Unterwasserbilder auf Video werden bei "Octopus" mit Performance auf der Bühne angereichert.

Foto: Txema Vega

Die originelle US-amerikanische Biologin und Feministin Donna Haraway findet unsere Zeiten beunruhigend. Daher empfiehlt sie, künftig eher tentakelhaft – artenverbindend und verwandtschaftlich – zu denken. Haraway (75) wird seit ihrem in den Achtzigerjahren publizierten Cyborg Manifesto als Kultautorin gefeiert. Daher springt die Kulturwissenschaft vom Gestell der unheimlich gewordenen Technokörperlichkeit jetzt gerne in die Wässer animalischer Diskurse.

Dem folgt auch ein Teil des zeitgenössischen Tanzes. Das Grazer Choreografenpaar Marta Navaridas und Alex Deutinger etwa lässt sich mit dem Künstler Christoph Szalay in die lockenden Arme der Tintenfischmetapher sinken. Ihr Stück Octopus zeigt noch bis Samstag im Brut-Theater Zieglergasse, dass so etwas auch Witz haben kann.

Leiber im Meer

In einem Video ist zu sehen, wie von Stoffen umwallte Leiber im Meer tauchen und das Tentakeltier mimen. Angereichert sind diese Unterwasserbilder durch Performanceszenen an der frischen Bühnenluft. Dabei wird mehr als deutlich, wie sehr der Zweibeiner im Wasser ein Fremdkörper ist und wie lächerlich er in seinen Verkleidungen wirkt, gleich ob er sich als eingebildeter Krake schöntaucht oder tentakeldiskursiv auf der Bühne turnt.

Begleitet von schauerlichen Cover bekannter Popschlager steigt eine Karikatur der menschlichen Verwirrungen empor: etwa als von Wäscheklammern gezwickte Witzfigur, die It’s Only Mystery von Subway trällert. Ob ein echter Oktopus mit so etwas verwandt sein möchte, ist mehr als fraglich. (Helmut Ploebst, 1.2.2020)