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Kein guter Tag für Investoren in China: Die Aktienkurse an der Börse in Schanghai gaben am ersten Handelstag nach den chinesischen Neujahr-Feiertagen auf breiter Front nach. Ängste vor negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus waren bestimmend für die Talfahrt.

Foto: AP / Ng Han Guan

Sorgen um die Verbreitung des Coronavirus haben Chinas Aktienmärkte zu Wochenbeginn deutlich absacken lassen. Die Börsen in Schanghai und Shenzhen fuhren jeweils Verluste um die neun Prozent ein. Das entspricht Kursverlusten von umgerechnet etwa 600 Milliarden Euro. Allerdings hatte das Reich der Mitte gewissermaßen Nachholbedarf, die Auswirkungen des Virus in die Aktienkurse einzupreisen. Aufgrund der wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest hatten die Aktienmärkte zuvor länger als eine Woche geschlossen.

Kurzfristig reagierte die chinesische Notenbank, indem sie 1,2 Billionen Yuan, das entspricht knapp 157 Milliarden Euro, in die Geldmärkte, um die Folgen der Virusausbreitung auf die Wirtschaft zu lindern. "Es ist eine klare Botschaft, dass sie wachstumsfördernde Maßnahmen ergreifen und den Markt beruhigen wollen", sagte Mayank Mishra, Makrostratege bei der Standard Chartered Bank in Singapur.

Ist das Schlimmste vorbei?

Am Montag zeigten sich die europäischen Aktienmärkte im Tagesverlauf am Montag überwiegend wieder leicht in der Gewinnzone, nachdem sie in der Vorwoche noch gehörig durchgebeutelt worden waren. Ist das Schlimmste in Sachen Coronavirus an den Börsen damit bereits vorbei? Oder folgt noch größeres Ungemach?

Bei dem französischen Fondsriesen Amundi erinnert man daran, dass die Börsen die Entwicklung meist vorwegnehmen würden. Demnach tendierten die Märkte anfangs zur Übertreibung nach unten, würden sich dann stabilisieren und in weiterer Folge erholen, obwohl sich der negative Newsflow in den Medien fortsetze. "Exzessive Rückschläge" könnten sich aus Sicht der Amundi-Experten als günstige Einstiegspunkte erweisen. Dass die Ausbreitung des Coronavirus noch zu einem wirtschaftlichen Schock führen wird, erwarten man bei Amundi nicht.

Vergleich zu Sars

Ein Vergleich zu dem in Hongkong erfolgten Ausbruch der Lungenkrankheit Sars 2002 und 2003 ist naheliegend. Damals waren die Auswirkungen zwar erheblich, allerdings von kurzer Dauer. In China sackte im zweiten Quartal 2003 das BIP-Wachstum um rund zehn Prozentpunkte auf 3,4 Prozent ab, um im Folgequartal wieder auf mehr als 15 Prozent hochzuschnellen und auf den gewohnten Wachstumspfad zurückzukehren.

Ähnliches ist aus derzeitiger Sicht auch diesmal zu erwarten, wenngleich bei ohnedies geringeren Wachstumsraten. Bei dem Vermögensverwalter DWS geht man derzeit davon aus, dass das Coronavirus das Wachstum in China um etwa 1,15 Prozentpunkte vorübergehend bremsen könne. Über das ganze Jahr erwarten die DWS-Experten einen BIP-Zuwachs Chinas von 5,8 Prozent.

Das Coronavirus erklärt.
DER STANDARD

Bei dem Vergleich mit Sars betonen sie jedoch, dass der Ausbruch damals am Ende des Bärenmarkts nach dem Platzen des Internethypes zur Jahrtausendwende erfolgte. Kurs und Stimmung an den Börsen waren damals im Keller – es gab also viel Luft nach oben. Im Jahr 2020 ist jedoch das Gegenteil der Fall. Nach dem starken Lauf der Börsen seit Oktober dürfte der Ausbruch des Coronavirus vielen Investoren bei Aktien Geld gebracht haben, das sie in sichere Häfen wie Gold oder Staatsanleihen verschifft haben. Bei einer Entspannung der Lage könnten sich diese Kapitalflüsse schnell wieder umkehren. (Alexander Hahn, 3.2.2020)