Je weiter man mit einem Elektroauto fährt, desto besser wird seine Ökobilanz.

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Villigen – Ob Fahrzeuge, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, oder Elektroautos die bessere Klimabilanz aufweisen, ist nach wie vor umstritten. 2017 reihte eine schwedische Studie letztere noch hinter Pkws mit Verbrennungsmotor. Doch die Autoren haben ihre Untersuchung aktualisiert und kommen mittlerweile zu anderen Schlüssen. Den Grund dafür sehen die Forscher in einer Effizienzsteigerung bei der Batteriezellenproduktion.

Eine Arbeit des Schweizer Paul Scherrer Instituts (PSI) untermauert nun diese Ergebnisse. Vor den ersten Kilometern schneiden Elektroautos in Sachen Klimabilanz demnach zwar noch schlechter ab als andere Fahrzeuge. Je weiter man jedoch damit fährt, desto besser wird diese Bilanz.

Emissionen bei der Batterieherstellung

Grund dafür ist, dass die Herstellung der Batterie für E-Autos relativ viele Emissionen verursacht. Der Betrieb mit Strom aus erneuerbaren Quellen macht diesen anfänglichen Nachteil jedoch mehr als wett, zeigt die Studie. Im Auftrag des Bundesamtes für Energie betrieben Brian Cox und Christian Bauer vom PSI eine groß-angelegte Recherche, um die Klimabilanz verschiedener Antriebe während des gesamten Lebenszyklus von Personenwagen zu ermitteln. Zudem wagten sie eine Zukunftsprognose, welche Antriebe sich bis ins Jahr 2040 bewähren werden.

In der Gesamt-Klimabilanz, von der Produktion des Fahrzeugs und seiner Komponenten über den Betrieb bis zur Entsorgung, schnitt der batterieelektrische Antrieb demnach am besten ab. Das gelte aufgrund des derzeitigen Schweizer Strommixes, der sich vor allem aus Wasser- und Atomkraft zusammensetzt, bereits heute, schrieb das PSI.

Brennstoffzelle auf Platz zwei

Den zweiten Platz in Sachen Klimabilanz fällt der Brennstoffzelle zu, sofern gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Bei diesem Antrieb kommt der Strom für den Betrieb des Elektromotors nicht aus der Steckdose, sondern aus einer Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser unter Freisetzung von Energie.

Zentral ist dabei jedoch, wie der Wasserstoff erzeugt wird, mit dem Brennstoffzellen-Fahrzeuge betankt werden. Wird er durch Aufspaltung von Wasser mithilfe von Solarstrom produziert, ist das sehr klimagünstig. Etwas schlechter schneidet dieser Antrieb mit dem derzeitigen Schweizer Strommix ab. Völlig ruiniert wird die gute Bilanz, wenn der Wasserstoff aus Erdgas gewonnen wird.

Synthetisches Erdgas

Erdgas-betriebene Autos schneiden ähnlich ab wie Dieselfahrzeuge. Ein Antrieb mit Synthetic Natural Gas (SNG), einem künstlichen Erdgas-Ersatz, könnte sich dereinst lohnen, wenn in Zukunft große Mengen überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen anfällt.

Das Gas hat den Vorteil, dass es sich sehr einfach und kostengünstig speichern lässt und auch dann zur Verfügung steht, wenn gerade weniger Ökostrom produziert wird, beispielsweise im Winter. Allerdings verbrauchen Erdgas-Autos, die mit SNG fahren, fünf- bis sechsmal so viel Strom wie E-Autos, wie Bauer im Magazinartikel festhielt.

Entscheidend für die Klimabilanz der verschiedenen Antriebe sei, wie das europäische Stromnetz der Zukunft aussehe, hieß es weiter. Wenn es zügig auf erneuerbare Energiequellen umgestellt wird, könnten die alternativen Antriebe wirklich trumpfen. (red, APA, 5.2.2020)