Am CPU-Markt ist AMD im High-End-Bereich heute außer Konkurrenz. Vor ein paar Jahren war das noch undenkbar.

Foto: AMD

Lange dominierte Intel den CPU-Markt mit einem derartigen Vorsprung, dass dieser fast uneinholbar erschien. AMD hinkte mehr oder weniger hinterher und konnte kaum Paroli bieten. Die Zeiten haben sich nun aber geändert. AMDs Top-Prozessoren sind außer Konkurrenz, und auch im Mittelklasse- und Einsteiger-Bereich lohnt sich ein Blick auf das Portfolio des Herstellers. Neben dem CPU-Markt will sich AMD nun auch den Grafikkarten-Bereich vornehmen und die Dominanz von Nvidia brechen. Bereits heuer sollen die ersten High-End-Karten kommen. Doch wie ist es eigentlich möglich, dass AMD derart zur Konkurrenz aufschließen und mancherorts sogar überholen konnte?

AMD

AMD bei CPUs wohl noch länger führend

Michael Wimmer vom Institut für Visual Computing & Human Centered Technology der TU Wien geht davon aus, dass sich Intel zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht hat. AMD konnte im Schatten des Herstellers eine neue effiziente Architektur entwickeln. "Ich denke, es ist eine Kombination aus der effizienten Architektur und des 7nm-Fertigungsprozesses, der AMD die jetzigen Erfolge erlaubt", sagt Wimmer. Intels 7nm-Architektur dürfte unterdessen noch eine Weile auf sich warten lassen. Die Rede war bislang von 2021 beziehungsweise 2022. Die neuesten Prozessoren weisen eine 10nm-Architektur auf.

Foto: Intel

Leistungssteigerungen dauern immer länger

Wie viel Leistung bei CPUs noch möglich ist, wird sich weisen. Wimmer sagt, dass man seit einigen Jahren eine Verlangsamung der Steigerungen beobachten kann. "Hier spielt eine Rolle, dass schon seit längerem keine höheren Clock-Raten mehr möglich sind. Das wurde aber durch starke Parallelisierung kompensiert. Das heißt, dass die Chips nicht mehr wesentlich schneller geworden sind, aber paralleler", erklärt der Experte der TU Wien. Die stärkste CPU von AMD weist mittlerweile 64 Kerne auf. Laut Wimmer soll dieser Prozess aber auch nicht beliebig fortsetzbar sein. Intel ist unterdessen weiterhin ein Verfechter von Moores Law und peilt bis 2029 eine 1,4nm-Architektur an.

Katz-und-Maus-Spiel zwischen AMD und Nvidia

Am Grafikkartenmarkt geht Wimmer unterdessen davon aus, dass Nvidia weiterhin an der Spitze bleiben wird. Der Konzern soll heuer bereits eine neue Grafikkarten-Generation vorstellen, bei der auf einen 7nm-Fertigungsprozess gesetzt werden soll. "Ich vermute dadurch also deutlich höhere Performance sowie geringeren Energieverbrauch und AMD wird wohl überholt werden", schätzt Wimmer das Kräftemessen auf dem High-End-Markt ein. Allgemein hat die Vergangenheit immer wieder aufgezeigt, dass Nvidia eine neue Architektur entwickelt, während AMD die Effizienz einer bestehenden weiterentwickelt.

Auch Intel steigt noch heuer in den GPU-Ring

"Nvidia hat einen gewaltigen Innovationsvorsprung gemacht mit der Turing-Architektur. Die Raytracing-Cores und Tensor-Cores sind wirklich bahnbrechend. Bis AMD hier technologisch gleichgezogen hat, kann es noch etwas dauern", sagt der TU-Forscher. Bei der nächsten Generation, die laut dem Hersteller noch dieses Jahr erscheint, soll dies aber laut Wimmer noch nicht eintreten. Auch von Intel, die heuer in den dedizierten Grafikkartenmarkt eintreten wollen, erwartet sich der Experte nichts Bahnbrechendes: "Es ist unwahrscheinlich, dass Intel damit NVIDIA oder AMD ernsthaft unter Druck setzen kann".

CNBC Television

Der Lisa-Su-Effekt

Abseits der technischen Fortentwicklungen führen Beobachter den Wiederaufstieg des US-Konzerns auf die neue Chefin zurück. Lisa Su übernahm AMD im Oktober 2014, als das Unternehmen am Boden war. Der Aktienkurs lag damals bei 2,80 Dollar. Su schlug zunächst viel Unverständnis entgegen, wieso sie die Rolle überhaupt annimmt. Seither hat die US-Amerikanerin mit technischem Background Entscheidungen getroffen, die das Unternehmen wieder auf Vordermann brachten. So wurde eine unter anderem eine CPU-Roadmap aufgestellt und eine neue Abteilung ins Leben gerufen, die sich auf GPU-Entwicklung fokussiert. Der bisherige Erfolg spricht für Su. Heute liegt der AMD-Aktienkurs bei rund 50 Dollar. (Daniel Koller, 2.2.2020)