In der Allgemeinmedizin wuchs die Zahl der unbesetzten Stellen von 68 auf 95, also um fast 40 Prozent.

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Wien – Die Zahl der unbesetzten Arzt-Kassenstellen nimmt zu. Anfang des Jahres waren in Österreich 157 der von den Krankenkassen für Ärzte ausgeschriebenen Verträge nicht vergeben – um 28 mehr als vor einem Jahr. Das zeigen Zahlen der Ärztekammer, von denen am Mittwoch die APA berichtete und die dem STANDARD vorliegen.

In der Allgemeinmedizin klafft das größte Loch: Da wuchs die Zahl der unbesetzten Stellen von 68 auf 95, also um fast 40 Prozent. Am größten ist das Problem in Oberösterreich, wo 28 Kassenstellen für Allgemeinmediziner und neun für Fachärzte unbesetzt sind. In Niederösterreich sind es 22 offene Stellen für Allgemeinmediziner und 14 für Fachärzte. In Wien fehlen 19 Allgemeinmediziner und zehn Fachärzte.

Bei den Fachärzten gibt es insgesamt zwar nur eine unbesetzte Stelle mehr als vor einem Jahr, manche Fächer spüren den Mangel aber besonders: So betreffen 26 der insgesamt 62 unbesetzten Facharztstellen die Kinderheilkunde. Allein zehn davon entfallen auf Niederösterreich. In Wien und Oberösterreich sind jeweils fünf Kinderarzt-Kassenverträge nicht vergeben. In der Frauenheilkunde sind 16 Stellen für Fachärzte offen, fünf davon allein in der Steiermark und vier in Wien.

Neos sehen Schuld bei Kassen

Die Neos forderten angesichts dieser Zahlen, dass die Kassen Wahlarztkosten übernehmen sollten, wenn es im Heimatbezirk der Patienten keine entsprechenden Vertragsärzte gibt. Denn die Kassen seien schuld an der Situation, da sie "die Vertragsbedingungen für Kassenärztinnen und -ärzte weiter restriktiv und unattraktiv halten", teilte Gesundheitssprecher Gerald Loacker mit.

Grüne gegen Neos-Vorschlag

Die Grünen lehnen den Neos-Vorschlag ab: Das würde "eine Zerschlagung und Privatisierung des Gesundheitssystems" darstellen, konterte Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. Ziel müsse vielmehr sein, die Primärversorgung aufzuwerten und mehr Mediziner und nicht-ärztliche Gesundheitsberufe in Kassenverträge zu bringen. (Gudrun Springer, 5.2.2020)