Skiurlaube können durchaus ökologisch gestaltet werden – mit etwas Rücksicht auf die Umwelt.

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Staus sind wieder vorprogrammiert, nicht nur auf den Zufahrtsstraßen zu den Skigebieten im Westen und Süden, sondern auch auf den Pisten. Ab diesem Wochenende beginnen für knapp 440.000 Schüler und Schülerinnen in Wien und Niederösterreich die Semesterferien. Was sich zu Weihnachten angekündigt hat, setzt sich fort: Schnee, zumal natürliches Weiß, muss man suchen. Je weiter hinauf man fährt, umso größer die Chance, auf welchen zu stoßen.

Trotz der für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen ist die Tourismusbranche guter Dinge. Die Buchungszahlen liegen im Schnitt über denen des Vorjahrs, und die waren schon sehr gut.

Was Touristiker weniger freut, ist der fehlende Schnee im Tal. Das führt dazu, dass Gäste wie Einheimische auf der Suche nach Skifahrmöglichkeiten in die Höhe drängen. Wenn bei gutem Wetter auch noch viele Tagesausflügler aus Bayern in die Skizentren Vorarlbergs, Tirols und Salzburgs unterwegs sind, provoziert dies kilometerlanges Kolonnenfahren.

Dieses Bild stammt zwar aus dem Oktober, aber auch im Jänner liegt in vielen Skigebieten nur wenig Schnee.
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Das sei natürlich ein Problem, das sich aber auf wenige Wochenenden im Jahr beschränke, sagt Gregor Hoch, Ehrenpräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung und Besitzer des Hotels Sonnenburg in Lech. Manche Skigebiete, darunter Lech, setzen dem Treiben auf der Piste eine Grenze. Bei 14.000 Eintritten in das Skigebiet ist Schluss, dann werden keine weiteren Tageskarten mehr verkauft, sagen die Bergbahnen.

Ob in Zeiten der Erderhitzung Skifahren überhaupt noch eine Option oder doch eher ein Auslaufmodell ist, fragen sich viele. Immer mehr Skidestinationen, wissend um die Tragweite des Problems, strengen sich an, den Energieverbrauch und den Ausstoß von CO2 einzudämmen. Ischgl sieht sich beim Klimaschutz in einer Vorreiterrolle. Durch Kompensationsmaßnahmen sei man schon jetzt klimaneutral. Anbei Tipps, wie man möglichst ressourcenschonend Ski fahren kann.

Mit Bus und Bahn statt im Stau

DieAnreisebietet die erste Chance für umweltschonendes Verhalten, entfallen bei einem einwöchigen Skiurlaub im Schnitt doch 75 Prozent der CO2-Emissionen auf die Fahrt zum und vom Aufenthaltsort. Beschneiung, Pistenpräparierung und Liftanlagen haben mit acht Prozent einen vergleichsweisen geringen Anteil. Der restliche CO2-Fußabdruck entfällt auf Hotels und Restaurants. Am besten sei es, mit dem Zug anzureisen, am zweitbesten mit dem Bus, meint denn auch Birgit Kantner vom Österreichischen Alpenverein. Das große Problem sei noch immer die letzte Meile zum Feriendomizil. Generell gilt: Man muss mehr vorplanen und viel in die Vorbereitung investieren.

Einmal lang urlauben statt mehrmals kurz

Nicht nur ökologisch, auch für die eigene Brieftasche ist es mitunter besser, sich im Vorhinein Gedanken über die Länge des Aufenthalts zu machen. Es ist ein Unterschied, ob man beispielsweise an vier Wochenenden eine Skidestination ansteuert oder sieben bis zehn Tage am Stück dort bleibt. Letzteres erspart einem selbst und auch der Umwelt etliche An- und Abreisen. Auch sollte, sofern möglich, darauf geachtet werden, wann man den Skiurlaub antritt. Zu allgemeinen Ferienzeiten ist mit Stau und Gedränge auf den Pisten zu rechnen. Besser ist es, die Anlagen zu nutzen, wenn sie sonst halb leer wären. Mehr Auslastung bedeutet weniger Ressourcenverbrauch pro Person.

Während der Ferienzeiten herrscht häufig Gedränge auf den Pisten.
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Biobauernhof statt Luxusherberge

Auch die Art der Unterkunft ist nicht unerheblich, wenn es darum geht, möglichst nachhaltig – spricht mit geringstmöglichen CO2-Emissionen – zu urlauben. So sollte man vor Ferienantritt unbedingt überlegen, wie viel Luxus man tatsächlich braucht. Ein Biobauernhof in der Nähe eines Skigebiets ist in der Regel nachhaltiger als ein Luxushotel mit Riesen-Wellnessanlage. Wer Hotels bevorzugt, sollte auf Ökosiegel wie das österreichische Umweltzeichen achten. Viele Betriebe setzen mittlerweile auf Nachhaltigkeit, und das nicht nur beim Frühstücksei. Auch Speck, Käse und andere Produkte, die serviert werden, stammen immer öfter aus lokaler Produktion.

