Der 69-jährige Hoguet arbeitete bis 1997 bei der Creditanstalt Investmentbank.

Foto: VHLF / Jason Berger

Auf dem Papier hat sich Geoffrey Robert Hoguet offiziell im Jahr 1997 aus Österreich zurückgezogen. Bis dahin war der Rothschild-Erbe im Vorstand der Creditanstalt Investmentbank (CA IB), die in ebenjenem Jahr mehrheitlich an die Bank Austria verkauft wurde. Damit war die Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie im Land zumindest im Finanzsektor zu Ende. Nun bringt Hoguet die Rothschilds in Österreich wieder in die Schlagzeilen. Er klagt die Stadt Wien wegen der Verwaltung des Neurologischen Zentrums am Rosenhügel.

Begonnen hat die Geschichte der Rothschilds in Österreich vor rund 200 Jahren mit der Gründung des Bankhauses S.M.v.Rothschild durch Hoguets Vorfahr Salomon Meyer Freiherr von Rothschild. Diese wurde durch dessen Sohn Anselm Salomon die k. k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe und die größte Bank des Kaiserreichs Österreich-Ungarn. Nach dem Einmarsch der Nazis wurde 1938 der Nachfahre und damalige Bankinhaber Louis Nathaniel Rothschild verhaftet und zur Auswanderung gezwungen. Die Bank wurde vom Regime übernommen, 1946 gingen die Eigentumsrechte an den österreichischen Staat über.

Wald für 90 Millionen

Der 1950 in San Francisco geborene Geoffrey R. Hoguet ist der Sohn von Gwendoline de Rothschild, der Tochter von Alphonse Mayer von Rothschild, dem Bruder des letzten Bankbesitzers in Österreich.

Hoguet studierte Wirtschaft an der University of Pennsylvania, verdiente sich seine Sporen bei New Yorker Investmentfirmen und beteiligte sich an den Geschäften der Familie. So verkaufte er als Vorsitzender der Rothschild’schen Forstverwaltung 2018 ein 5400 Hektar großes Waldstück in Niederösterreich an den Verpackungskonzern des ehemaligen FPÖ-Politikers Thomas Prinzhorn – für 90 Millionen Euro. 2019 gingen 7000 Hektar aus dem Besitz eines anderen Rothschild-Zweigs an Prinzhorn.

Hoguet leitet nun die Investmentfirma GRH Holdings und sitzt unter anderem im internationalen beratenden Gremium der Václav Havel Library Foundation, die das Andenken an den ersten postkommunistischen Präsidenten der Tschechoslowakei aufrechterhält. Außerdem spendete Hoguet an den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Pete Buttigieg. In seiner Freizeit dürfte Hoguet gerne Tennis spielen. Das legt zumindest seine Mitgliedschaft in einem New Yorker Tennisverein nahe. (Bianca Blei, 2.2.2020)