Die Produktionshallen im 2016 eröffneten neuesten Werk von AT&S in der chinesischen 30-Millionen-Metropole Chongqing gleichen einem OP-Saal. Wer hinein will, muss in einen Reinraumanzug schlüpfen. Die Produktion soll am 10. Februar nach virusbedingt nängeren Neujahrsferien wieder anlaufen.

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Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat derzeit gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. In den ersten neun Monaten des Ende März abschließenden Geschäftsjahres 2019/20 führten eine schwächere Nachfrage des Industriebereichs und hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) zu einem Gewinneinbruch um mehr als zwei Drittel. Darüber hinaus bekommt das Unternehmen, an dem der frühere Finanzminister und jetzige Aufsichtsratschef Hannes Androsch eine substanzielle Beteiligung hält, in den chinesischen Werken die Auswirkungen des Coronavirus zu spüren.

Da die Erlöse im Schlussquartal hinter den Erwartungen liegen, mussten die Jahresziele gestutzt werden. Die im Topsegment ATX an der Wiener Börse gelisteten AT&S-Papiere notierten im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz am Dienstag rund acht Prozent tiefer. Mittelfristig gibt sich das Managament jedoch optimistisch und bestätigt die Ziele. An der Börse in Wien verlor das AT&S-Papier am Vormittag mehr als neun Prozent, Dienstagnachmittag war das Papier immer noch 6,6 Prozent im Minus..

Bereich Automotive stabil

AT&S beliefert mit seinen Produkten die Mobilfunkbranche, die Automobil- und Industrieelektronik sowie die Medizintechnik. Neben Leiterplatten, die das Herzstück eines jeden elektronischen Geräts sind, produziert das Unternehmen integrierte Schaltkreise (IC-Substrate), die in Notebooks und PCs zur Anwendung kommen. In diesem Bereich sowie in der Medizintechnik seien zuletzt erwartungsgemäß Zuwächse erzielt worden, hieß es. Der Bereich Automotive zeige eine stabile Entwicklung.

Insgesamt schrumpfte der operative Gewinn (Ebitda) in den ersten drei Quartalen um 29,1 Prozent auf 156,4 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge sank um 7,1 Prozentpunkte auf 20,8 Prozent. Unter dem Strich brach der Gewinn sogar um 72,2 Prozent auf 25,2 Millionen Euro ein. Die Erlöse gingen um 4,7 Prozent auf 753,2 Millionen Euro zurück.

Virus bremst Produktion in China

Für das Gesamtjahr 2019/20 rechnet das Management nunmehr mit Erlösen von 960 Millionen Euro und einer Ebitda-Marge von 18 bis 20 Prozent, weniger als bisher in Aussicht gestellt.

In China beschäftigt das Unternehmen rund 7000 Mitarbeiter und erwirtschaftet dort einen Großteil seines Konzernumsatzes. Betrieben werden zwei Werke in der Stadt Chongqing, rund 900 Kilometer von der Stadt Wuhan entfernt, in der der Ausbruch des Coronavirus begann, sowie ein Werk in Schanghai.

Verspäteter Produktionsstart

"Vorbehaltlich der Personalverfügbarkeit starten die Werke in Schanghai und Chongqing II nach den verlängerten Feiertagen zum Neujahrsfest in der Woche vom 10. Februar", teilte AT&S mit. Das Werk Chongqing I habe die Produktion mit reduzierten Kapazitäten nach dem chinesischen Neujahrsfest plangemäß aufgenommen. Zudem ist das Unternehmen durch die Einstellung von Flugverbindungen betroffen. Eine reihe von Airlines hat, wie berichtet, Flugverbindungen von und nach China bis auf weiteres gestrichen, darunteer auch die.

Vor wenigen Monaten hatte AT&S begonnen, in Zusammenarbeit mit einem führenden Halbleiterhersteller die Produktion für IC-Substrate an den Standorten in China und Österreich auszubauen. Die Investitionen belaufen sich in den kommenden fünf Jahren auf bis zu eine Milliarde Euro. (Reuters, stro)