Sieben Menschen wurden – begleitet vom österreichischen Konsul in China, Nikolai Herold, und breiter medialer Aufmerksamkeit – aus der Provinz Hubei zurückgeholt. Direkt nach der Landung in Schwechat wurden sie von Einsatzfahrzeugen ins Wiener Hygienezentrum gebracht. Die Einrichtung in Simmering war bisher vor allem Eltern bekannt, die ihre Kinder dort entlausen ließen. Sie ist seit 2012 aber auch für Krisen- und Katastrophenfälle zuständig.

Umgehend wurden die Heimkehrer auf das Coronavirus getestet, wenige Stunden später war klar: Keiner von ihnen ist damit infiziert. Trotzdem bleiben sie für 14 Tage in Quarantäne, "aus Sicherheitsgründen", wie es von der Stadt Wien heißt.

Wären sie tatsächlich infiziert gewesen – so einen Fall gab es in Österreich bisher jedoch noch nicht –, wären sie auf die Isolierstation des Kaiser-Franz-Josef-Spitals gekommen. Dieses ist speziell auf die Behandlung hochinfektiös Erkrankter ausgerichtet, etwa mit einer Unterdruckschleuse.

Die sieben Österreicher aus dem chinesischen Coronavirus-Epidemiegebiet Wuhan, die am Sonntagabend in Wien angekommen waren, sind am Montag im Hygienezentrum negativ getestet worden.
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Freiwillig abgesondert

Die sechs Erwachsenen und das Kind, die nun in Quarantäne sind, sind freiwillig dort, heißt es vom Gesundheitsdienst der Stadt Wien. Nun werden täglich Abstriche gemacht, auch das Gesundheitsamt wird sie täglich kontaktieren, kündigte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) an. Es gehe darum, "jeden Verdacht einer Infektion auszuräumen".

Wären sie jedoch nicht bereit gewesen, nach ihrer recht mühsamen Reise nach Österreich – immerhin wurden sie erst nach Frankreich, dann in einer Hercules-Maschine weiter nach Schwechat geflogen – in Quarantäne zu gehen, hätte man sie dazu zwingen können. Das Epidemiegesetz legt fest, dass Personen, die eine sogenannte anzeigepflichtige Krankheit haben oder die verdächtigt sind, eine zu haben oder ansteckend zu sein, abgesondert werden können. Das heißt, sie können "angehalten oder im Verkehr mit der Außenwelt beschränkt werden", sofern eine Gefahr für andere Personen nicht mit einer gelinderen Maßnahme beseitigt werden kann. Und: Die Festnahme muss unter Achtung der Menschenwürde und mit möglichster Schonung erfolgen.

Sieben Österreicherinnen und Österreicher landeten in der Nacht auf Montag in Schwechat. Ein anderes Paar will weiterhin in Hubei bleiben.
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Zu den Krankheiten, die das rechtfertigen, zählt das Coronavirus erst seit kurzem, das legte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Ende Jänner fest. Im Gesetz werden als derart gefährliche Krankheiten etwa Cholera, Gelbfieber, Lepra, Milzbrand und die Pest definiert. Wird eine Person gegen ihren Willen abgesondert, kann sie die Überprüfung der Zulässigkeit und auch die Aufhebung der Freiheitsbeschränkung beim Bezirksgericht beantragen. Außerdem muss jeder, der eine Anhaltung verfügt, diese dem Gericht melden. Das überprüft alle drei Monate, ob Anhaltungen zulässig sind oder – wenn sie schon vorbei sind – waren.

Zwei jüngere Fälle, bei denen zur Quarantäne gezwungen wurde, sind dem Gesundheitsministerium bekannt: Einer im Jahr 2017, einer im Jahr 2019. Beide trugen sich in Vorarlberg zu, beide Male ging es um Masern.

Zwei sind noch dort

Laut dem Außenministerium sind nun alle Rückholaktionen abgeschlossen. In der betroffenen Provinz Hubei sind zwar noch zwei österreichische Staatsbürger verblieben, heißt es von einem Sprecher des Außenamts, das Paar wolle aber in der Region bleiben, es habe seinen Lebensmittelpunkt dort. Von den sieben, die nun ausgeflogen wurden, seien manche auf Verwandtschaftsbesuch in China gewesen, andere hätten sich beruflich dort aufgehalten.

Man gehe davon aus, dass ansonsten keine österreichischen Staatsbürger mehr in der Provinz Hubei sind, heißt es vom Außenministerium. In ganz China seien etwa 2000 Österreicher, es sei diesen selbst überlassen, ob sie dortbleiben wollen. Auch wenn viele Airlines ihre Flüge von und nach China gestrichen haben, können Menschen selbstständig ein- und ausreisen – zumindest außerhalb der Region Hubei. Austrian Airlines hat angekündigt seine China-Flüge bis mindestens 28. Februar auszusetzten. Die Ziele Nanjing, Shenyang und Qingdao sollen sogar bis zum 28. März nicht angeflogen werden. Botschaften und Generalkonsulate, so betont das Außenministerium, würden "selbstverständlich mit Personal voll besetzt bleiben". Die chinesische Regierung hat am Montag erstmals Fehler im Umgang mit dem Virus eingeräumt.

Weitere sechs Verdachtsfälle

Als Verdachtsfall gilt laut Gesundheitsministerium nur, wer gewisse Symptome, darunter Husten, Halsschmerzen oder Kurzatmigkeit, hat und der entweder in einer betroffenen Region in China war oder einen engen Kontakt mit einer (wahrscheinlich) infizierten Person hatte.

Wie jeden Morgen um 10.00 Uhr wurden auch am Montag die aktuellen Verdachtsfälle vom Gesundheitsministerium veröffentlicht. Fünf waren es, drei davon in Niederösterreich, einer in der Steiermark und einer in Tirol. Abseits davon wurde im Laufe des Tages noch ein Fall in Villach und am Montagabend zwei weitere Fälle im Bezirk Klagenfurt-Land bekannt. Bei der Person in der Steiermark und den drei Niederösterreichern waren noch am Montag die Testergebnisse klar: negativ – so wie bei allen fast 50 Fällen, deren Ergebnisse bereits vorliegen. (Gabriele Scherndl, 3.2.2020)