-Münzen steht in keiner Relation zu ihrem Nutzen.

Im Zuge der Einführung des Euro war bei der Umrechnung der Währungen Präzision gefragt. Mittlerweile wurde daraus ein Ballast, der vor allem Tonnen an Metall verschlingt. Lkws und Flugzeuge karren jährlich Milliarden an Münzen durch Europa. Sorgsamer Umgang mit Ressourcen und der Schutz des Klimas gehen anders.

Abschaffung des Bargelds

Ängste vor einer schrittweisen Abschaffung des Bargelds sind in Zeiten rasant fortschreitender Digitalisierung berechtigt. Doch sein Ende wird sicher nicht durchs Aussortieren der Ein-Cent-Münze eingeläutet. Der Verzicht auf kleinsten Schotter macht Bezahlen schneller und Bargeld wieder handlicher. Derzeit ernten Kunden zwar häufchenweise Cents als Wechselgeld, doch statt zurück in die Wirtschaft zu fließen, verschwinden diese lieber in dunklen Schreibtischladen und löchrigen Manteltaschen.

Dass der Handel am Aufrunden verdient, mag sein. Preise zu erhöhen ist aber anderswo, unter weniger scharfer Beobachtung der Konsumentenschützer, sicher leichter.

Kontra: Finger weg vom Schotter

von Regina Bruckner

Kleingeld sind Peanuts. Aber das bedeutet auch: Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen wiegen zwar im Geldbörsel schwer und sind nominell wenig wert, aber das Wenige ist nicht nichts.

Wer sein Portemonnaie regelmäßig erleichtert und im Gurkenglas ein Kilogramm sammelt, bringt es schon einmal auf zwanzig bis dreißig Euro an Gegenwert. Geld, das gedanklich quasi schon abgeschrieben ist, bis man sich endlich aufrafft und mit seinem Schotter bei der Bank einreitet. Zugegeben: Auch Kleingeld wird teurer, denn für das Wechseln in Scheine fallen mittlerweile Gebühren an.

Sinnvolle Alternativen

Aber für all jene, die diese scheuen oder vielleicht den Weg zur Bank als viel zu mühsam empfinden, gibt es jede Menge sinnvolle Alternativen. Praktisch im Vorbeigehen beteiligt man sich mit den Kupferlingen im besten Fall an so etwas Großem wie der Rettung der Welt – zumindest im Kleinen. Diverse Sparbüchsen an den Kassen vieler Geschäfte stehen dafür bereit – und versprechen, den Inhalt samt und sonders noblen Zwecken zuzuführen.

Ein paar Cent können zu wertlosem Schrott verkommen – oder nach Vorbild der Schwarmfinanzierung zur Rettung bedrohter Orang-Utans beitragen oder ambitionierte Kinderhilfsprojekte ermöglichen. Selbst wenn das kleine Geld früher kaufkräftiger war, behält das abgedroschene Sprichwort "Wer den Groschen nicht ehrt, ist den Schilling nicht wert" auch in der Euro-Ära seine Gültigkeit. (30.1.2020)