Verfassungen haben selten das Zeug zum Bestseller. Aber wenn man sie optisch gut aufbereitet und mit spannenden Zusatzinformationen ergänzt, dann stoßen sie doch auf großes Interesse. Diese Erfahrung machte ein junges Journalisten- und Designerteam mit dem deutschen Grundgesetz, die sie zu deren 70. Jahrestag 2019 als Magazin herausbrachten. Die Startauflage von 100.000 war rasch vergriffen.

Nun hat sich das gleiche Team, ergänzt durch den ehemaligen STANDARD- und Zeit-Redakteur Christian Ankowitsch, der 100 Jahre alten österreichischen Verfassung angenommen und damit ein attraktives Magazin gestaltet.

170 lesenswerte Seiten: "Unsere Verfassung"
Foto: Verlag

Modernes Grundgesetz

Der Text ist sperrig: der vollständige Text des Bundesverfassungsgesetzes von 1920 mit allen Ergänzungen, des Staatsvertrags von 1955, des Staatsgrundgesetzes von 1867 sowie der Europäische Menschenrechtskonvention und des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern. Was die 170 Seiten dennoch lesenswert macht und den Preis von zehn Euro rechtfertigt, ist die Gestaltung mit Farben, unterschiedlichen Schriftgrößen, Grafiken und Karten. In diesem Kleid wirkt die Verfassung wirklich so elegant, wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen sie nach Ibiza beschrieben hat. Manches überrascht – etwa, wie modern das Grundgesetz von 1867 war.

Das Magazin wird privat herausgegeben und mithilfe von Sponsoren finanziert. Es soll nun über das Internet, den Buchhandel und Schulen verbreitet werden. Bei der Präsentation am Donnerstag waren die Spitzen aller Höchstgerichte präsent. Am 1. Oktober ist der 100. Geburtstag der Verfassung. Wer bis dahin wissen will, was wir tatsächlich feiern, dem bietet dieses Heft eine schmerzlose Gelegenheit dazu. (Eric Frey, 1.2.2020)