Die Kindle-E-Reader von Amazon genießen einen guten Ruf. Sie bieten ordentliche E-Ink-Displays, Hintergrundbeleuchtung, lange Akkulaufzeit, können komfortabel bedient werden und die meisten Modelle sind zudem recht günstig zu haben. Allerdings sind sie auch sehr stark an Amazons Angebot gekoppelt. Für viele Dateiformate, allen voran den offenen E-Book-Standard EPUB, fehlt die Unterstützung.

Und offenbar nutzt Amazon die recht beliebten Geräte fleißig als Datensammel-Maschinen. Journalisten Adrianne Jeffries von The Markup hat festgestellt, dass offenbar jede Eingabe auf dem Bildschirm des Kindle von Amazon gespeichert wird.

90.000 Zeilen

Das geht hervor aus den Dateien, die ihr Amazon als Datenauskunft zum Download bereit gestellt hat. In einer Datei namens "Devices.Kindle.Reading.Actions" finden sich ihrer Angabe nach rund 90.000 Zeilen an Informationen, die ihre Aktivitäten festhalten. Vermerkt ist unter anderem, in welchem Menü die Eingabe erfolgt ist, welches Buch gerade gelesen wurde und welche Aktion ausgelöst wurde – beispielsweise das Umblättern auf die nächste Seite.

Dass der E-Reader die Klicks erfasst, ist grundsätzlich nicht verwunderlich. Denn darüber wird unter anderem die Lesegeschwindigkeit errechnet, um Nutzern eine Prognose darüber zu geben, wie lange man wohl noch mit dem aktuellen Buch beschäftigt ist oder wie viel Zeit man wahrscheinlich mit einem neuen Werk verbringen wird. Eine solche Berechnung wäre allerdings auch lokal am Gerät möglich.

Amazons Kindle E-Reader sind technisch stark und recht beliebt.
Foto: DER STANDARD/Koller

Auch eine Übertragung an Amazon ist nicht per se verwerflich. Nutzt man etwa den E-Book-Aboservice Kindle Unlimited, dann dient das Tracking, um die Erlöse für die einzelnen Autoren zu errechnen, da die Entlohnung je gelesener Seite errechnet wird. Fraglich ist allerdings, warum die Klickdaten so lange gespeichert werden. Jeffries Auszug zeigt Daten aus dem Jänner 2018. Sie liegen also seit zwei Jahren auf Amazons Servern. Bei Input Mag vermutet man, dass Amazon sie zu Werbezwecken auswertet. Denkbar ist zudem, dass daraus Erkenntnisse für das Interface-Design gewonnen werden.

Kindle-Hacking wird immer schwerer

Jeffries hat auch einen weiteren Fund aus ihrem Datenbestand veröffentlicht. Aus diesem geht, allerdings wenig überrasched, hervor, dass auch vermerkt wird, ob ein gespeichertes Buch von Amazon stammt oder nicht.

Die Kindle-E-Reader sind seit je her auch ein beliebtes Ziel für Hacker. Sie bespielen die Geräte mit veränderter Software, um etwa die starke Anbindung an Amazon aufzuheben, Bücher in anderen Formaten darauf lesbar zu machen, die Werbeeinblendungen auf den günstiger verkauften Modellen abzudrehen oder einfach eigene Schriften und Hintergrundbilder zu verwenden. Allerdings, so schreibt One Zero, wird Amazon immer besser darin, derlei Veränderungen zu unterbinden. (gpi, 8.2.2020)