Kinder, lernt das: "The Only Way Is Up" von Jonas Vermeulen und Boris Van Severen.

Foto: Thomas Dhanens

Eine geballte Ladung avancierten Kinder- und Jugendtheaters, das sich mit allen Konfliktfeldern der Gegenwart befasst, ist ab morgen, Freitag, bei spleen*graz anzutreffen. Die achte Ausgabe des von Manfred Weissensteiner und Hanni Westphal geleiteten Festivals bringt sechzehn Produktionen aus sieben Ländern nach Österreich. Darunter so gefeierte Gruppen wie das niederländische Theater Artemis, dessen Regisseur Jetse Batelaan 2019 den Silbernen Löwen der Biennale de Venezia in der Kategorie Theater erhalten hat. Das titellose bzw. mit den vielsagenden Zeichen (.....) überschriebene Stück befasst sich mit den Verwechslungen von Fiktion und Realität.

Dem Leben zuschauen

Mit dem Krieg beschäftigt sich Somewhere else, ein slowenisches Figurentheater, bei dem die Folgen von Gewalthandlungen durch die Augen eines Kindes betrachtet werden. Das Landestheater Vorarlberg gastiert mit Die Zertrennlichen von Fabrice Melquiot, einem Stück, in dem Ressentiments der Erwachsenen die Freundschaft zweier benachbarter Kinder verunmöglichen. Über die Wahrheit und Klischees von Liebe wird in Liebeüben nachgedacht. Und für I will be everything haben sieben europäische Theater im Rahmen des Projekts Kreatives Europa der Europäischen Kommission zusammengearbeitet. Thema: die Welt in 50 Jahren.

Erstmals in der Geschichte des Festivals präsentiert spleen*graz auch eine Eigenproduktion, und die hat es in sich. Alle Bewohnerinnen eines Mehrparteienhauses lassen sich für das Stück 8 Fenster von Natascha Grasser von außen in die Wohnungen schauen. Es geht um Voyeurismus, um die verschwimmenden Grenzen zwischen privat und öffentlich. Das Publikum kann dem Leben zuschauen und ist per Tablet mit den Geschichten verbunden. (afze, 5.2.2020)