Das Objekt der Begierde als lebensgroße Statue.

EPA/ETIENNE LAURENT

Jede junge Schauspielerin und jeder junge Schauspieler träumt vermutlich davon, einmal im Leben einen eigenen Oscar, den begehrtesten Filmpreis der Welt, in Händen zu halten. Statistisch gesehen ist die Chance für viele von ihnen aber schon im Vorhinein recht gering. Besonders nichtweiße Personen sind in der Vergangenheit sehr selten als beste Hauptdarstellerin oder bester Hauptdarsteller bei den Academy Awards ausgezeichnet worden. Gerade in den vergangenen Jahren stand die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die den Preis vergibt, dafür im Kreuzfeuer der Kritik. Erst ein Mal bekam eine nichtweiße Frau, Halle Berry im Jahr 2002, den Oscar. Unter den Nominierten für die diesjährige Oscarverleihung befindet sich mit Cynthia Erivo für ihre Rolle im Film Harriet zumindest eine "Person of Color". Bei den Männern gab es "immerhin" schon sieben prämierte Hauptdarsteller, die anderen Ethnizitäten zugeordnet werden können.

Bei Betrachtung der Grafik fällt außerdem auf, dass Frauen, die in der Kategorie "Beste/r Hauptdarsteller/in" bei den Oscars gewinnen, tendenziell jünger sind als ihre Kollegen. Der Trend bewegt sich allerdings dahingehend, dass sich das Durchschnittsalter der Frauen dem der Männer annähert.

Woher die Regisseure kommen

Das generische Maskulinum wurde in diesem Fall bewusst eingesetzt, weil seit der ersten Verleihung 1929 erst eine Frau den Oscar in der Kategorie "Beste Regie" erhalten hat. Kathryn Bigelow, die 2010 für den Film Tödliches Kommando – Hurt Locker ausgezeichnet wurde, verdient deshalb an dieser Stelle eine besondere Erwähnung. Sie stammt, wie auch die meisten anderen prämierten Regisseure, aus den USA. Auch Mexiko und Großbritannien sind, was die Nationalität der Regisseure mit einem Oscar betrifft, vorne dabei.

Das beliebteste Genre, für das Regisseure einen Oscar erhalten haben, war eindeutig das Drama, dicht gefolgt von der Komödie und der Literaturverfilmung.

Wenn sich Filme in die Länge ziehen

In der Kategorie "Bester Film" wurden für folgende Grafik die Längen der Filme im Zeitverlauf betrachtet. Demnach werden die prämierten Filme im Durchschnitt immer länger, wobei die Länge grundsätzlich von Jahr zu Jahr recht stark schwankt. An der Spitze des Längenvergleichs aller Siegerfilme steht seit 1940 unangefochten Vom Winde verweht, eine Literaturverfilmung mit einer Länge von 238 (!) Minuten. Dieser Film dauert also fast vier Stunden. Im Vergleich dazu gibt es nur einen Oscar-prämierten Film, der kürzer als eineinhalb Stunden ist: Tom Jones aus dem Jahr 1964 dauert nur 88 Minuten.

Welches Studio die Nase vorne hat

In der folgenden Grafik sind die Gewinner in der Kategorie "Bester Film" nach Produktionsstudio und Genre aufgeteilt. Der Anteil der Studios an der Gesamtheit hängt, je nachdem welche Ansicht vorliegt, entweder von den globalen Gesamteinnahmen oder dem für die Produktion ausgegeben Budget der Filme ab. Die Filmfirma Paramount liegt demnach sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ausgaben für die Gewinnerfilme vorne. Wichtig dabei ist zu beachten, dass die Einnahmen in der folgenden Grafik nicht an die Inflation angepasst worden sind. Nach den vorliegenden Daten steht somit der Klassiker Titanic aus dem Jahr 1997 mit weltweiten Einnahmen von fast 2,2 Milliarden Dollar an der Spitze aller bei den Oscars ausgezeichneten Filmen.

Durch die Inflationsanpassung ergibt sich allerdings ein anderes Bild. Man geht davon aus, dass der Film Vom Winde verweht, der real seit seinem Erscheinen im Jahr 1939 weltweit über 402 Millionen Dollar in die Kinokassen gespült hat, an die heutige Inflation angepasst einen Wert von über 3,44 Milliarden Dollar erreicht. Er gilt somit als erfolgreichster Film aller Zeiten.

Wer sich in der Nacht auf Montag bei der 92. Oscarverleihung über die fast vier Kilogramm schwere Goldstatue freuen darf, ist noch völlig offen. Nur eines lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon sagen: Bei der Diversität der Prämierten wird auch in diesem Jahr keine Trendwende eingeläutet werden. (Emil Biller, 9.2.2020)