Mit einer Hercules C-130 werden die Österreicher heim geholt (Symbolfoto).

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Wien/Paris/Wuhan – Am Sonntag hat die Rückholaktion der sieben Österreicher, die sich bisher in China befunden haben, aufgrund des sich dort ausbreitenden Coronavirus begonnen. Knapp drei Stunden später als geplant startete am Sonntagmorgen eine Hercules (C-130) Bundesheer-Transportmaschine von Linz-Hörsching in Richtung des südfranzösischen Luftwaffenstützpunkt Istres-Le Tube gestartet.

Von dort aus werden die Heimkehrer, die in einem gecharterten Airbus A380 aus China ausgeflogen wurden, nach Österreich gebracht. Mit ihrer Ankunft in Wien-Schwechat wird noch am Sonntag gerechnet. Um 19 Uhr werden Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) eine Pressekonferenz zum Stand der Dinge geben.

Um 16:38 stand die Bundesheer-Hercules noch in Istres-Le Tubé, von dort sind es 1.000 Kilometer Luftlinie nach Schwechat. Das Flugzeug kann eine Höchstgeschwindigkeit von 593 km/h erreichen.

Die sieben Österreicher gelten als gesund und zeigten bisher keine Symptome einer Coronavirus-Erkrankung, informierte Kommandant Wolfgang Wagner. Die Betroffenen sollen nach ihrer Ankunft von der Wiener Berufsrettung unter isolierten Bedingungen in das Hygienezentrum der Stadt Wien in Simmering transportiert werden, heißt aus dem Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Dort sollen die Personen erstversorgt, erste Proben für medizinische Test entnommen und unter isolierten Bedingungen untergebracht werden. Erste Testergebnisse werden innerhalb von 24 Stunden erwartet.

Entwarnung für niederösterreichischen Verdachtsfall

Wie Außenamtssprecher Peter Guschelbauer sagte, handelt es sich bei den sieben Österreichern um den österreichischen Konsul, einen Osttiroler sowie zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind, alle aus Niederösterreich. Sie seien laut Wagner jedenfalls mit 282 weiteren Europäern, darunter Franzosen, Polen, Bulgaren, Briten, Schweden und Belgier, mit einer zivilen Maschine von China nach Südfrankreich geflogen worden. Ein Botschaftsmitarbeiter war bereits am Freitag nach Wuhan gereist um die Heimkehrer zu betreuen. Voraussetzung für die Rückkehr sei gewesen, dass die Reisenden gesund sind, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums.

Abseits der Rückkehrer gab es Sonntagnachmittag in Österreich keinen "übrig gebliebenen" Verdachtsfall auf eine Coronavirus-Infektion, bei dem die Untersuchungen liefen. Auch ein zunächst dritter Verdachtsfall in Niederösterreich hatte sich als negativ herausgestellt.

Erstes Todesopfer außerhalb Chinas

Der Infektionszahlen betreffend dem neuartigen Coronavirus steigen indessen weiter und erstmals seit Ausbruch ist auch außerhalb Chinas ein Mensch an seinen Folgen gestorben. Das philippinische Gesundheitsministerium teilte am Sonntag mit, auf dem pazifischen Inselstaat sei ein 44-Jähriger aus der Stadt Wuhan am Samstag ums Leben gekommen, nachdem er eine schwere Lungenentzündung bekommen habe.

Der philippinische Gesundheitsminister Francisco Duque teilte mit, der Patient sei in einem Krankenhaus in Manila gestorben. Der Mann sei mit einer Chinesin ins Land gekommen, die ebenfalls positiv auf das Virus getestet worden sei. Sie erhole sich derzeit im Krankenhaus von der Infektion.

In China stieg die Zahl der Toten unterdessen bis einschließlich Samstag nach staatlichen Angaben auf 304. Die in der Volksrepublik erfassten Krankheitsfälle schnellten auf 14.380, wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde NHC berichtete. Allein am Samstag seien 2.590 Neuerkrankungen registriert worden, so viele wie nie zuvor an einem einzigen Tag.

Auch Deutschland hat seine Landsleute zurückgeholt

Alle neuen Todesfälle in China und die meisten Neuinfektionen wurden den Angaben zufolge aus der praktisch unter Quarantäne stehenden Provinz Hubei gemeldet. Dort liegt auch die Millionen-Metropole Wuhan, von wo aus die Epidemie ihren Ausgang nahm.

Etwa zwei Dutzend weitere Länder und Regionen haben zusammen mehr als 130 Infektionen erfasst. Die meisten Betroffenen waren kürzlich in Hubei oder kamen von dort. Einige Länder haben damit begonnen, ihre Staatsbürger aus Hubei auszufliegen.

Neben der Evakuierung der österreichischen Staatsbürger hat auch Deutschland seine Landsleute nach Hause geholt. Am Samstag landete ein Flugzeug der Bundeswehr mit mehr als 124 Deutschen an Bord in Frankfurt. Zwei der Heimkehrer wurden am Sonntag positiv auf das Virus getestet und wurden dementsprechend isoliert. Einige weitere wurden in die Klinik wegen anderer Beschwerden gebracht, die restlichen 115 Passagiere sollen nun mindestens 14 Tage in einer Kaserne bleiben, so lange dauert die maximale Inkubationszeit, also die Frist von der befürchteten Ansteckung bis zum möglichen Krankheitsausbruch. (APA, 2.2.2020)