Wien – Dienstag, 13.23 Uhr, der VIP-Terminal am Flughafen Wien. Prinzipiell kann ihn jeder mieten, das Angebot ist größer als die Nachfrage, man kann das Geld auch anders verschwenden. Tennisstar Dominic Thiem wurden die Räumlichkeiten gratis zu Verfügung gestellt, Ehre, wem Ehre gebührt.

Er erscheint: Dominic Thiem.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Er hatte eine lange Reise hinter sich, von Melbourne via Dubai nach Wien, das dauert 25 Stunden. Die Oma – sie kocht dem Enkerl ein indonesisches Reisgericht – und der Opa sind überpünktlich am Terminal gewesen, Hund Hugo, ein schwarzer Labrador, wedelte durch die Journalistenschar. Es sind rund 40 gewesen, ein Finalist der Australian Open sorgt eben für nachhaltiges Interesse.

Thiem quasi im Pyjama

Und dann öffnete sich die automatische Schiebetür, Thiem erschien quasi im Pyjama, graue Trainingshose, blauer Sweater. Da ihm fast alles gelingt, ist er nicht im Gehen eingeschlafen und über Kameras gestürzt, er stellte sich tapfer und souverän eine knappe halbe Stunde lang den Fragen. Der Jetlag musste warten.

Dass er das Finale der Australian Open gegen Novak Djokovic in fünf Sätzen verloren hat, ist ein nicht wiedergutzumachendes Faktum, es nagt auch noch 48 Stunden später an ihm. "Ich habe im Flugzeug darüber nachgedacht. Aber in erster Linie habe ich geschlafen." Thiem hat jedenfalls beschlossen, der Enttäuschung keine langfristige Chance zu geben. "Australien war eine unglaubliche Reise mit einem kleinen Makel."

Eine niederösterreichische Kulisse.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Er hat nun drei Grand-Slam-Finale verloren, von einem Fluch will Thiem aber nichts wissen. "In Paris war ich gegen Nadal zweimal absolut chancenlos, diesmal war ich schon recht nahe daran." Er verweist auf den Schotten Andy Murray, der seine ersten vier Grand-Slam-Endspiele als Zweiter beendet hat. Danach hat er drei gewonnen. "Das gibt Hoffnung."

Detailarbeit hört nicht auf

Er selbst habe einen enorm hohen Level, eine Verlässlichkeit auf dem Tennisplatz erreicht. "Es gibt praktisch kein Auf und Ab." Er müsse seinen Return weiter verbessern, "die Detailarbeit hört nie auf". Thiem wurde noch einmal auf die Trennung von Thomas Muster angesprochen, nur 17 Tage lang ist die Legende Teil des Trainerstabs gewesen. "Es hat halt nicht gepasst, für die Öffentlichkeit war das dramatischer als für uns."

Thiem ist 26 Jahre alt, die Zeit der Experimente ist vorbei. Bereits im April 2019 hatte er die Zusammenarbeit mit Günter Bresnik, seinem Entdecker, Förderer, Trainer, nach 17 Jahren beendet. "Ich bin mein eigener Chef, weiß, was ich will, was ich tun muss, um Erfolg zu haben. Ich bin hochmotiviert."

"Ich bin mein eigener Chef, weiß, was ich will, was ich tun muss."

Nun ist eine kurze künstlerische Pause angesagt. Daheim in Lichtenwörth. "Ich will ein paar Tage Österreich in meinen eigenen vier Wänden genießen." Thiem wird das Turnier in Buenos Aires nächste Woche auslassen, am 13. Februar fliegt er dann nach Rio, er eröffnet dort seine Sandplatzsaison. Den Daviscup am 6./7. März in Graz gegen Uruguay streicht er aus seinem Kalender. In Österreich ist Thiem bei der Ausübung seines Berufs erst wieder Ende Juli in Kitzbühel zu sehen. Als Titelverteidiger.

Der Angriff auf die Top drei, also auf Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer, geht munter weiter. "Ich bin ihnen näher gekommen." Wobei Federer nur mehr in Wimbledon die Chance auf einen ganz großen Titel haben dürfte. "Nadal bleibt auf Sand der größte Konkurrent, Djokovic auf Hartplatz." Den Hype in Österreich um seine Person habe er nur am Rande mitbekommen. "Mir reichte der Hype in Melbourne." Um die wirtschaftlichen Belange, um die Verwaltung des Vermögens, kümmert sich Manager Herwig Straka. "Ich leiste mir nichts Besonderes. Meine Aufgabe ist, die Bälle gut ins Feld zu spielen." (Christian Hackl, 4.2.2020)