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In ihren E-Mails an die ausgebooteten Kuratoriumsvorsitzenden "bedankte" sich Karoline Edtstadler für deren Arbeit und teilte ihnen sogleich mit, dass diese nun ein Ende finden werde.

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Bislang fiel die gesetzlich vorgeschriebene Bestellung der Kuratorien von Bundesmuseen in die Kategorie Routine, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde. Die Aufsichtsorgane der Geschäftsführungen wurden für eine Funktionsperiode von fünf Jahren berufen, anschließend verlängert oder ausgewechselt. Aufhebens gab es darob nie.

Aufregung um Abberufungen in Bundesmuseen
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Insofern bescherte der Mittwochabend eine Kehrtwende, als abseits offizieller Kommunikationskanäle "Umbauten" durchsickerten, die Dienstagabend im türkisen Kanzleramt veranlasst worden waren und für die ab Mitternacht das grüne Kulturstaatssekretariat verantwortlich gewesen wäre.

Eile bei Umbesetzung ein Rätsel

Betroffen davon ist nicht nur das Kuratorium der Albertina, sondern auch jenes des Technischen Museums, des Belvedere und des Museums für angewandte Kunst (Mak). Ihre Gemeinsamkeit: Die Funktionsperioden der drei vom Bundeskanzleramt einst berufenen Vorsitzenden, ihrer Stellvertreter und jeweils eines weiteren Mitglieds waren mit 31. Dezember 2019 ausgelaufen. Alexander Schallenberg hatte als Kulturminister der Übergangsregierung keine Umbesetzungen oder Verlängerungen vorgenommen, sondern wollte das, wie in Erfahrung zu bringen war, bewusst der nächsten Regierung überlassen.

Warum man sich im Kanzleramt jetzt zu einer solchen Eile veranlasst sah, bleibt ein Rätsel. Christian Konrad (Albertina), Peter Kostelka (Technisches Museum) und Hannes Sereinig (Mak) wurden Dienstagabend via Mail über ihre Abberufung als Vorsitzende informiert.

Lunacek: "Wir wurden informiert"

Eine Anfrage an das nun zuständige Kulturstaatssekretariat zu den Hintergründen verlief ergebnislos. Nur so viel: Man werde zu gegebener Zeit kommunizieren, sobald auch die Geschäftsführungen der Museen informiert und alle Formalitäten erledigt seien. Teils stünden die von anderen Ministerien in die Kuratorien entsendeten Mitglieder noch nicht fest, hieß es später. Am Donnerstag ließ die Kulturstaatssekretärin über ihre Sprecherin ausrichten, dass die "Entscheidung noch im Zuständigkeitsbereich" Edtstadlers lag: "Wir wurden informiert und haben darüber gesprochen", so Ulrike Lunacek. Ob und in welcher Form die Grünen in die Auswahl der Kandidaten eingebunden waren, bleibt unbeantwortet.

Da es sich beim Kuratorium um ein wirtschaftliches Aufsichtsorgan mit Kontrollfunktion handelt, gehören gewisse Kompetenzen zur Grundausstattung. Dazu gehören etwa die Bereiche Bilanz, Budget oder Rechnungsabschluss. Daran hatte sich zuletzt vor allem die Wahl der Vorsitzenden orientiert.

Verwirrung um Hammer-Tugendhat

Ein Aufgabenbereich, den Daniela Hammer-Tugendhat nicht übernehmen wollte, wie sie im STANDARD-Gespräch erklärt. Als am Dienstag aus dem Büro Lunacek das Angebot kam, den Vorsitz des Albertina-Kuratoriums zu übernehmen, habe sie deshalb nach einiger Überlegung abgesagt. Umso erstaunter sei sie gewesen, als sie abends von Edtstadler via Mail über ihre Bestellung informiert worden sei. Hinfällig.

In dieser Funktion ist nun Andrea Braidt, ehemalige Vizedirektorin der Akademie der bildenden Künste, im Gespräch. Die Entscheidung sei noch nicht endgültig gefallen, "ich stehe jedenfalls zur Verfügung", bestätigt sie. Ihre Stellvertreterin soll "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand werden.

Lilli Hollein für das Mak

Ein Rundruf bei den Museen ergab vorerst folgende per 1. Februar fixierten Konstellationen: Für das Belvedere wurde Andrea Mayer, Kabinettsdirektorin und Leiterin der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei, als Vorsitzende ebenso bestätigt wie ihre Stellvertreterin Ingrid Kapsch-Latzer. Als neues Mitglied kam Gabriele Schor, Direktorin der Sammlung Verbund, hinzu.

Für das Mak übernimmt Lilli Hollein, Direktorin der Vienna Design Week, den Vorsitz. Als ihre Stellvertreterin fungiert Elisabeth Gürtler, vormals Chefin der Hofreitschule. Als neues Mitglied kam Martin Böhm, Chef des Dorotheums, zum Zug. Er hatte den Nationalratswahlkampf der ÖVP 2017 und 2019 mit insgesamt 120.000 Euro unterstützt.

Opposition übt Kritik

Bei den Kultursprecher der Oppositionsparteien dominiert die Irritation: Aus Sicht Sepp Schellhorns (Neos) hätten sich die Grünen "am Nasenring durch die Manege" ziehen lassen. Thomas Drozda (SPÖ) bezeichnete diese "Last-Minute-Personalentscheidungen" als aufklärungsbedürftig und kündigte eine parlamentarische Anfrage an. Letztere wurde prompt seitens der FPÖ umgesetzt. "Postenschacher in Reinkultur", attestierte deren Kultursprecher Volker Reifenberger.

Der finanzielle Benefit für die nun bestellten Kandidaten hält sich übrigens in Grenzen: Das Sitzungsgeld beträgt je 150 Euro für das einfache Mitglied sowie 200 Euro für die Vorsitzführung. Die Anzahl der Sitzungen beträgt im Durchschnitt um die acht jährlich. (Olga Kronsteiner, 30.1.2020)