Der Kreditversicherer Coface stuft die heimische Transportbranche als Hochrisikosektor ein.

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Paris – Gerade noch haben die chinesischen Märkte das Teilabkommen im Handelsstreit zwischen China und den USA gefeiert. Dann brach im Reich der Mitte die Corona-Epidemie aus und der Motor des chinesischen Wirtschaftsriesen geriet gehörig ins Stottern. Freud und Leid wechseln sich in der Wirtschaft oft schleunig ab. Beide Fälle zeigen: Es sind oft nichtwirtschaftliche Faktoren, die den Lauf der Weltwirtschaft beeinflussen. Das bleibt auch 2020 so.

Zu dieser Einschätzung kommen jedenfalls die Analysten des Kreditversicherers Coface. Protektionismus, soziale Unruhen und Umweltthemen stellen demnach für Unternehmen die größten Risiken im noch jungen Jahr dar. Laut Coface-Prognose legt der globale Handel im laufenden Jahr nur um 0,8 Prozent zu, nachdem er im Vorjahr zum ersten Mal seit zehn Jahren zurückgegangen war.

Unsicherheit im Handel

"Die Unsicherheit im globalen Handel ist enorm gestiegen", sagte Coface-Chefökonom Julien Marcilly am Dienstag in Paris bei der Vorstellung des jährlichen Risikenreports. 2018 und 2019 wurden weltweit je über 1000 protektionistische Maßnahmen gesetzt. Rund doppelt so viele, wie in den Jahren zuvor.

Dabei handelt es sich nicht nur um Zölle, sondern auch um Steuern und Subventionen. Und es waren auch nicht nur China und die USA, die die Unsicherheit im globalen Handel geschürt haben, erklärte Marcilly: "Nur 23 Prozent aller protektionistischen Maßnahmen zwischen Jänner 2017 und November 2019 gehen auf die Kappe von China oder den USA."

Allerdings hat der Handelsstreit zwischen den beiden Wirtschaftsriesen eine Eigenheit: "Es ist paradox", sagte Marcilly: "Nicht die USA oder China leiden am meisten unter dem Handelsstreit, sondern andere asiatische Länder." Demnach schlägt sich die globale Großwetterlage auch deutlich in den Produktionsketten nieder.

Umweltrisiken gestiegen

Aber nicht nur Unsicherheit im globalen Handel: Auch soziale Unruhen und politische Spannungen trüben den Ausblick für 2020. Libanon, Chile und Hongkong sind nur drei von vielen Beispielen, wo die Wirtschaft unter sozialen Unruhen leidet.

Dazu kommen Umweltrisiken in Form von extremen Naturereignissen und Regulierung. Besonders schlagen sich die Umweltrisiken im Automobil- und Transportsektor nieder. Regulierung und neue Antriebstechnologien stellen die Unternehmen vor zunehmende Herausforderungen.

Auch in Österreich. Das Risiko in der heimischen Transportbranche hob Coface von "mittel" auf "hoch" an. Den Schritt begründete der Kreditversicherer mit großen Abhängigkeit von der deutschen Automobilbranche – laut Coface auch eine Hochrisikobranche. (5.2.2020, luis)