Ex-Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad entzweite Grüne und ÖVP.

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Die Neubesetzung der Kuratoriumsvorsitzenden dreier Bundesmuseen bleibt weiter umstritten. Nun sickerte durch, dass die Grünen für einen Verbleib Christian Konrads an der Spitze des Kuratoriums der Albertina gewesen wären – anders als die ÖVP, für die eine neuerliche Verlängerung Konrads in dieser Funktion nicht in Frage gekommen sein soll.

Der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt war erstmals unter der Regierung Schüssel II bestellt und unter roter Kanzlerschaft zwei Mal verlängert worden. Als Flüchtlingskoordinator (2015/2016) war er der roten und grünen Wertewelt sehr viel näher gerückt, als es der türkisen ÖVP recht war.

Konrad hielt mit seiner Kritik an der Kurz-ÖVP nie hinterm Berg: Dem Bundeskanzler warf er im Sommer 2018 in einem Interview vor, in der Flüchtlingspolitik "auf ein anderes Gleis abgebogen" zu sein, das in der Frage der Humanität nicht mehr mit christlich-sozial vereinbar wäre. Als die FPÖ der Caritas Anfang 2019 Profitgier vorwarf, verglich er sie öffentlich mit Rotzbuben. Kurz: Christian Konrad, Jahrgang 1943, war quasi angezählt und wäre auch in einer türkis-blauen Regierungsvariante nicht wiederbestellt worden.

Um Beschwichtigung bemüht

Der Albertina bleibt er übrigens dennoch erhalten: Über den Freundeverein, dessen Präsident er seit vielen Jahren ist. Wie man hört, legt er sich dort derzeit in engagierter Manier bei den Vorbereitungen für das Fundraising-Dinner im April ins Zeug.

Wer ihm als Kuratoriumsvorsitzender der Albertina folgt, wird Ulrike Lunacek in den nächsten Tagen entscheiden, wie die Kulturstaatssekretärin via APA ausrichten ließ. Sowohl ÖVP als auch Grüne sind bemüht, zu beschwichtigen: Man sei informiert worden und habe darüber gesprochen, so Werner Kogler und Ulrike Lunacek unisono. Die Nachbesetzungen seien "in Abstimmung mit den Grünen" erfolgt, setzte der Bundeskanzler Donnerstagabend im Interview in der ZIB2 nach. Er sehe da "nicht groß die Problematik", zumal es sich ja nicht um "pragmatisierte Positionen auf Lebenszeit" handle.

Schallenbergs "Versäumnis"

Die Frage zur Vorgehensweise der Abberufung und Bestellung via Mail und nur wenige Stunden bevor die Zuständigkeit von der Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) auf die Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek übergegangen wäre, parierte Sebastian Kurz: Ja, "man hätte noch einen Tag warten können", aber "man hätte es auch schon vor zwei Monaten" erledigen können. Damals war Alexander Schallenberg zuständig. Dem Vernehmen nach war das Ende der Funktionsperiode der amtierenden Kuratoriumsvorsitzenden sehr wohl Thema gewesen.

Angedacht war eine vorübergehende Verlängerung um höchstens ein Jahr. Ein Plan, den man mit dem Finanz- und dem Wirtschaftsministerium hätte akkordieren müssen, konkret wegen ihres jeweiligen Kandidaten in den Kuratorien. Deren Bestellung hatte aktuell keine Eile und steht noch aus: sowohl im Belvedere als auch im Technischen Museum, wo Angelika Fitz, Direktorin des Architekturzentrums, den Vorsitz übernahm; weiters im Museum für angewandte Kunst und vor allem in der Albertina, wo im Kuratorium angeblich kein Stein auf dem anderen bleiben soll. (Olga Kronsteiner, 31.1.2020)