Die Menge mach das Gift: Zu viel Fleisch dürfte die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

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Bis vor rund 70 Jahren galt Fleisch auf dem Teller als Luxus für das Durchschnittsvolk. Rindfleisch war vor allem bei vermögenden Stadtbewohnern verbreitet, von der wohlhabenden Landbevölkerung wurde Schwein bevorzugt. Unter der Arbeiterschaft kamen nur ab und zu Schweinefleisch und Wurst auf den Tisch. Doch das änderte sich ab der Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Massentierhaltung.

Heute ist Fleisch annähernd täglich Teil des Speiseplans, das zeigt auch eine Statistik aus dem Jahr 2018: Im europäischen Vergleich liegt Österreich demnach hinter Luxemburg (70 Kilogramm pro Kopf und Jahr) und Spanien (66 Kilogramm) mit 65 Kilogramm pro Kopf und Jahr auf Platz drei. Für die Umwelt und das globale Klima ist die industrielle Fleischproduktion jedenfalls kein Segen, so viel ist mittlerweile klar. Ob dieser hohe Fleischkonsum der Gesundheit zuträglich ist, darüber allerdings scheiden sich die Geister.

Erhöhtes Risiko

Möglicherweise bringt nun eine im Fachjournal "JAMA Internal Medicine" präsentiere US-amerikanische Studie etwas mehr Licht in diese Angelegenheit: Forscher von der Northwestern University (Illinois) und der Cornell University (New York) fanden im Rahmen einer großangelegten Untersuchung Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch und einem höheren Risiko für Herzkrankheiten.

Das Team um Norrina Allen von der Northwestern University Feinberg School of Medicine konnte nach der Analyse der Ernährungsgewohnheiten von 29.682 Personen nachweisen, dass der Verzehr von zwei Portionen rotem oder verarbeitetem Fleisch oder Geflügel pro Woche mit einem um drei bis sieben Prozent höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht.

Kontroverse Studie

"Es mag ein kleiner Unterschied sein, aber es lohnt sich zu versuchen, rotes und verarbeitetes Fleisch zu reduzieren", sagte Allen. Die neuen Erkenntnisse können als Reaktion auf eine im vergangenen November veröffentlichte kontroverse Metaanalyse angesehen werden, in der empfohlen wurde, die Menge an rotem und verarbeitetem Fleisch bei der alltäglichen Ernährung nicht zu reduzieren. "Alle haben interpretiert, dass es in Ordnung ist, rotes Fleisch zu essen, aber ich glaube nicht, dass die Wissenschaft dies unterstützt", sagt Allen. (tberg, 4.2.2020)