In Fünf Jahren soll es eine neuen medikamentöse Therapie gegen Herzschwäche geben, hoffen Forscher. Tablettenschlucken würde dann der Vergangenheit angehören.

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Bei einer Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Menge Blut durch den Körper zu pumpen. Das kann dazu führen, dass Organe, Muskeln oder andere Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Derzeit wird die Erkrankung unter anderem mit Medikamenten behandelt, die den Blutdruck senken und das Herz entlasten.

Wissenschafter der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun in einer Studie einen neuen Therapieansatz entwickelt. Die Forscher fanden einen Weg, den Baustein im menschlichen Erbgut auszuschalten, der die krankhafte Vergrößerung des Herzmuskels zu Beginn einer Herzinsuffizienz reguliert.

Bei der Suche nach sogenannten nicht-kodierenden RNAs, die bestimmte Vorgänge in den Zellen steuern, sind die Wissenschafter auf die microRNA-132 (MiR-132) gestoßen. "Sie wirkt wie ein regulatorischer Hauptschalter und ist sowohl bei Tieren als auch Menschen mit verschiedenen Herzerkrankungen deutlich häufiger in den Herzmuskelzellen zu finden als bei Gesunden", erklärt Studienleiter Thomas Thum.

Eine Infusion pro Monat

Um MiR-132 auszuschalten, entwickelten die Forscher eine spezielle Substanz. Die AntimiR-132-Verbindung ist als sogenanntes Antisense-Oligonukleotid wie ein Spiegelbild von MiR-132 aufgebaut und fängt das pathologisch erhöhte Vorkommen der mikroRNA ab. "Wir konnten in unseren Untersuchungen im Tiermodell zeigen, dass die Anwendung von AntimiR-132 den miR-132-Spiegel in den Herzmuskelzellen senken und eine schwere Herzinsuffizienz umkehren kann", sagt Thum.

AntimiR-132 wurde bereits an Patienten mit Herzinsuffizienz getestet. Konkret wurde untersucht, ob bereits eine geringe Dosis der Substanz einen therapeutischen Effekt hat, ohne dass Nebenwirkungen auftreten. Weitere klinische Studien sollen nun folgen, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Präparates weiter zu testen. In fünf Jahren, so hoffen die Forscher, könnte die Therapie eine Marktzulassung erhalten. Ständiges Tablettenschlucken würde dann der Vergangenheit angehören. "Eine Infusion pro Monat wird vermutlich für eine effektive Behandlung genügen", schätzt Studienleiter Thum. (red, 5.2.2020)