Pistenfahrt statt Tiefschneezauber

So prickelnd eine Fahrt im Tiefschnee (sofern es welchen gibt) auch sein mag, Schaden ist jedenfalls programmiert. Abfahren sollte man generell nur auf markierten Pisten. Jedes Abweichen stört das empfindliche ökologische Gleichgewicht in den Bergregionen, weist der Alpenverein hin. Tiere werden aufgeschreckt, flüchten und sterben mitunter an Erschöpfung. Rehe und andere Tiere sollten einen Rückzugsraum haben, deshalb ist beispielsweise Freeriden in Wäldern 500 Meter links und rechts der Piste verboten. Die scharfen Kanten der Ski werden zudem zur Gefahr für Jungbäume, Lawinen sowie Spalten und Schluchten zum Risiko für Skifahrer.

Fahren im Tiefschnee mag schön sein, stört allerdings das empfindliche ökologische Gleichgewicht in Bergregionen.
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Müll ins Tal statt auf dem Berg zurücklassen

Es sollte selbstverständlich sein, den eigenen Müll auch beim Wintersport nicht liegen zu lassen. Dennoch machen viele Skifahrer genau das. Manche Pisten, vor allem die Abschnitte unter Sesselliften muten am Ende der Saison an, als ob Müllwagen vorzeitig entleert worden wären. Und es sind nicht nur verlorene Skistöcke, Brillen, Handschuhe und Taschentuch-Packungen darunter, wissen Bergbahnbeschäftigte zu erzählen. Abgesehen davon, dass die weggeworfenen Sachen eine Beleidigung für jedes Auge sind, können sie auch zu einer Gefahr für Tiere werden. Wer mehrfach benutzbare Verpackungen verwendet und sie wieder ins Tal bringt, tut etwas Gutes.

Skiausrüstung leihen statt kaufen

Jedes Jahr gibt es neue Trends, auch im Wintersport: da eine andere Taillierung beim Ski, dort neue Skischuhe oder bessere Snowboards. Klar, das möchte man selbst auch gerne ausprobieren. Ständig die heißesten Sachen zu kaufen geht aber ins Geld und schadet der Umwelt, weil durch die Neuproduktion und das Weglegen des Alten unnötigerweise Ressourcen verbraucht werden. In fast allen mittleren und größeren Skigebieten gibt es inzwischen gut ausgestattete Verleiher. Wer sich dort Ski und Skistöcke für die eine Woche im Jahr, in der sie wirklich gebraucht werden, ausleiht, reist in den meisten Fällen nicht nur bequemer, sondern schont auch Umwelt und Brieftasche.

Wer nicht immer mit den neuesten Geräten unterwegs ist, schont die Umwelt.
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Secondhand statt alles neu am Leib

Bei ein paar Dingen ist es besser, eigenes Zeug zu haben. Skischuhe etwa, wenn man gar empfindliche Füße hat. Auch Anorak und Skihose sollten wirklich passen, sonst ist das Skivergnügen nur ein halbes. Es muss aber nicht immer das Neueste vom Neuen sein, nur um modisch zu erscheinen. Warum nicht einmal etwas aus zweiter Hand kaufen, zumal dann, wenn die Sachen voraussichtlich nur ein paar Tage im Jahr getragen werden. Es gibt diverse Shops, die auf Secondhand-Wintersachen spezialisiert sind. Wer die Ausrüstung dann noch pfleglich behandelt, kann sie lange nutzen. Obacht auch bei Herstellern; einige produzieren nachhaltiger als andere.

Schneeschuhwandern statt voll Karacho den Berg hinab

Wer der Meinung ist, Wintersport sei immer und notwendigerweise invasiv, irrt. Es gibt sanfte Wintersportarten abseits von Skifahren, Snowboarden und Langlaufen. Schneeschuhwanderungen, Hundeschlitten fahren, Spaziergänge im Schnee, Eislaufen oder Rodeln beispielsweise nehmen, richtig gemacht, Rücksicht auf natürliche Bedingungen, schonen Pflanzen und Tierwelt gleichermaßen. Dass solcher Wintersport noch dazu weniger unfallträchtig und außerdem billiger ist als etwa Ski Alpin, sind zwei Argumente, mit denen auch weniger umweltbewusste Menschen zu überzeugen sein sollten. Von sanftem Wintersport profitieren alle Beteiligten, die Umwelt inklusive. (Günther Strobl, 31.1.2020)